Angst vor dem Spital und zurückgehaltene Tränen – die Einzelkritik

Einer trifft aus einem Winkel, mit dem viele Super-League-Fussballer nichts anfangen könnten, ein anderer ermöglicht seinem Captain ein Tor und dieser will sich die emotionalen Ausbrüche noch etwas aufsparen – die Einzelkritik zum 3:0 gegen Thun.

Die beiden Basler Torschuetzen Marco Streller, links, und Shkelzen Gashi, rechts, jubeln ueber das 3:0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Thun, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 7. Maerz 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Einer trifft aus einem Winkel, mit dem viele Super-League-Fussballer nichts anfangen könnten, ein anderer ermöglicht seinem Captain ein Tor und dieser will sich die emotionalen Ausbrüche noch etwas aufsparen – die Einzelkritik zum 3:0 gegen Thun.

Tomas Vaclik | 5
War weitgehend ohne Beschäftigung gegen eine eher harmlose Thuner Offensivabteilung. Meisterte im ersten Spiel als Vater die wenigen Aufgaben umso stilsicherer, was insbesondere für sein Dribbling gegen Gaëtan Karlen gilt. Durfte kurz vor dem Ende der Partie noch zwei Bälle halten.

Fabian Schär | 5
Angetreten als rechter Innenverteidiger, hielt er es nicht lange in der eigenen Platzhälfte aus und war bei Ballbesitz oftmals noch vor seinen Vorderleuten Xhaka und Frei anzutreffen. Sein Weitschuss bis fast in den Sektor B5 hätte im Tennis die Bezeichnung «Rahmenball» verdient, doch weder diese Aktion noch die kleinen Unsicherheiten in der Schlussphase gegen Marco Rojas mögen die gute Leistung schmälern.

Marek Suchy | 5
Der zentrale Akteur der Dreierkette wirkte souverän und überzeugte mit schnörkellosem Spiel. Gegen Thuns statistisch gefährlichste Waffe, Berat Sadik, reichte das allemal aus: Der Finne sah in der Nähe von Suchy kaum einmal einen Ball.

Behrang Safari | 5
Hatte vor allem in der ersten Halbzeit viel Offensivdrang und einen Zaubermoment, als er Rojas im Stile Zidanes umspielte. Vermochte in Halbzeit zwei weniger Akzente zu setzen und beschränkte sich fortan vor allem auf die Abwehrarbeit.

Taulant Xhaka | 5
War bissig wie immer, musste aber damit leben, dass ihm sein Vordermann Derlis Gonzalez etwas vor der Sonne stand. War im Zweikampf gegen den zwei Köpfe grösseren Sadik zuweilen etwas überfordert, zeigte dafür am Ball immer wieder bestechende Rushes im rechten Couloir.

Fabian Frei | 5
Zirkelte einen Freistoss ans Lattenkreuz, mochte sich darüber aus verständlichen Gründen nur halbwegs freuen und versuchte es in der Folge mit Flanken in Richtung Streller. Blieb zwar ohne Assist, stand aber mit seinem langen Ball auf Gonzalez am Ursprung von Strellers 2:0 und löste das Spiel durch die Mitte immer wieder gefährlich aus.

Mohamed Elneny | 5,5
Gab den Organisator im defensiven Mittelfeld, der sich zudem mit weiten Bällen auf die rechte Seite auch in die Offensive einschaltete. Hatte mit seiner Spielleitung grossen Anteil daran, dass sich der FC Thun in der Rückwärtsbewegung nie richtig ordnen konnte.

Shkelzen Gashi | 5,5
Spielte sich im Doppelpass mit Streller kurz vor der Pause durch die Thuner Abwehr und traf beim 1:0 das leere Tor – das aus diesem Winkel allerdings nicht jeder Super-League-Fussballer getroffen hätte. «Mein erster Gedanke war: Heute landest du im Spital», sagte er nach der Partie, «dann dachte ich, vielleicht hole ich ja einen Penalty heraus. Und dann wusste ich einfach: Den haust du rein.» Steht, weil er auch noch das 3:0 erzielte, inzwischen bereits bei 16 Ligatreffern und wurde in der 61. Minute für Ahmed Hamoudi vom Feld genommen.

Derlis Gonzalez | 5,5
Tauchte in der 27. Minute alleine vor Thuns Torhüter Guillaume Faivre auf und vergab die Chance auf das Führungstor. Hatte seine grossen Momente aber ohnehin später, einerseits mit der Flanke aus dem Fussgelenk auf Streller und andererseits mit seinem Schuss, der als Abpraller den Weg zu Torschütze Gashi fand. Wurde als einer der Besten, wohl auch im Hinblick auf die Dienstags-Partie in Porto, in der 79. Minute in den Feierabend entlassen. Kakitani ersetzte ihn.

Luca Zuffi | 4,5
Wirkte spritziger als noch in den Partien zuvor, in denen er seiner Form aus der Vorrunde etwas hinterherzulaufen schien. Hatte eine seiner besten Szenen in dem Moment, als er nichts unternahm: Liess Torschütze Gashi richtigerweise den Vorrang, als er Gonzalez’ Abpraller trotz ansprechender Position nicht annahm.

Marco Streller | 5,5
Zeigte, dass die Ankündigung eines Rücktritts Energien freisetzen kann: Rackerte in der ersten Halbzeit um jeden Ball und kam zu einigen guten Chancen. Sein Kopfballtor zum 2:0 wurde vom ganzen Stadion dafür umso frenetischer gefeiert. Er habe seine Tränen «in dem Moment zurückhalten müssen», sagte Streller, «die muss ich mir noch etwas aufsparen». Nach seiner zuletzt harten Kritik an sich und seinem Team sah er gegen Thun «elf sehr gute Spieler auf dem Feld, die von A bis Z alles richtig gemacht haben». Wenn diese Worte hinsichtlich des Porto-Spiels ebenso viel bewirken wie seine Kritik zuvor, dann darf der Basler Anhang das Spiel am Dienstag mit Zuversicht erwarten. Verliess in der 68. Minute das Feld für Breel Embolo.

Ahmed Hamoudi | 4,5
Kam in der 61. Minute für Gashi und wollte seinem Ruf als beschlagener Techniker alle Ehre machen, was allerdings nicht immer gelang. Dürfte sich somit bezüglich technischer Einlagen für einmal bei Vaclik etwas abschauen (-> Vaclik).

Breel Embolo | 4,5
Ersetzte Streller in der 68. Minute, war an diesem Abend aber noch weit davon entfernt, den Captain bereits ganz vergessen zu machen. Sah beispielsweise einen harmlosen Abschluss von Faivre pariert.

Kakitani | –
Kam in der 79. Minute für Gonzalez und war zu kurz im Spiel, um bewertet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 5
Nicht eingesetzt: Vailati (TW), Traoré, Samuel, Calla

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