Auf drei Teams verteilt leben die Handballer zwischen Aufstiegs-Träumen und Abstiegs-Angst

Gleich auf drei Teams in der zweithöchsten Liga verteilen sich die besten Handballer in der Nordwestschweiz. Derzeit kann aber nur der RTV Basel seinen Ansprüchen gerecht werden: Er darf vom Aufstieg träumen, der TV Möhlin und der TV Birsfelden dagegen kämpfen gegen den Abstieg.

Der RTV Basel jubelt in der Saison 2014/15. (Bild: Robert Varadi)

Gleich auf drei Teams in der zweithöchsten Liga verteilen sich die besten Handballer in der Nordwestschweiz. Derzeit kann aber nur der RTV Basel seinen Ansprüchen gerecht werden: Er darf vom Aufstieg träumen, der TV Möhlin und der TV Birsfelden dagegen kämpfen gegen den Abstieg.

In der höchsten Schweizer Handball-Liga der Männer ist die Region Nordwestschweiz seit eineinhalb Jahren nicht mehr vertreten. Dafür kämpfen gleich drei regionale Teams in der Nationalliga B um Punkte.

Eine Bündelung der Kräfte, wie sie im Nachwuchsbereich mit der HSG Nordwest nach langer Anlaufzeit endlich gelungen ist, gibt es bei den Fanionteams noch nicht. Ohne diese aber dürfte es schwierig werden, dass die Nordwestschweiz dereinst wieder mit einer starken Mannschaft in der Nationalliga A vertreten ist.

Immerhin stellt die Region derzeit in der zweithöchsten Liga ein Spitzenteam: Der RTV Basel liegt nach zwölf gespielten Runden einen Punkt hinter dem direkten Aufstiegsplatz auf Rang drei.

Ganz anders sieht es dagegen bei den anderen beiden Vertretern der Nordwestschweiz aus: Der TV Birsfelden und der TV Möhlin verweilen am unteren Ende der Tabelle. Würden alle drei Mannschaften ihre bisherige Punkteausbeute weiterführen, könnten sich Ende Saison alle regionalen Mannschaften aus der NLB verabschieden; der RTV rauf in die NLA, Birsfelden und Möhlin runter in die 1. Liga.

Der RTV will den Tag nicht vor dem Abend loben

Für den RTV Basel ist es seine zweite Saison seit er die höchste Schweizer Spielklasse verlassen musste. Nachdem die Basler 2013 abgestiegen waren, hatte Präsident Alex Ebi als Fernziel ausgegeben, im Frühjahr 2015 zumindest wieder um den Aufstieg mitspielen zu wollen. Diese Vorgabe scheinen die Realturner erreichen zu können, ja sogar der direkte Aufstieg in die NLA liegt derzeit im Bereich des Möglichen.

Und doch will Silvio Wernle zu diesem Zeitpunkt an nichts anderes denken als an das nächste Spiel. «Wenn wir nach zehn weiteren Begegnungen noch vorne mit dabei sind, können wir wieder reden», sagt der RTV-Trainer, «bis dahin ist das Reden über den Aufstieg nichts weiter als Geschwafel. Wir müssen uns die Punkte erarbeiten und nicht den Mund aufreissen.»

Tatsächlich mussten die Basler zuletzt bei einer 17:19-Niederlage beim NLA-Absteiger KTV Altdorf erleben, dass sie sich in dieser Liga jeden Punkt hart erkämpfen müssen.

Im Notfall will Möhlin neue Spieler verpflichten

Die Birsfelder ihrerseits absolvieren ihre erste Saison in der NLB, der TV Möhlin seine dritte seit dem Wiederaufstieg aus der 1. Liga. Beide finden sie bislang keinen Tritt in der Meisterschaft und belegen in der Tabelle die hintersten Ränge.

Die Misserfolge dieser Saison führen beide Mannschaften auf Verletzungen zurück. So kann Birsfelden bislang nicht mit seinem kompletten Aufstiegs-Team antreten. Und Möhlin hat seine Wunschformation bislang bloss in der Vorbereitung auf das Feld geschickt.

