Ausfall elementarer Basler Systeme im Letzigrund

Nach belanglosen ersten 45 Minuten bekommt der FC Basel nach Seitenwechsel im Klassiker eine Packung verabreicht. Der Leistungsabfall einzelner Spieler im Vergleich zum Donnerstag und dem 5:1 gegen YB war dabei eklatant. Die Einzelkritik.

Erbarmungswürdig war der Auftritt des FC Basel in der zweiten Halbzeit des Klassikers. Albian Ajeti vergab etliche Chancen, um dann in der Nachspielzeit doch noch die Führung im Torjägerklassement zurückzuerobern.

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Vier Gegentore hat der FCB-Goalie zuletzt in der Champions League gegen Manchester City kassiert. Gegen einen etwas höher dotierten Gegner. Beim Zürcher 3:0 wird Vaclik von Michael Frey in der nahen Ecke erwischt, beim 4:0 senkt sich der Fernschuss von Antonio Marchesano hinter ihm ins Netz. Für eine schöne Flugparade bei Freys Schlenzer (21.) und Rasmus Thelanders Kopfball beim Stand von 2:0 kann er sich nichts kaufen.

Neftali Manzambi  |  rechter Aussenverteidiger

Wurde als Lang-Ersatz mehr in der Defensive gefordert als beim rauschenden 6:1 gegen Thun und sah prompt nicht gut aus dabei. Konnte sich auch in der Offensive weniger durchsetzen als gewünscht. Der erste Gegentreffer fällt über seine Seite, der zweite, vorentscheidende ebenfalls, wo Routinier Pa Modou blank steht und mit seinem zweiten Saisontor quasi über den Aussenverteidigervergleich einen der Unterschiede in diesem Klassiker macht.

Fabian Frei  |  rechter Innenverteidiger

Weil Marek «Rocky Balboa» Suchy mit seinem zugeschwollenen Gesicht fehlte, ist Innenverteidiger-Newcomer Frei inzwischen die feste Grösse im Abwehrzentrum. Beim Zürcher 1:0 wird er vom tiefen Pass Pa Modous aber ebenso überrascht wie Balanta. Organsierte das Zentrum eigentlich eine erste Halbzeit nicht schlecht, aber bei vier Gegentoren in der zweiten gibt es wenig Nachsicht, zumal er im verlorenen Laufduell mit Frey vor dem 3:0 noch einmal unvorteilhaft aussieht. Auch wenn der FCB einiges an Chancen liegen liess, räumte Frei ein: «Ich will unser Spiel nicht annähernd schönreden.»

Eder Balanta  |  linker Innenverteidiger

Nach dem Teileinsatz gegen YB erstmals seit Mitte Februar wieder in der Startelf. Lieferte sich ein Privatduell mit Raphael Dwamena, um beim ersten Gegentor den Kürzeren zu ziehen gegen den Zürcher, von dem es heisst, er werde im Sommer teuer transferiert werden, nachdem es vor einem Jahr in einem ersten Anlauf schief gegangen war. Bei Balanta muss man auch immer mit Begehrlichkeiten anderer Klubs rechnen – solche Nachmittage halten ihn vielleicht noch ein bisschen länger in Basel. Die laufende Saison ist jedenfalls zu Ende für ihn: Die vierte gelbe Karte bedeutet, dass er im letzten Spiel, am Pfingstsamstag gegen Luzern, gesperrt sein wird. 

https://tageswoche.ch/sport/live-basel-gegen-zuerich-am-13-mai-16-uhr-das-aufwaermprogramm/

Blas Riveros  |  linker Aussenverteidiger

Muss sich ankreiden lassen, beim zweiten Gegentreffer Flankengeber Kevin Rüegg zu wenig Widerstand geleistet zu haben. Klärte einmal akrobatisch, reihte sich unter die Fernschussschützen im ersten Durchgang ein und blieb mit seinem Einfluss am linken Flügel unter seinen Möglichkeiten.

Geoffrey Serey Dié  |  defensiver Mittelfeldspieler

Gegen das leichtgewichtige Zürcher Junioren-Duo Aliu/Domgjoni hatte der Routinier im ersten Durchgang und bei über 60 Prozent Ballbesitz des FCB wenig Probleme, den Takt vorzugeben. Den öffnenden Pass brachte aber auch er nicht an den Mann. Machte nach 78 Minuten für Afimico Pululu Platz.

Unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet: Neftali Manzambi, hier begraben unter Pa Modou.

Luca Zuffi  |  defensiver Mittelfeldspieler

Sein Einsatz stand in Frage, weil er gegen YB einen Schlag aufs linke Knie bekommen hatte, in dem sich Flüssigkeit angesammelt hat. Begann dann doch, brachte immerhin den ersten Schuss aufs Zürcher Tor (39.) und wurde zur Pause vorsichtshalber ausgewechselt.

