Auch das Basler Publikum tut Karlovic unrecht

Ivo Karlovic scheitert im Viertelfinal der Swiss Indoors mit 4:6, 7:6, 6:7 an Richard Gasquet. Ein Publikumsliebling ist Karlovic wegen seines Spiels nicht. Zu unrecht.

Medical Time fuer den Kroaten Ivo Karlovic beim Swiss Indoors Tennisturnier in der St. Jakobshalle in Basel, am Freitag, 30. Oktober 2015. (PHOTOPRESS/Kurt Schorrer) *** Local Caption *** ..

(Bild: Keystone/KURT SCHORRER)

Ivo Karlovic scheitert im Viertelfinal der Swiss Indoors mit 4:6, 7:6, 6:7 an Richard Gasquet. Ein Publikumsliebling ist Karlovic wegen seines Spiels nicht. Zu unrecht.

Manchmal müssen die Grössten auf den kleinsten Platz. Ivo Karlovic, 211 Zentimeter lang, gewann Donnerstag in der kleinen St. Jakobshalle gegen Dusan Lajovic, vor einer Tribüne, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Allerdings nicht wegen Karlovic, sondern weil anschliessend Rafael Nadal im Doppel antrat.

Oft spielt Nadal, keine körperliche, aber eine sportliche Übergrösse, nicht auf den kleinen Bühnen des Tenniszirkus. Karlovic hingegen schon, ein Magnet für das Publikum ist der 36-Jährige nicht.

Das zeigte sich auch am Freitag, als der Kroate gegen Richard Gasquet antrat. Der Franzose gewann mit 6:4, 6:7, 7:6 und trifft im Halbfinal auf den Sieger der Partie zwischen Nadal und Marin Cilic. Für Karlovic endet das Turnier, nachdem er 2014 erst im Halbfinal an Roger Federer gescheitert war.

Die fehlenden 42’200 Euro Preisgeld

Das Publikum in Basel wurde trotz dieses Erfolgs nie richtig warm mit der Nummer 23 der Welt. Deswegen nahm Karlovic gegen Gasquet die Regie der Zuschauerreaktionen kurzerhand gleich selbst in die Hand: Nach einem seiner 32 Asse forderte er die Zuschauer lautstark auf, dies doch zu honorieren – nachdem oft halbherziges Klatschen die kompromisslosen Schläge quittierte.



epa05003632 Croatia's Ivo Karlovic in action against France's Richard Gasquet during their quarter final match at the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, 30 October 2015. EPA/ALEXANDRA WEY

Ivo Karlovics Rückhand ist zwar keine Augenweide wie diejenige von Richard Gasquet. Wirkungsvoll ist sie alleweil. (Bild: Keystone/ALEXANDRA WEY)

Es ist verständlich, dass die kurzen Ballwechsel, oft am Netz nach dem Service abgeschlossen, von wenigen goutiert werden. Schade ist das alleweil, denn hier ist ein Berufsspieler am Werk, der den spieleröffnenden Schlag derart gut beherrscht, dass er damit sein Leben verdient.

Durch die Niederlage gegen Gasquet entgehen Karlovic zwar 42’200 Euro Preisgeld. Nach 78 Assen in drei Spielen reist der Kroate aber immerhin mit 39’360 Euro weiter nach Paris ans Masters-1000-Turnier.

Das langweilige Leben an Flughäfen und in Hotels

Karlovic wird auch dort, im Stadtteil Bercy, vor allem mit seinem Service für Schlagzeilen sorgen. Zu unrecht. Denn dieser Mann ist mehr als nur sein erster Schlag: Der Rückhandvolley erlaubt es ihm, die Punkte abzuschliessen, der Rückhand-Slice ermöglicht ihm Angriffe von der Grundlinie.

Und so trocken sein Spiel zuweilen wirken mag, so facettenreich ist Karlovic im Umgang: Vor den Medien paart er analytische Aussagen zum Spiel mit Einblick gewährenden Anekdoten aus seinem Leben als Tennisprofi.

So ist er beispielsweise froh, dass er mit Petar Popovic einen Trainer hat, mit dem er sich neben dem Platz prächtig amüsiert: «Sonst wäre dieses Leben an Flughäfen und in Hotels etwas gar langweilig.»

Der Mann, der alles auf einen einzigen Schlag setzt, er mag das Abwechslungsreiche durchaus.

epa05003630 France's Richard Gasquet in action against Croatia's Ivo Karlovic during their quarter final match for the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, 30 October 2015. EPA/ALEXANDRA WEY

Der siegreiche Richard Gasquet beim Service. (Bild: Keystone/ALEXANDRA WEY)

Swiss Indoors 2015, St. Jakobshalle
ATP-500, Hartbelag, 1’575’295 Euro Preisgeld

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