Arnold Gjergjaj kämpft sich zurück in den Ring

Arnold Gjergjaj steigt wieder in den Ring, gegen den Bosnier Jasmin Hasić. Doch seine wirkliche Herausforderung besteht nicht in diesem drittklassigen Boxer.

Arnold Gjergjaj, Angelo Gallina

(Bild: Hans-Joerg Walter)

Arnold Gjergjaj steigt wieder in den Ring, gegen den Bosnier Jasmin Hasić. Doch seine wirkliche Herausforderung besteht nicht in diesem drittklassigen Boxer.

18 Sekunden ging es am vergangenen 21. Mai, bis Arnold Gjergjaj vom Briten David Haye den härtesten Schlag seines Lebens (Minute 1:47) einstecken musste. Danach war der Kampf verloren, auch wenn sich der Prattler Profiboxer noch eineinhalb Runden länger auf den Füssen halten konnte. Die Folgen dieses Schlages klingen nach bis heute.

Im «Arnolds Boxfit», Gjergjajs Boxgym im Prattler Industriequartier, wollen er und sein Manager Angelo Gallina eigentlich erzählen, wie es mit der Karriere der Kobra weitergehen soll. Und doch sprechen wir wieder über diesen einen Schicksalsschlag. Der Schlag, der die lupenreine Kampfbilanz auf ewig trüben wird. Der Schlag, der den Boxer an sich selber zweifeln liess. Der Schlag, der ihn auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere brutal präzise in die Schranken wies.

«Im ersten Moment nach dem Kampf wollte ich alles hinschmeissen», sagt Gjergjaj. Doch nachdem er eine erste und eine zweite Nacht darüber geschlafen habe, sei in ihm die Überzeugung gewachsen, dass er sich noch nicht aus dem Ring verabschieden wolle. Nicht auf diese Weise.

«Boxen ist eine Sucht, ich kann nicht einfach so damit aufhören.» Er wisse, dass er besser sei, als er dies in jener Nacht in London zeigen konnte. Gjergjaj will seine Handschuhe nicht mit hängendem Kopf an den Nagel hängen, sondern hoch erhobenen Hauptes.



Arnold Gjergjaj, Angelo Gallina

«Was hat mit den Handschuhen nicht gestimmt?» Noch immer beschäftigt Arnold Gjergjaj seine Niederlage gegen David Haye.  (Bild: Hans-Joerg Walter)

Doch die Niederlage gegen den ehemaligen Weltmeister Haye beschäftigt Gjergjaj noch immer. Es gab Ungereimtheiten mit den Handschuhen. Obwohl vereinbart war, dass beide Boxer die gleichen Handschuhe tragen sollten, wurde kurz vor dem Kampf klar, dass Haye sich nicht an diese Vereinbarung halten wollte.

Manager Gallina blockierte den Kampf, während in der O2-Arena die Fans bereits auf den Einzug in den Ring warteten. Schliesslich lenkte das Team Kobra ein. Nach dem Kampf wiederum behielt Haye seine Handschuhe an, bis er wieder in der Garderobe war, normalerweise werden sie noch im Ring ausgezogen.

«Ich habe bloss trainiert, gegessen und geschlafen.»

Dennoch rappelte sich Gjergjaj hoch und nahm seine Arbeit als Trainer im Gym und an seinem eigenen Körper wieder auf. Im Herbst verbrachte er einige Wochen im Trainingscamp beim bekannten Personaltrainer Jopo Pötschger in Österreich, wo er sich vollständig auf sein Training konzentrieren konnte.

«Ich habe gemerkt, wie viel fokussierter ich arbeiten kann, wenn ich mich nicht gleichzeitig noch um mein eigenes Gym kümmern muss», sagt Gjergjaj. «Ich habe bloss trainiert, gegessen und geschlafen. So konnte ich in kurzer Zeit grosse Fortschritte machen.»

So soll sich denn auch die Kampfvorbereitung künftig professionalisieren. «Ich will das nicht noch einmal so machen wie vor dem letzten Kampf», sagt Gallina. Damals war Gjergjaj neben dem Training noch damit beschäftigt, sein eigenes Gym aufzubauen und zu eröffnen. Von fokussierter Vorbereitung keine Spur. «Natürlich hätte ich mir das anders gewünscht, doch wir haben das gemacht, was uns finanziell möglich war», sagt Gallina, «und wir sind bis heute unverschuldet.»

Die Kobra und ihr Trauma

Immerhin finanziell hat sich der Kampf gegen Haye gelohnt, die Gage soll ungefähr 200’000 Franken betragen haben. Dieses Geld wollen Gjergjaj und Gallina nun dafür verwenden, sich wieder in Reichweite eines Titelkampfes oder zumindest einer lukrativen Partie zu bringen. «Dazu sind wir in Verhandlungen mit verschiedenen Trainern», sagt Gallina. Auch längere Auslandaufenthalte seien denkbar und hochkalibrige Sparringsessions.

Doch vor den grossen Sprüngen kommen die kleinen Schritte. Gjergjaj muss zurück in den Ring. Am 17. Dezember findet sein nächster Kampf statt. Der Gegner heisst Jasmin Hasić, stammt aus Bosnien und weist eine positive Bilanz auf (9 Kämpfe, 8 Siege, Boxrec-Ranking 509). Doch die einzige auffindbare Videoaufnahme deutet darauf hin, dass die Herausforderung für Gjergjaj (Boxrec 45) nicht in erster Linie sportlicher Natur sein wird. Die Kobra stellt sich nicht einem Boxer, sie stellt sich einem Trauma.

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Boxeo 31: Boxen & Film
17.12.2016, ab 20 Uhr, Kaserne Basel

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