Ein bisschen ist es beim FC Basel wie in der letzten Saison: Für die Mannschaft geht es in den letzten Saisonspielen um nichts mehr, aber was das individuelle Glück betrifft, so kann sich einer einen kleinen Traum erfüllen. Jenen vom Torschützenkönig der Super League.
In der Saison 2016/17 war es Seydou Doumbia, der Ivorer, der leihweise für ein Jahr in die Schweizer Liga zurückgekehrt war. Wie schon in seinen zwei Jahren bei den Young Boys wurde er bester Torschütze in der Schweizer Liga, und im Basler Dress schaffte er diese Leistung mit einem unvergleichlichen Endspurt: Sechs Tore erzielte der damals 29-Jährige in den letzten drei Spielen und überholte damit Guillaume Hoarau von den Young Boys.
Es war Doumbias fünfte Auszeichnung als Torschützenkönig. Neben den zwei Titeln bei den Young Boys (2008/09 und 2009/10) stand er auch in Russland 2011/12 und 2013/14 ganz zuoberst.
Auf den Spuren von Hitzfeld und Petric
Nachfolger Doumbias, der in der portugiesischen Liga heuer noch überhaupt nicht getroffen hat, könnte mit Albian Ajeti ein nächster Basler werden. Mit seinen zwei Treffern im Spiel gegen die Young Boys hat er wie Doumbia Hoarau überholt, mit 15 Toren steht der 21-Jährige nun vor dem Franzosen mit 14 Treffern. Zwei Partien bleiben Ajeti, um den knappen Vorsprung über die Runden zu bringen.
Neben der Verpflichtung des griechischen Innenverteidigers Konstantinos Dimitriou, der am Freitag einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat, ist Ajetis Chance auf die Torjägerkrone das dominierende Thema im FCB-Umfeld. Entsprechend musste Ajeti nach der Partie gegen die Young Boys immer und immer wieder die gleiche Frage beantworten, was ihm denn dieser persönliche Titel bedeuten würde.
Mit seiner monotonen Stimme, bei der der (keineswegs zutreffende) Eindruck entstehen könnte, dass dieser junge Mann ein klein wenig gelangweilt ist, sagt er: «Ich habe mir nicht zum Ziel gesetzt, Torschützenkönig zu werden, sondern bin in die Saison gegangen, um der Mannschaft mit vielen Toren und Assists zu helfen. Für die Torjägerkrone mache ich erst Platz im Trophäenschrank, wenn es soweit ist. Momentan läuft es halt einfach, und wenn es am Schluss reicht, dann freut mich das.»
Ajeti wäre der neunte Torschützenkönig aus den Reihen des FC Basel. Und wenn er nicht noch drei Tore in den verbleibenden Partien erzielt, wäre er jener mit den wenigsten Treffern. Mit 18 Treffern wurde Ottmar Hitzfeld 1972/73 Torschützenkönig, Mladen Petric ist der andere Basler, der die Auszeichnung mit weniger als 20 Toren entgegennahm.
Nicht nur Ajeti läuft es derzeit gut, sondern der ganzen Basler Offensive. 15 Tore in den letzten drei Spielen sind ein Hinweis darauf, dass die Entscheidung in der Meisterschaft diese Mannschaft befreit hat. Am Sonntag spielt der FCB gegen den FC Zürich im Letzigrund, wo die Basler im ersten Aufeinandertreffen keinen Treffer erzielten.
Hoaraus Quote gegen die letzten zwei Gegner ist beeindruckend
Zumindest Ajeti weist aber eine gute Quote auf gegen den FC Zürich: In vier Spielen hat er zwei Tore erzielt. Gegen Luzern, den letzten Basler Gegner dieser Saison, hat Ajeti in sieben Spielen noch nie getroffen. Ajetis erster Verfolger Hoarau darf sich also Hoffnungen machen. Vor allem, wenn er auf seine Quoten gegen die verbleibenden Gegner anschaut: Gegen Lugano traf der Franzose in sieben Spielen vier Mal, gegen die Grasshoppers in zehn Spielen sieben Mal.
Bei dieser unglaublichen Quote des Franzosen gegen die letzten beiden Gegner der Young Boys muss Ajeti Angst und Bange werden. Mit fünf Toren in den letzten drei Spielen scheint der Basler aber ein klein wenig besser in Form zu sein als Hoarau mit einem Tor in der gleichen Zeitspanne.
Der FC Basel in Zürich: vier Absenzen und einer ist «höchst fraglich»
Grün, blau und rot sei das Auge Marek Suchys am Tag nach dem Spiel gegen die Young Boys noch immer gewesen, sagt FCB-Trainer Raphael Wicky am Freitag. Der Innenverteidiger hatte sich kurz vor der Pause in einem Zweikampf mit Guillaume Hoarau verletzt und musste durch Eder Balanta ersetzt werden. Der Tscheche «ist höchst fraglich» (Wicky) für das Spiel am Sonntag, wenn der FC Basel um 16 Uhr im Letzigrund auf den FC Zürich trifft.
Das gute an Suchys Verletzung ist, dass Wicky Eder Balanta nach dessen langer Verletzungspause erstmals wieder einsetzen konnte und sah, dass der Kolumbianer seine Aufabe zur vollsten Zufriedenheit der Rotblauen erledigte. Für das Spiel gegen den Tabellenvierten und Cupfinalisten FCZ werden Balanta und Fabian Frei die Innenverteidigung bilden. Léo Lacroix, zuletzt nicht mehr im Kader, nimmt auf der Bank Platz.
In drei Partien gegen den FC Zürich hat der FC Basel in dieser Saison sieben Punkte geholt – und kein einziges Gegentor kassiert. Zuletzt gab es einen 3:0-Sieg in der Nachholpartie der 24. Runde, Blas Riveros, Valentin Stocker und Ricky van Wolfswinkel hatten getroffen.
Van Wolfswinkel wird nach seiner Meniskus-Operation in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. In Zürich ebenfalls sicher nicht dabei sein werden die verletzten Taulant Xhaka, Mirko Salvi und Germano Vailati.
In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass Raphael Wicky Albian Ajeti möglicherweise weniger Einsatzzeit als erhofft zugestehen werde, weil der Stürmer drei gelbe Karten auf dem Konto hat und der Trainer nicht will, dass er bei einer weiteren gelben Karte im ersten Spiel der Saison 2018/19 fehlen würde.
Diese Regelung ist allerdings veraltet. Im Sommer 2017 entschied die SFL, dass gelbe Karten nicht in die neue Saison mitgenommen werden. Hier gehts zum Communiqué der SFL.