Ausserhalb des Vorstellbaren

Ausscheiden gegen den FC Basel? Das mag sich in München, drei Monate vor dem Final im eigenen Stadion, niemand ausmalen.

Das Aus gegen Basel wäre ein monströses Misslingen. Bayern-Spieler in der gut eingeübten Jubelpose. (Bild: Keystone)

Ausscheiden gegen den FC Basel? Das mag sich in München, drei Monate vor dem Final im eigenen Stadion, niemand ausmalen.

Sie sind rar gesät, die Erfolge von Schweizer Mannschaften gegen deutsche. Und der FC Bayern München hat in dieser Hinsicht sowieso eine weisse Weste. Bayern gegen Basel – auch das ist auf dem Papier eine klare Sache. Zumindest aus Münchner Perspektive. Daran ändern die Allgemeinplätze nichts, die im Vorfeld tapfer formuliert und auch auf hartnäckiges Nachfragen verteidigt werden. «Man darf den FC Basel überhaupt nicht unterschätzen» (Holger Badstuber), «wir sind gewarnt» (­Philipp Lahm), «wir wissen, was in Basel auf uns zukommt» (Thomas ­Müller). Allesamt sind sie (deutsche) Nationalspieler, so wie quasi jeder Profi im Bayern-Kader, und sie wissen, was sich gehört.

Nein, als Durchgangsstation in den Viertelfinal wollen die Bayern die beiden Partien gegen Basel (am 22. Februar im St.-Jakob-Park, Rückspiel in München am 13. März) nicht missverstanden wissen. Was soll man auch sagen über einen Gegner, der Manchester United ausgeschaltet hat? Überheblichkeit der Engländer sei es nicht gewesen, da ist Jupp Heynckes ganz sicher. Aus seiner reichen Erfahrung als Spieler und Trainer hat der 66-Jährige kein einziges Beispiel parat, bei dem eine seiner Mannschaften jemals einen Gegner unterschätzt hätte, nicht in Mönchengladbach oder Frankfurt, nicht in Bilbao oder auf Teneriffa, nicht bei Benfica Lissabon oder Real Madrid und auch nicht zuletzt in Leverkusen.

Gute Phase, schlechte Phase

Eher sei es eine weniger gute Phase gewesen, die Manchester im Herbst den Kopf gekostet habe. In welcher aktuellen Verfassung sich die Bayern befinden, das wissen sie nach harzigem Start aus der Winterpause und zuletzt zwei Zu-null-Siegen selbst noch nicht ganz genau. Und vielleicht erst präziser am Samstag, nach dem Spiel beim Tabellenletzten SC Freiburg.

Während die Bayern-Protagonisten einerseits nicht den geringsten Verdacht aufkommen lassen wollen, den Gegner geringzuschätzen, liegt andererseits auf der Hand: Ein Ausscheiden in den Achtelfinals gegen einen Gegner vom Rang des FC Basel ist in München ausserhalb des Vorstellbaren. Zumal, da der Final am 19. Mai in der Allianz Arena steigt.

«Das Endspiel ist ein schöner Traum», sagt Bayern-Captain Philipp Lahm, «Uli Hoeness muss uns nicht jeden Tag daran erinnern.» Die Trennung von Louis van Gaal in der schwierigen, letztlich titellosen Vorsaison hatte Präsident Hoeness schon damals unter anderem damit begründet, dass er das Ziel Champions-League-Final im eigenen Stadion in Gefahr sah.

Ein solches Endspiel, sagt Patrick Strasser, der Bayern-Chefreporter der «Münchner Abendzeitung», sei eine historische Chance für die aktuelle Spielergeneration, eine, die es nur alle 30, 40 Jahre gibt: «Gegen Barcelona kann man im Viertel- oder Halbfinal scheitern, das verzeiht jeder. Aber für ein frühzeitiges Ausscheiden gegen Basel gäbe es wenig Argumente. Nicht, dass ich mir das wünsche, aber dann wäre Feuer unter dem Dach.»

In dieser Einschätzung geht die etwas weniger aufgeregte Presse mit dem Boulevard einig: «Das Aus gegen Basel wäre ein monströses Misslingen mit furchtbaren Konsequenzen auf den Seelenapparat des FC Bayern», meint Philipp Selldorf, der die Bayern für die «Süddeutsche Zeitung» über viele Jahre hinweg begleitet hat. «Und man tut dem Schweizer Fussball ja kein Unrecht an, wenn man in München in aller Deutlichkeit erwartet, dass die Bayern die Viertelfinals erreichen.»

Diese Erwartungshaltung, aber auch das Selbstverständnis meint Heynckes, wenn er von einem «Wahnsinns-Anspruch» beim FC Bayern spricht. Dass die Qualifikation für seine Mannschaft im August gegen den FC Zürich (2:0 in München und 1:0 im Letzigrund) einem Spaziergang gleichkam, lässt der Bayern-Trainer nicht als Vergleich gelten: «Der FC Basel ist ein ganz anderes Kaliber. Diese Mannschaft imponiert mir.» Was soll er auch anderes sagen?

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.02.12

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