Alex Wilson will die 10-Sekunden-Mauer durchbrechen

Der Basler 100-m-Rekordhalter Alex Wilson ist glänzend in die Saison gestartet. Er blickt voller Freude auf die nächsten Wochen und Monate – obwohl er einen Zwischenstopp einlegen musste.

Alex Wilson, 52. Susanne-Meier-Memorial 2015

(Bild: Ulf Schiller)

Der Basler 100-m-Rekordhalter Alex Wilson ist glänzend in die Saison gestartet. Er blickt voller Freude auf die nächsten Wochen und Monate – obwohl er einen Zwischenstopp einlegen musste.

Es war ein Signal, vor dem sich Sprinter fürchten. Mitte letzter Woche verspürte Alex Wilson in Basel beim Training mit der 4×100-m-Staffel plötzlich das Gefühl von «etwas stimmt nicht». Ein Ziehen machte sich im rechten Hamstring bemerkbar, dem rechten hinteren Oberschenkelmuskel.

Sofort bremste Wilson ab, beendete das Training und suchte Vertrauensarzt Lukas Weisskopf in Rheinfelden auf. «Grossartig, dass ich den Termin um 20.30 Uhr noch bekam», sagt er eine Woche später. Mittlerweile kann der 25-Jährige Entwarnung geben: «Der Zwischenfall scheint nicht allzu einschneidend zu sein, ich bin wieder voller Optimismus.»

Von «angestauter Flüssigkeit im Muskel und 14 Tagen pausieren» sprach Weisskopf. Doch weil die Heilung ideal verlief, die intensive Therapie beim Physiotherapeuten anschlug und sich Wilson nicht mehr gehemmt fühlt, ist er bereits nach Stuttgart gefahren, wo er sich in der internationalen Trainingsgruppe um Sven Rees wieder seinem Kerngeschäft, dem schnellen Laufen, zuwenden will. 

Nicht die erste Verletzung

Zurückkehren auf die Bahn, auf den Wettkampfplatz möchte Wilson so rasch wie möglich – ohne dabei ein zu grosses Risiko einzugehen. Die «Galà dei Castelli» in Bellinzona am Montag, dem 6. Juni, entspräche dem Wunschszenario.

Vorsicht und die Erfahrungen der letzten Jahre sind dabei sehr präsent. Immer wieder haben ernsthafte Verletzungen Wilson gebremst und zurückgeworfen, vielfach schon vor dem Saisonstart. So auch letzte Saison, als das Knie immer wieder für Aussetzer sorgte und der Sprinter die Saison frühzeitig abbrechen musste.

«Nun ist es anders und so soll es bleiben», sagt Wilson. Die Vorbereitung im Winter wurde vorsichtig überwacht und die Halleneinsätze wurden dosiert. Bis auf den Zwischenfall von letzter Woche ist die Rechnung vorzüglich aufgegangen.



Alex Wilson, centre, Reto Amaru Schenkel, right, and Rolf Malcolm Fongue, left, from Switzerland during the men's 100m race at the International Athletics Meeting in Lucerne, Switzerland, Tuesday, July 14, 2015. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Die beiden Sprint-Staffel-Kollegen im Duell: Alex Wilson (Mitte) gegen Reto Amaru Schenkel (rechts) 2015 in Luzern. (Bild: URS FLUEELER)

Mit Leistungen wie nie zuvor ist der gebürtige Jamaikaner, der seit 2010 für die Schweiz startet, in den Olympia- und EM-Sommer eingestiegen. Mit 10,14 Sekunden über 100 Meter blieb er nur zwei Hundertstel über seinem Schweizer Rekord. Über 150 Meter stellte er mit 15,15 eine Schweizer Allzeit-Bestleistung auf und über 200 Meter lief er gute 20,57. «Laufen ohne Schmerzen, Laufen mit Spass, begleitet von einer riesigen Freude» – so umschreibt Wilson sein Befinden in diesem Frühling.

Erstmals in seiner Sprinterkarriere macht der Athlet der Old Boys schon Anfang Saison Sicherheit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aus. «In den letzten Jahren wusste ich nie, wo ich stehe, jetzt ist alles klar», sagt er. Diese Basis will er nutzen. Die Olympischen Spiele im August in Rio stellen ein «Megaziel» dar, ebenso reizen aber die Europameisterschaften Anfang Juli. 

Die 10-Sekunden-Mauer

Wilson will weiterkommen, will sich in der Hierarchie der Sprintergarde auch international emporarbeiten. Nicht festlegen will er sich auf konkrete Resultate. «Einfach so schnell laufen wie möglich», sagt er – und fügt lachend an: «Der Wunsch eines jeden Sprinters gilt auch für mich, die Sub-10-Zeit.» Als erster Schweizer darf er sich mit dem Durchbrechen dieser Mauer befassen.

Die Aufmerksamkeit gilt vorerst anderem: der Gesundheit, dem Wiedereinstieg ins Training und ins Wettkampfgeschehen. Dabei fühlt er sich getragen und das äussert er direkt: «Ich empfinde eine grosse Dankbarkeit gegenüber meinem Umfeld und dessen hervorragender Arbeit», sagt Wilson.

Neben Einzelcoach Rees und Staffel-Trainer Peter Haas denkt er ebenso an Weisskopf, an Physiotherapeut Simon Heinis, an Verbandsarzt Patrik Noack. Miteinschliessen will er auch Christian Oberer, seinen einstigen Trainer. Er kümmert sich nach wie vor um Wilson, wenn dieser nicht in Stuttgart, sondern in Basel weilt. Dasselbe gilt für Hansjörg Haas und Alfred Hänzi von Wilsons Verein OB Basel, die ihn in finanziellen Belangen unterstützen und ihm Administratives abnehmen.

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