Aufmüpfige Grasbüschel, ein müder Tiger im Tank und der sterbende Schwan – die Einzelkritiken

Die einen scheinen doch etwas müde zu sein, die anderen üben sich in irrwitzigen Fall-Studien. Die Spieler des FC Basel nach dem 1:1 gegen den FC Sion in der Bewertung.

25.10.2014; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Sion; Moussa Konate (Sion) jubelt nach dem Tor zum 0-1 gegen Geoffrey Serey Die (Basel), Taulant Xhaka (Basel) und Torhueter Tomas Vaclik (Basel) (Valeriano Di Domenico/freshfocus) (Bild: Valeriano Di Domenico/freshfocus)

Die einen scheinen doch etwas müde zu sein, die anderen üben sich in irrwitzigen Fall-Studien. Die Spieler des FC Basel nach dem 1:1 gegen den FC Sion in der Bewertung.

Tomas Vaclik | 4
Ist einer der besten Transfers, die der FCB in diesem Sommer getätigt hat, konnte das gegen Sion aber kaum einmal zeigen, da mit zu wenig Bällen auf sein Tor gefüttert. Und kam dann mal dieser eine, war der Tscheche chancenlos.

Taulant Xhaka | 3,5
Ist vielleicht doch nicht einfach so ohne Wirkungstreffer durch den Spielabbruch in Serbien, den wallenden albanischen Nationalismus und die sich in Luft auflösende Gruss-Affäre gekommen. Vielleicht aber ist auch einfach seinem Tiger im Tank bei seinem 17. Einsatz in dieser Saison langsam die Luft weg geblieben. Drosch in der 70. Minute den Ball mal in einer Art und Weise quer übers Feld, die so aussah, als habe er jetzt erst mal genug Fussball gespielt. Wurde beim 0:1 von Torschütze Konate umdribbelt. Kann passieren, sieht aber halt einfach nicht so gut aus.


Eels besingen den Tiger im Tank.

Fabian Schär | 4
Hat wahrscheinlich einmal zu viel Murat Yakins Freistosstor aus dem Jahr 1996 gesehen und versucht sich deswegen immer wieder mal in einer Nachahmung. Bislang sind Original und Kopie allerdings recht gut von einander zu unterscheiden. Wurde neben seinem Freistossversuch kaum einmal auffällig – weder negativ noch positiv.


Das Original, dem Fabian Schär nacheifert.

Behrang Safari | 3
Wurde entweder Opfer des Joggeli-Rasens oder seiner Schuhwahl – ganz sicher jedenfalls eines der Erdanziehungskraft. Offerierte Christofi mit seinem Ausrutscher am Basler Strafraum die Chance, die Sittener Führung vorzubereiten. War kein ordnendes Element im Basler Spiel.

Ahmed Hamoudi | 2
Knüpfte dort an, wo er gegen Ludogorets Razgrad mit seinem missglückten Dribbling vor dem entscheidenden Gegentreffer aufgehört hatte. Dribbelte und dribbelte und dribbelte sich so in der 16. Minute letztlich erfolglos in den Walliser Strafraum, verlor mit dem Ball auch gleich ganz den Faden und fiel erst da wieder auf, als er sich als erster Basler nach einem Stockfehler Pfiffe des Heimpublikums anhören musste. Wurde nach einer Stunde gegen Derlis Gonzalez ausgetauscht.

Marcelo Diaz | 3,5
Bereitete das 1:1 nach einer einstudierten Eckballvariante vor, hatte aber ansonsten Fehlpässe drin, dass ein durchschnittlicher Profi-Trainer schon mal von Haarausfall befallen werden kann. Ein merkwürdiger Auftritt irgendwo zwischen Schrittmacher und Unsicherheitsfaktor.

Geoffroy Serey Die | 4
Hat sich von Deniz Aytekins erfundener Roten Karte in Sofia den Schneid nicht abkaufen lassen. Grätschte gegen seinen Ex-Club wie immer ohne Rücksicht auf sich und den Gegner durch das Stadion und war vor der Pause der Mann, der mit seinen weiten Pässen dem Basler Spiel wenigstens ab und an etwas Tiefe verleihen konnte. Tauchte allerdings irgendwann einmal ab, ehe er erst bei seiner Auswechslung in der 68. Minute wieder auftauchte.

Philipp Degen | 4
Startete furios in das Spiel, tauchte fast im Minutentakt am Sittener Strafraum auf und wurde einmal bloss von einem aufmüpfigen Grasbüschel an einer erfolgreichen Flanke gehindert. Wurde danach aber entweder besser gedeckt – oder baute stark ab. War jedenfalls in der zweiten Halbzeit kaum einmal in der Offensive zu sehen.

Luca Zuffi | 4
Liess sich mit seinem Assist zum 1:1 den sechsten Skorerpunkt in der laufenden Meisterschaft gutschreiben. Machte ansonsten kaum Fehler, was auch damit zu tun hatte, dass er nicht all zu oft im Ballbesitz war und kaum einmal den Risikopass suchte.

Shkelzen Gashi | 3,5
Muss lernen, damit umzugehen, dass Trainer Paulo Sousa in ihm bislang bloss einen Super-League- aber keinen Champions-League-Spieler sieht. Scheint in diesem Lernprozess aber irgendwo festzustecken. Hatte zwar den ersten Basler Abschluss nach bloss drei Minuten, sorgte danach aber auch für den irrzwitzigsten Umfaller der Partie, als er nach einem Steilpass Serey Dies den sterbenden Schwan gab, anstatt den Ball alleine vor Goalie Deana zu kontrollieren. Und hier die Bilder:

Breel Embolo | 3,5
Behauptete nach dem Spiel tapfer, bei seinem dritten Einsatz von Beginn weg innerhalb von acht Tagen überhaupt keine Müdigkeit verspürt zu haben. Gab aber gleichzeitig zu, ihm seien «viele Bälle versprungen». Wir vermuten: Müdigkeit könnte der Grund für die versprungenen Bälle sein. Hatte immerhin zwei Abschlüsse, vor der Pause per Kopf nach einer Ecke, nach der Pause auf ein Steilzuspiel mit dem Fuss. Wirkte irgendwann gar gekocht, wurde von Sousa aber über das ganze Spiel auf dem Feld belassen.

Giovanni Sio | 5
Kam in seinem über alle Wettbewerbe gesehen achten Einsatz in dieser Saison zu seinem ersten Tor. Machte also das, was von einem in der 56. Minute für Serey Die eingewechselten Joker erwartet wird und bekommt darum eine gute Bewertung.

Derlis Gonzalez | 3,5
Ersetzte in der 60. Minute Hamoudi auf dem linken Flügel. War danach besser im Spiel als sein Vorgänger, wirkte aber auch nicht mehr so spritzig, als dass er auf das Spiel gross positiven Einfluss gehabt hätte.

Yoichiro Kakitani | –
Wurde in der 76. Minute für Gashi eingewechselt. War zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden, demonstrierte mit einer Kombination aus zunächst geschlagenem Luftloch und danach fast schon beängstigender Stolperschrittfolge, wie es um sein Selbstvertrauen bestellt sein muss. Wir vermuten: eher nicht so gut.

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Bewertungsdurchschnitt: 3,7
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Arlind Ajeti, Frei und Calla.

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