Doch auch wenn Möhlin derzeit auf dem zweitletzten Tabellenplatz steht, ist für Peter Stalder der Abstieg in die 1. Liga kein realistisches Szenario. Der Präsident des TV Möhlin wäre bereit, im Notfall auch drastische Massnahmen zu ergreifen und im Notfall neue Spieler zu verpflichten: «An diesem Punkt muss man einfach rational denken und die Emotionen zur Seite legen.»

Für Stalder stellte die flache Hierarchie der NLB einerseits eine Hürde für sein dezimiertes Team dar. Zugleich sieht er darin eine Chance: «Richtig schwache Gegner gibt es in dieser Liga nicht. Das kann manchmal zu überraschenden Wendungen in der Tabelle führen», meint er, «ich bin aber sehr zuversichtlich. Abgerechnet wird am Schluss.»

Die Junioren als Herzstück

Auch Marc Schreier mag die Saison noch lange nicht abschreiben, auch wenn sein TV Birsfelden bereits fünf Punkte hinter dem sicheren Ligaerhalt liegt. Der Birsfelder Präsident sagt aber im Unterschied zu seinem Aargauer Präsidenten-Kollegen: «Wir sind nicht ein Verein, der es sich leisten kann, für die Aktivmannschaften enorm Geld in die Hand zu nehmen und alles zusammen zukaufen. Wir fördern die Junioren gezielt. Der Juniorenbereich ist das Herz unseres Vereins.»

Trotzdem bleibt Schreier optimistisch: «Ich gehe davon aus, dass wir in der Rückrunde genügend Punkte holen, um den Klassenerhalt zu erreichen. Mit der Rückkehr der Verletzten erhöht sich auch wieder die Breite des Kaders.»

Was allen drei Clubs eigen ist: Sie balgen sich vor der Saison jeweils um die besten Spieler in der Region. Und sie alle wollen den regionalen Talenten mit ihren Fanionteams gute Perspektiven bieten. Tatsächlich führen derzeit beim RTV und beim TV Birsfelden Spieler die Skorerliste an, die einst im clubeigenen Nachwuchs gespielt haben.

Der Unterschied: Birsfelden betreut derzeit rund 100 Junioren. Darunter sind in der dem TV Birsfelden angegliederten HSG Nordwest auch 15 Talente von anderen regionalen Clubs. Der RTV dagegen ist erst wieder dabei, eine eigene Nachwuchs-Abteilung aufzubauen.

Die Hälfte der Saison steht noch bevor

Um den regionalen Talenten wirklich eine verlockende Perspektive bieten zu können, bräuchte die Nordwestschweiz allerdings vor allem eines: eine kompetitive Mannschaft in der NLA. Und das, sagt RTV-Goalie Pascal Stauber im Interview mit der BaZ im Brustton der Überzeugung, bleibt ohne clubübergreifende Zusammenarbeit ein Ding der Unmöglichkeit: «Solange die Besten aus der Nordwestschweiz nicht in einer Mannschaft spielen, klappt es nicht mit einem guten Basler Nationalliga-A-Team.»

Ob das in der näheren Zukunft besser wird? Birsfelden und Möhlin hoffen jetzt erstmal, in den kommenden Heimspielen wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg gewinnen zu können. Schliesslich steigt das letztplatzierte NLB-Team Ende Saison direkt ab. Und der Zweitletzte muss seinen Platz in der NLB in einer Barrage mit dem zweitbesten 1.-Liga-Team verteidigen.

Dieses Szenario möchte Möhlins Präsident Stalder gar nicht erst erleben müssen: «Wer in der 1. Liga zu den Besten gehört, hat in Barrage-Spielen nur den Sieg im Kopf. Die können fast gar nicht verlieren. Das haben wir bei unserem eigenen Aufstiegsspiel selbst so erlebt.»

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