Alex Frei hat seinen Rücktritt beschlossen. Das Ende dieser Saison wird auch das Ende seiner Karriere bedeuten. Der Stürmer wird künftig im Nachwuchsbereicht des FC Basel arbeiten.
Rechtzeitig auf das Weihnachtsgeschäft wird seine Biographie in den Bücherläden stehen. Vielleicht reicht es gerade noch, um ein letztes Kapitel anzuhängen: den Rücktritt von Alex Frei. Der Stürmer des FC Basel zieht auf Ende Saison einen Schlussstrich unter seine aktive Karriere. Mit 33 Jahren will er selbst über seinen Abgang entscheiden – bevor es andere für ihn tun. Mit seiner Rücktritts-Ankündigung verhindert der Baselbieter lange Spekulationen über seine Zukunft.
Freis Vertrag mit dem FC Basel läuft auf Ende Saison aus. Dass die Zeichen nicht unbedingt auf eine Verlängerung des Kontrakts standen, hatte sich in den letzten Wochen angedeutet. Im Club dürfte es dabei nicht in erster Linie um die jüngste Ladehemmung des geborenen Torjägers gegangen sein. Aber dass Frei erklärt hatte, als frischer Vater fehlten ihm vielleicht ein paar wenige aber entscheidende Motivations-Prozente, wurde von den Verantwortlichen mit Interesse wahrgenommen. Zumal Frei der bestbezahlte Arbeitnehmer des Vereins ist. Und Frei selbst hatte nach der Geburt seiner Tochter bemerkt, «dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als Siege und Niederlagen».
Frei zahlte jeden Franken mit Toren zurück
Wie schnell sich Freis Abschied vollzieht, hat dennoch eine überraschende Komponente. Letzte Saison war er mit seinen Treffern massgeblich an der erfolgreichsten Saison des FCB seit 1893 beteiligt. In den Spielen gegen das grosse Manchester United schien er noch auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Doch vergangene Triumphe sind im Fussball keine Garantie für Erfolge in der Zukunft. Und so verabschiedet sich mit Frei etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem abgelösten Trainer Heiko Vogel ein weiterer Exponent jener Basler Fussball-Sternstunden.
Frei war im Sommer 2009 zu jenem Verein zurückgekehrt, bei dem er als Jugendlicher den Durchbruch nicht geschafft hatte. Sich gegen Ende der Laufbahn bei seinem ehemaligen Club beweisen zu können, war immer sein Ziel gewesen. Um Frei von Borussia Dortmund zu verpflichten, war ein Basler Kraftakt notwendig. Sechs Millionen Franken kostete das Abenteuer, für dessen Finanzierung der heutige FCB-Präsident Bernhard Heusler externe Geldgeber finden musste. Danach zahlte Frei Franken für Franken mit Toren zurück. 101 Treffer erzielte er für den FCB bis heute über alle Wettbewerbe zusammengerechnet.
Abgang durch die grosse Tür
Bereits bei seinem Wechsel zum FCB hatte Frei erklärt, Basel werde seine letzte Station als Spieler sein. Dass er nun daran festhält und nicht noch für eine handvoll Dollar in die USA wechselt – oder zu einem anderen Schweizer Verein – spricht für seine konsequente Haltung. Und für eine gesunde Selbsteinschätzung. Alex Frei will die Bühne verlassen, solange er das durch die grosse Tür tun kann.
Und bevor ihn Buhrufe vom Platz treiben, ist anzunehmen. Dieses Gefühl musste er schon einmal erleben, als er im April 2011, durch die Pfiffe des eigenen Publikums demoralisiert, unter unwürdigen Umständen seinen Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft gab.
Das war der traurige Tiefpunkt einer Karriere, die immer für eine fette Schlagzeile gut war. Alex Frei ist kein Mensch, der es sich oder anderen besonders einfach gemacht hätte. Im persönlichen Umgang mit einem ruppigen Charme ausgestattet, der Unvorbereitete irritieren kann, scheute er selten die Auseinandersetzung.
Kampf um die eigene Geschichte
Immer wieder kämpfte er mit der Presse darum, die Deutungshoheit über seine eigene Geschichte zu behalten. Meist erfolglos. So wie an der Europameisterschaft 2004 in Portugal, als er den Engländer Steven Gerrard anspuckte und danach vom Schweizerischen Fussballverband wegen fehlender Beweise dazu angehalten wurde, alles abzustreiten. Als danach doch noch TV-Bilder auftauchten, die seine unappetitliche Aktion zeigten, stand Frei ganz alleine im medialen Regen. Die Verbandsoberen zogen es vor zu schweigen.
Frei bewies danach einiges an Selbstironie, als er im Basler Zolli die Patenschaft für ein Lama übernahm. Doch auch das reichte nicht, um sein Image nachhaltig aufzupolieren. Frei ist eben kein eleganter Spieler, dem die Herzen der Fans zufliegen. Von einem unbändigen Ehrgeiz getrieben, hievte er sich Tritt für Tritt die Karriereleiter hoch. Er musste sich die Liebe mit Toren, Toren und noch einmal Toren erkämpfen. Um so schneller waren die Kritiker zur Stelle, wenn Frei ausnahmsweise nicht ins Netz traf.
Dieser ständige Kampf um Anerkennung, er wird am 1. Juni 2013 ein vorläufiges Ende nehmen. Dann spielt der FC Basel sein letztes Spiel der Saison zuhause im Joggeli gegen den FC St. Gallen. Alex Frei wird mit allen Ehren verabschiedet werden. So, wie es der Rekordtorschütze der Schweizer Nationalmannschaft mit seinen 42 Toren in 84 Spielen schon in der Landesauswahl verdient gehabt hätte.
Und danach? Könnte er bald weitergehen. Auf die Frage, wo er sich in zehn Jahren sehe, antwortet Alex Frei auf der vereinseigenen FCB-Website: «Im Fussball.» Vorerst wird er seine Trainerausbildung vorantreiben und im Nachwuchs des FCB arbeiten.
Die Club-Karriere von Alex Frei | |||
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Saison | Verein | Ligaspiele/Tore | Europacupspiele/Tore |
2012/13 | FC Basel | 11/3 | 7/2 |
2011/12 | FC Basel | 31/24 | 7/5 |
2010/11 | FC Basel | 35/27 | 11/6 |
2009/10 | FC Basel | 19/15 | 10/8 |
2008/09 | Dortmund | 29/12 | 2/0 |
2007/08 | Dortmund | 13/6 | |
2006/07 | Dortmund | 32/16 | |
2005/06 | Rennes | 23/7 | 6/2 |
2004/05 | Rennes | 36/20 | |
2003/04 | Rennes | 28/19 | |
2002/03 | Rennes | 13/1 | |
2002/03 | Servette | 19/13 | 2/3 |
2001/02 | Servette | 33/17 | 8/2 |
2000/01 | Servette | 12/6 | |
2000/01 | Luzern | 21/4 | |
1999/00 | Luzern | 32/13 | 2/2 |
1998/99 | Thun (NLB) | 32/6 | |
1997/98 | FC Basel | 11/1 |