Balakov besteigt den Betzenberg

Krassimir Balakov, einst ebenso begnadeter wie divenhafter Fussballer, später auch Trainer bei den Grasshoppers und in St. Gallen, soll den 1.FC Kaiserslautern vor dem Abstieg aus der Bundesliga retten.

Von Split in die Pfalz: Krassimir Balakov, hier an der Seitenlinie als Trainer von Hajduk Split, kommt als Trainer zurück in die Bundesliga. (Bild: Reuters/Antonio Bronic)

Krassimir Balakov, einst ebenso begnadeter wie divenhafter Fussballer, später auch Trainer bei den Grasshoppers und in St. Gallen, soll den 1.FC Kaiserslautern vor dem Abstieg aus der Bundesliga retten.

Noch debattieren die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern kontrovers, ob Krassimir Balakov der richtige Mann ist, um die heikle Aufgabe zu meistern. Zumal in der Pfalz nicht abschliessend fest steht, worin die Hauptaufgabe liegt: in den letzten acht Spielen den drohenden Abstieg zu verhindern oder doch bald den Neuaufbau in der zweiten Liga einzuleiten, um umgehend wieder aufzusteigen.

Viele in der Pfalz hätten sich einen Trainer mit «Stallgeruch» gewünscht, einen, der «moal uffem Betze» gekickt hat am liebsten. Das hat Krassimir Balakow zwar getan, aber der heute 45-Jährige steckte damals im Trikot des VfB Stuttgart, für den er zwischen 1995 und 2003 spielte und später zwei Jahre lang Assistentztrainer unter Felix Magath und Matthias Sammer war.

Sonst hat der 92malige bulgarische Nationalspieler wenig Berührungspunkte mit dem Südwesten. Kaiserslauterns Clubchef Stefan Kuntz hat sich trotzdem für ihn entschieden. Balakov wird am Donnerstag um 14.30 Uhr am Betzenberg vorgestellt und erhält als Nachfolger des am Dienstag beurlaubten Marco Kurz einen Vertrag bis 2013.

Ablöse an Split bei 100’000 Euro

Mittwoch Abend sass er noch bei Hajduk Split in der Partie bei HNK Rijeka auf der Bank. Für den Zweiten der kroatischen Liga ging es um den Einzug in die Europa League. Balakov besitzt in Split eine Ausstiegsklausel. Die Ablösesumme für den Neuen soll bei 100’000 Euro liegen und nicht bei der zuletzt kolportierten Million.
Einen «Feuerwehrmann» oder einen abgehalfterten Ehemaligen wollte Kuntz nicht. Es meldeten sich einige «Freiwillige» wie Mario Basler oder Klaus Toppmöller.

Kuntz aber dachte an einen Mann mit Perspektive. Kuntz und Balakov kennen sich seit einem Trainerschein-Sonderlehrgang für verdiente Nationalspieler, zu dem auch der Bulgare zugelassen war. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit wird Balakov schon am Samstag als Chef des Tabellenletzten beim «Alles-oder-Nichts-Spiel» beim SC Freiburg auf der Bank sitzen.

Noch fehlt der grosse Leistungsausweis

Die fast aussichtslose Lage in der Pfalz aber konnte Balakov nicht abschrecken. Seit langem liebäugelte der ehemalige Trainer der Grasshoppers (zwei Jahre), dem FC St. Gallen (ein Jahr), FC Burgas (zwei Jahre) und Split (ein Jahr) mit dem Sprung ins deutsche Trainer-Geschäft. Grosse Erfolge hat er bisher noch nicht vorzuweisen. Wahrscheinlich mit ein Grund, warum Hertha BSC Berlin auf Altmeister Otto Rehhagel setzte und nicht auf Balakov, der in der deutschen Hauptstadt ebenfalls gehandelt worden war.

Nun greift der FCK in seiner Not zu. Kuntz flog zu Gesprächen mit dem Hoffnungsträger nach Kroatien und zog Erkundigungen über Balakov ein. Heraus gekommen ist das positive Bild, eines ehrgeizigen Trainers, der auf junge Spieler setzt, offensiven Kombinationsfussball aus einer stabilen Abwehr heraus und flottes Flügelspiel bevorzugt.

Der Magier im Dreieck

Kuntz liess sich überzeugen, den Mann in die Pfalz zu holen, der als Spieler manchen als Diva galt, ganz abgesehen vom Schuss Genialität, der ihm anhaftete. Bei Auswärtsspielen forderte er für die Nacht vor dem Spiel ein Kingsize-Bett, Trainer Ralf Rangnick verweigerte er den Handschlag, als der es wagte, Balakov auszuwechseln, und VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder musste einst einen Aufschlag zahlen, weil Balakov die Mannschaft auf einem Flug ins Trainingslager aus der Economy- in die Business-Class führte.

Man kann vermuten, dass Kuntz auch beim Stuttgarter Manager Fredi Bobic nachfragte, bevor er zuschlug. Bobic arbeitete im bulgarischen Burgas mit Balakov zusammen und hatte den Kontakt zu seinem ehemaligen Teamkollegen nie verloren. «Er ist ein akribischer Arbeiter, der alles für den Fussball investiert. Und ein Trainer, der in der Defensive hart arbeiten lässt. Er hat die Fähigkeit auf Spieler einzugehen und flexibel zu reagieren“, sagte Bobic. In Stuttgart sind vor allem Balakovs messerscharfe Freistösse in Erinnerung geblieben. Sie nannten ihn den «Freistossmagier», was gut passte zu seiner Führungsrolle im «Magischen Dreieck» des VfB mit Giovane Elber und Fredi Bobic.

 

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