Kevin Bua  |  rechter Flügelstürmer

Weil Valentin Stocker vom Trainer eine schöpferische Pause verordnet bekam, startete Bua an früherer Wirkungsstätte. Die Szenen, in denen er auf sich aufmerksam machte, waren an einer Hand abzuzählen. So, als er von Thelander gelbwürdig gefoult wird, der Zürcher Verteidiger aber ungeschoren davon kommt. Eine Flanke noch bei Ajetis Abseitstor (66.) – das war es dann auch schon. Und in der Defensive war von Bua in den entscheidenden Szenen auch nichts zu sehen.

Samuele Campo  |  zentraler offensiver Mittelfeldspieler

Sein technisch hübscher Dropkick aus 40 Metern in der 67. Minute an die Lattenunterkante des von Brecher verlassenen Tores hätte das Zeug zum künstlerischen Höhepunkt gehabt. Nach einigen doch sehr vielversprechenden Spielen zuletzt fehlte Campo in der zweiten Hälfte die Energie, um dagegen zu halten. Der Assist zum Ehrentreffer – ein Corner auf den Kopf von Ajeti – ist ein schwacher Trost für eine unter dem Strich nicht ausreichende Leistung.

Mohamed Elyounoussi  |  linker Flügelstürmer

Er, in den jüngsten Spielen der herausragende Akteur des FCB, steht stellvertretend für den Systemkollaps, den seine Mannschaft nach Seitenwechsel im Letzigrund erlitt. Während der ersten Halbzeit wurde der beste Basler Scorer von den Zürchern gut abgeschirmt, in der zweiten fand er einmal statt bei einer Flanke für Ajeti in der 75. Minute. So sprühend vor Freude sein Spiel sein kann, so irritierend ist zuweilen die Diskrepanz zu solchen Vorstellungen wie bei der höchsten Saisonniederlage in der Liga.

https://tageswoche.ch/form/interview/wir-ziehen-die-philosophie-durch-verkleinern-verjuengen-verbaslern/

Albian Ajeti  |  Mittelstürmer

Eine Stunde lang war von ihm so gut wie nichts zu sehen, und wenn der Jung-Stürmer sagt, seine Mannschaft sei kämpferisch nicht parat gewesen, dann ist er ein Paradebeispiel dafür. Als er dann doch noch in Erscheinung trat, fand er mehrfach seinen Meister in Yanick Brecher, derzeit die Lebensversicherung im FCZ-Tor. Dass Ajeti in der Nachspielzeit doch noch traf mit einem schönen Kopfball auf Ecke von Campo, brachte ihm mit seinem 16. Saisontreffer immerhin wieder die alleinige Führung in der Torschützenliste zurück. Dies auch, weil fast zeitgleich Guillaume Hoarau in Bern mit einem vergebenen Elfmeter seinen 16. Treffer verpasste.


Raoul Petretta  |  zentraler Mittelfeldspieler

Wurde zur zweiten Halbzeit für Zuffi eingewechselt, machte keine offensichtlichen Fehler, war jedoch Teil des Zentrumspiels, in dem der ebenfalls eingewechselte Antonio Marchesano mit einem Assist und einem Tor bedeutend mehr Einfluss auf das Endresultat erzielte.

Dimitri Oberlin  |  rechter Flügelstürmer

Ersetzte in der 63. Minute Bua, bildete nach der Einwechslung von Pululu mit Ajeti eine Doppelspitze und gab mal wieder den Oberlin, an dem man eher verzweifelt. Dass er in der 67. Minute den von der Lattenunterkante zurückprallenden Ball an Brechers Bein köpfelt statt ins Tor, war, wie FCZ-Trainer Ludovic Magnin anmerkte, «die Schlüsselsituation» der Partie. In der Nachspielzeit brachte Oberlin nicht die Uneigennützigkeit auf, um Pululu in Szene zu setzen, sondern suchte selbst den Abschluss, der missriet.

Afimico Pululu  |  Mittelstürmer

Mit seiner Einwechslung für Serey Dié setzte FCB-Trainer Raphael Wicky in der 78. Minute beim Stand von 2:0 alles auf Offensive. Für Pululu war es nach 19 Minuten gegen Lugano im August vergangenen Jahres erst der zweite Einsatz in der Super League. Zu nennenswerten Szenen kam er nicht mehr – oder er wurde darum gebracht (-> Oberlin).

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Signori Antonio (Tor), Léo Lacroix, Michael Lang, Noah Okafor. 

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