Einen ganzen Haufen aufgestellter WM-Teilnehmer und Aspiranten darf Murat Yakin beim FC Basel zurück im Training begrüssen, darunter auch Marcelo Diaz, der daheim in Santiago de Chile ein rauschendes Qualifikationsfest feierte. Das ägyptische Duo Salah/Eleney dagegen erlebte ein Debakel.
Die grosse Sehnsucht der Ägypter, sich nach 1990 wieder für eine WM-Endrunde zu qualifizieren, wird sich nicht erfüllen können. Gegen ein starkes und gnadenloses Ghana verloren die «Pharaonen» vor 50’000 Zuschauern im Baba-Yara-Stadion von Kumasi 1:6. Eine Demontage, bei der auf der Siegerseite der Ex-Basler Samuel Inkoom beteiligt war, obwohl er in Dnipropetrowsk nur noch unter der zweiten Mannschaft geführt wird, und auf der anderen Seite die beiden aktuellen FCB-Spieler Mohamed Salah und Mohamed Elneny.
Salah war am Anschlusstreffer der Ägypter kurz vor der Pause beteiligt, als bei einer Intervention gegen den Basler Stürmer ein generöser Penalty gepfiffen wurde. Noch vor dem Seitenwechsel traf Ghana jedoch erneut, und im zweiten Durchgang brach die ägyptische Verteidigung in sich zusammen.
Nationalcoach Bob Bradley entschuldigte sich «bei allen Ägyptern» und räumte ein: «Die WM ist der Traum eines jeden Landes. Für uns ist diese WM scheinbar unmöglich geworden.» Der US-Amerikaner gestand die Überlegenheit der Gastgeber ein: «Ghana ist eine grosse Fussballnation mit fantasischen Fans. Alles klappte bei ihnen.»
Polizei musste laut Medienmeldungen eingesetzt werden, als die Mannschaft Mittwochmorgen am Flughafen in Kairo von aufgebrachten Fans empfangen wurde. Angesichts der politischen Unruhen, der Toten beim Fussballspiel in Port Said Anfang 2012 und des seither darniederliegenden Fussballbetriebs verkörperte die Nationalmannschaft und die WM-Teilnahme eine grosse Hoffnung. Doch die Bruchlandung von Kumasi wird im Rückspiel am 19. November nicht mehr gutzumachen sein.
Der Hype um Mohamed Salah
Ob Bob Bradley, zu dem FCB-Sportdirektor Georg Heitz einen regelmässigen Kontakt hält, beim Barrage-Rückspiel noch verantwortlich sein wird, ist offen. Es gibt Meldungen, wonach er nicht gefeuert werden soll, weil sonst eine Abfindung von umgerechnet über 300’000 Franken fällig wäre. Am Montag muss Bradley bei einer Krisensitzung des Verbandes das 1:6-Debakel rechtfertigen.
Ägyptens bevorstehendes Ausscheiden wird für den FC Basel zweierlei Auswirkungen haben: Der Hype um Mohamed Salah, den herausragenden Torschützen seiner Nationalelf, wird sich zumindest etwas beruhigen, und der Marktwert des Flügelturbos auf der Bühne der WM in Brasilien nicht noch weiter steigen.
Serey Die und Sio im Rennen
Ganz anders sieht das bei Yann Sommer, Fabian Schär und Valentin Stocker aus, die ihr WM-Ticket, so sie denn gesund bleiben, auf sicher haben. Geoffroy Serey und Giovanni Sio haben den letzten grossen Schritt noch vor sich. Sie haben sich in Abidjan mit dem Nationalteam der Elfenbeinküste dank eines 3:1 gegen Senegal immerhin eine gute Ausgangslage in den Playoffs des afrikanischen Kontinentalverbandes geschaffen, dem nur der kleine, aber nicht unwesentliche Makel des Gegentreffers in der 94. Minute anhängt.
In der hochkarätig besetzten ivorischen Auswahl um Altstar Didier Drogba hat sich Serey Die offenbar nach nur vier Länderspielen einen Startplatz erkämpft. Dreimal eingewechselt in der WM-Qualifikation wurde bisher Giovanni Sio, so auch beim Sieg gegen Senegal in der 55. Minute.
Diaz – der Mann für die Balance Chiles
Schon durch ist Marcelo Diaz. Am Freitag, beim spektakulären 3:3 Chiles in Kolumbien nach einer 3:0-Führung, fehlte der Mittelfeldspieler noch mit seiner aus Basel mitgebrachten Wadenzerrung. Am Dienstag war er in Santiago de Chile wieder Teil der Roja, die Ecuador 2:1 schlug (Ecuadors Tor durch den Ex-Basler Felipe Caicedo) und Platz 3 in der Südamerika-Ausscheidung sicherte.
Zum neunten Mal nimmt Chile an einer WM teil, aber zum ersten Mal an zwei Turnieren in Folge. 2010 liessen die Chilenen die Schweiz hinter sich. Mit einer Party wurde vor fast 48’000 Zuschauern im Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos von Santiago de Chile das Team und Trainer Jorge Sampaoli gefeiert – so als ob schon mehr als die blosse Teilnahme gewonnen sei. Und während Chiles Prunkstück der Angriff um Alexis Sanchez, Arturo Vidal und Eduardo Vargas ist, gilt Diaz als das defensive Gewissen, als ausgleichendes Element der ultraoffensiv eingestellten Roja.
Ivanov raus, Pak mit drei Toren
Mit Fassung wird Ivan Ivanov das Scheitern Bulgariens tragen. Die Chance, an Dänemark noch vorbeizuziehen gab es zwar noch, die beiden Niederlagen in Armenien (1:2) und daheim in Sofia gegen Tschechien (0:1) erübrigten jedoch jegliche Rechenspiele. Dänemark fiel als schlechteste Mannschaft aller Zweitplatzierten dann auch aus der Barrage, und Ivanov kann sich immerhin damit trösten, dass er zweimal 90 Minuten Bewegungstherapie hatte.
Abseits des Rampenlichts spielte Kwang Ryong Pak im chinesischen Tianjin mit Nordkoreas U23 – und kehrt als Sieger des Fussballturniers an den 6. Ostasien Spielen zurück. Bei den drei Siegen gegen Japan (2:1), Hongkong (5:2) und China (3:0) sowie dem 2:2 gegen Südkorea war der Basler Nachwuchsstürmer mit drei Toren und drei Assists beteiligt.
Seit ihn der FCB Ende August aus Vaduz zurückgeholt hat, hat Pak erst einen Einsatz im Cupspiel in Münsingen erhalten. Kaum anzunehmen, dass der inzwischen 21-Jährige am Samstag eine Rolle in Yakins Überlegungen spielt, wenn es für den FC Basel mit dem Heimspiel gegen den FC St. Gallen (19.45 Uhr, St.-Jakob-Park) weitergeht.
Überblick über alle Qualifikationsspiele und die Barrage-Rückspiel Afrikas
Die Setzliste für die europäischen Playoffs (Auslosung am Montag, 21. Oktober)