Es gab in den vergangenen Tagen einigen Wirbel um Alex Wilson und die Suspendierung von der nationalen 100-Meter-Staffel. Beim 52. Susanne-Meier-Memorial auf seiner Heimbahn der Schützenmatte zeigt der Basler Spitzensprinter eine starke Reaktion – und hält mit Kritik am Verband nicht zurück.
Alex Wilson, mit Ihren beiden 100-Meter-Sprints auf der Schützenmatte ist Ihnen eine Antwort auf den Knatsch um Ihren Ausschluss aus der 4×100-m-Staffel gelungen. Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Alex Wilson: Es ist eine riesige Erleichterung für mich. Auf meinen Schultern lastete ein enormer Druck, und ich verspürte eine gewaltige Nervosität, da ich mit Leistung auf die Diskussionen antworten wollte. Dass mit dies gelungen ist, macht mir riesig Freude.
Mit Ihrer Zeit von 10,36 Sekunden sind Sie aber nicht weniger als 24 Hundertstel von Ihrem eigenen Schweizer Rekord entfernt – eine grosse Differenz…
… das sehe ich etwas anders. Ich bin noch nie derart gut in eine Saison gestartet. Solche Zeiten lief ich in der Vergangenheit jeweils Ende Juni oder im Juli. Ich fühle mich also bereits zu einem frühen Zeitpunkt auf einem hohen Level.
Sie sagten, Sie hätten vor diesem Pfingstmontag nicht gewusst, wozu Sie fähig wären.
Das stimmt. Die Diskussionen raubten Energie (Anm.: Wilson wurde bei der Staffel-WM auf den Bahamas nicht aufgestellt). Zudem habe ich noch keine Einzelstarts in den Beinen. Die Schweizerischen Vereinsmeisterschaften vom Vorwochenende in Bern hatten für mich einen andern Charakter. Da reiste ich direkt aus dem Trainingslager an. Die Folge war, dass ich meine Läufe nicht bis zur Ziellinie habe durchziehen können.
«Die Leute im Verband müssen verantworten, wenn sie keine schnelle Staffel wollen.»
Wie haben Sie es geschafft, den aufwühlenden Ausschluss aus der Sprintstaffel zu verarbeiten?
Ich habe diese Frage und die Emotionen ausgeschaltet. Meine Position ändert sich damit nicht. Mir war und ist die Staffel wichtig, aber wegen ihr will ich nicht meine Gesundheit aufs Spiel setzen. Darum habe ich mich dem Entscheid des Coaches widersetzt, die Zielkurve zu laufen. Den Entscheid des Verbandes bedauere ich, aber diese Leute müssen verantworten, wenn sie keine schnelle Staffel wollen (Anm.: auch Amaru Schenkel hat sich aus dem Projekt zurückgezogen). Mich dünkt schade, wie kommuniziert worden ist. So werden Athleten kaputt gemacht.
Ist für Sie damit das Kapitel abgeschossen?
Nein, das muss es nicht sein, ich bin loyal. Aber dazu muss nicht ich handeln, sondern die Staffel-Führung über ihren Schatten springen.
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Noch nie so früh in der Saison auf hohem Level: Alex Wilson, der auf seiner Heimbahn 10,36 Sekunden lief. (Bild: Ulf Schiller)