An das negative Szenario will der FC Basel nicht denken

Am Dienstag hat der FC Basel 90 oder 120 Minuten Zeit, sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Vor dem Playoff-Rückspiel gegen Maccabi Tel Aviv herrscht beim FCB die Haltung, dass die Königsklasse finanziell nicht existenziell ist – und trotzdem hoch erwünscht.

Urs Fischer, head coach of Switzerland's FC Basel 1893, left, and his assistant Markus Hoffmann, right, in the airplane on their way to Tel Aviv, on Monday, August 24, 2015. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play an UEFA Champions League play-off round second leg soccer match against Israel's Maccabi Tel Aviv FC on Tuesday, August 25, 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Am Dienstag hat der FC Basel 90 oder 120 Minuten Zeit, sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Vor dem Playoff-Rückspiel gegen Maccabi Tel Aviv herrscht beim FCB die Haltung, dass die Königsklasse finanziell nicht existenziell ist – und trotzdem hoch erwünscht.

Urs Fischer steht in der ersten Reihe des Flugzeugs. Mit seinem Assistenten Markus Hoffmann blickt er prüfend auf den Bildschirm seines Laptops, irgendetwas muss besprochen werden, was nicht warten kann. Und als ihm die Flugbegleiterin eine Frage stellt, liest man 18 Reihen weiter hinten ein «Nein, danke» von Fischers Lippen ab.

Es gibt für den Trainer des FC Basel in diesem Moment Wichtigeres als Kaffee oder Frühstück auf dem Flug nach Tel Aviv. Fischer steht mit seiner Mannschaft vor der Aufgabe, das 2:2 aus dem Playoff-Hinspiel zu «korrigieren», wie er es nennt, und gegen den israelischen Meister Maccabi die Qualifikation für die Champions League zu überstehen.

«Die Gruppenphase würde ich gerne einmal erleben», sagt Fischer, der als Trainer des FC Thun in der Europa League gespielt hatte. Die kleine Schwester der Champions League, in die der Verlierer der Playoffs einzieht, ist allerdings eine Option, die für den FCB nach dem Unentschieden im Hinspiel ebenfalls denkbar ist.

«Ausscheiden kann immer passieren»

Denkbar. Aber in den Köpfen der Führungsetage ist dieser Ausgang nicht. «Mit dem negativen Szenario eines Ausscheidens, das immer passieren kann, können wir uns auseinandersetzen, wenn es so weit kommen sollte. Diese Mannschaft hat alle Möglichkeiten, die Gruppenphase zu erreichen», sagt Sportchef Georg Heitz.

Einfach ist die Ausgangslage für den 18-fachen Schweizer Meister nicht. Auch deswegen nicht, weil er im Hinspiel den Gegner phasenweise dominiert hatte und Sekunden vor dem Ende den Ausgleich hinnehmen musste – ein Spielausgang, der dem Gegner Selbstvertrauen gibt und die Basler zumindest kurzfristig nachdenklich stimmte. Danach musste Fischer erstmals in seiner Zeit beim FCB Widerstände verspüren.

«Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht», blickt Heitz zurück. «Es war ein Spiel, in dem viel gegen uns lief, das aber auch deutlich zu unseren Gunsten hätte ausgehen können.»

Die Qualifikation ist «nicht existenziell»

Ruft der FCB im Rückspiel eine ähnliche Leistung ab, ist ihm die siebte Qualifikation für die Gruppenphase zuzutrauen. Dann wird es auch nicht spielentscheidend sein, dass der Gegner mit Eran Zahavi einen aussergewöhnlich formstarken Spieler in seinen Reihen hat.

Sollte der FCB nicht in die Champions League einziehen, so bedeutet das zwar spürbare finanzielle Einbussen. «Existenziell ist die Qualifikation aber nicht», sagt Heitz. Diesmal nicht: Denn 2010, als sich die Basler gegen Sheriff Tiraspol qualifizierten, sei das aufgrund der Situation des Vereins noch anders gewesen, erinnert sich der Sportchef.

Allerdings ist das Geld nur ein Aspekt: Der «alles überstrahlende Clubwettbewerb», wie Heitz die Champions League nennt, wäre auch wichtig für das Renommee des Vereins, für die Spieler, die sich auf höchstem Niveau messen und präsentieren würden, und für den Uefa-Koeffizienten.

Die lange und die kurze Qualifikation

Die Nummer 15 war der FCB vergangene Woche in der Clubrangliste. Und Heitz sagt angesichts dieser Klassierung: «Darüber nachzudenken, dass wir trotzdem durch die Qualifikation müssen, bringt nichts.»

In der Saison 2015/16 qualifiziert sich der Schweizer Meister direkt für die Champions League. Heitz spricht deswegen davon, dass der FCB in dieser Spielzeit eigentlich zwei Qualifikationen für die Königsklasse bestreitet: «eine lange», in der Super League, und «eine kurze», die gegen Maccabi endet.

«Wir könnten bei einem Scheitern in Tel Aviv also sagen, dass uns immerhin noch die lange Qualifikation über die Meisterschaft für die Champions-League-Saison 2016/17 bleibt», sagt Heitz. «Aber das wäre ein schwacher Trost für die Spieler, die jetzt auf der grossen Bühne spielen wollen.»

Die Pflicht der anderen

Zwei von den jüngst regelmässig Eingesetzten haben die Reise nicht mitgemacht: Captain Matias Delgado und Marc Janko.

Der Argentinier verspüre nach seiner Rippenprellung «wahnsinnige Schmerzen», sagt Fischer und für Marc Janko komme das Spiel ein paar Tage zu früh, nachdem er sich im Hinspiel eine leichte Zerrung zugezogen hat. Zudem fehlt Zdravko Kuzmanovic, der noch mehrere Wochen ausfällt.

In der Pflicht stehen also andere. Spieler wie der im Hinspiel herausragende Breel Embolo im Angriff und Luca Zuffi oder Mohamed Elneny in der Spielgestaltung. Das Personal wird Urs Fischer im Vergleich zum Hinspiel leicht verändern müssen, an der systemischen Ausrichtung wird der Trainer aber festhalten. 

Es sei denn, Fischer hatte während der Reise noch einen unerwarteten Geistesblitz. Denn während Assistent Hoffmann irgendwann zum Unterhaltungsprogramm auf seinem Tablet wechselte, schaute sich Fischer, inzwischen sitzend, unermüdlich Spielszenen seiner Mannschaft an.

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