Sorry, keine Bad News: Am Fanmarsch der Basler zum Zürcher Letzigrund und zurück verhielten sich die FCB-Anhänger – wie auch die Polizei – entgegen etwaigen Befürchtungen. Eine Inaugenscheinnahme.
Um Enttäuschungen von Beginn weg vorzubeugen, folgender Lesehinweis: Sorry, am Fanmarsch der Basler durch Zürich ist nichts Relevantes passiert. Auch während des Spiels am Sonntagnachmittag nicht. Nichts ist in die Brüche gegangen, die Polizisten blieben auf Distanz, die Fans friedlich. Hier gibts keine Bilder und Leser-Videos von enthemmter Wut. Keine Beschreibungen von sogenannt «kriegsähnlichen Zuständen». Keine Neuigkeiten, eigentlich.
Also vielleicht doch News?
Der Marsch beginnt, kaum hat der Zug in Altstetten gehalten. Hunderte Fans formieren sich in wenigen Minuten in einen breiten Zug, vorne junge Männer, Einheitstenue Schwarz. Hinten wirds bunter und familiärer. Ein, zwei Böller begleiten den Start, genervt kommentiert von einigen Fans, weil die Dinger schmerzhaft laut sind, wenn sie in der Nähe hochgehen. Dann wird gelaufen, es wird gesungen, es wird geklatscht und gerufen. Was Fussballfans an guten Tagen halt so zu tun pflegen. Und das wars dann.
Wenn Befürchtungen nicht Realität werden
Während des Spiels: courant normal, wenn man so will. Bunter Rauch steigt aus dem Basler Gästesektor auf, die Südkurve, erst merkwürdig verhalten, antwortet mit ein paar Fackeln und Durch-Mark-und-Bein-Böller. Aus den Laustsprechern schallt ein halbes Dutzend Mal eher beiläufig die Unterlassungsansage vom Band.
Der Rückweg zum Bahnhof Altstetten? Fast dasselbe, aber die Böller blieben aus. Einmal rennen einige maskierte FCB-Ultras in die Innenhofarkaden des Shoppingcenters Letzipark. Die Aktion dauert ein paar Sekunden, ein Effekt ist nicht zu erkennen. Ach ja: Und eine Tür wollte nicht schliessen am Extrazug.
Welche Erkenntnisse bleiben? Vielleicht, dass es sich in jedem Fall lohnt, dabei zu sein. Und dass es nötig ist, auch dann zu berichten, wenn Befürchtungen nicht Realität werden. Denn die gab es, und sie waren unterfüttert: In der Vergangenheit kam es wiederholt zu wüsten Szenen, als Basler Ultras durch Zürich zogen. Oder zu unverhältnismässigen Aktionen der Zürcher Polizei. Es sei hier exemplarisch an den «Duttweiler Kessel» erinnert.
Aufgeladen war der Besuch in Zürich zudem durch die Vorkommnisse vom 12. April in Basel, als Anhänger des FC Zürich nach dem Spiel im St.-Jakob-Park und am Bahnhof Pratteln ihrem Frust freien Lauf liessen. Da schien noch eine Rechnung offen. Zusätzliches Konfliktpotenzial wurde für den Fall erwartet, dass Basel seinen Meister ausgerechnet beim Erzrivalen in Zürich macht. Das hatte sich schon vor dem Anpfiff im Letzigrund durch das Ergebnis in Bern erledigt.
Zurückhaltende Zürcher Polizei
Anders als in der Vergangenheit verhielt sich auch die Zürcher Polizei. Sie blieb während der gesamten Dauer des Fanmarsches auf Distanz, riegelte bloss die Zufahrtstrassen zur Hauptroute ab. Früher begleitete jeweils ein gewaltiges Aufgebot an Polizisten in Riot-Montur die Ultras in wenigen Metern Abstand.
Auch das eine angenehme Überraschung.
Nach all der Aufregung in den letzten Wochen um Fangewalt und Diskussionen um mögliche und unmögliche Reaktionen war der Basler Fanmarsch angenehm sachlich. Lehren kann man vermutlich keine daraus ziehen, weil es auch wieder anders kommen kann.
Ausser vielleicht dieser: Dass es auch nötig ist zu berichten, wenn das Ritual von Eskalation und Empörung ausbleibt. Das hält das Urteilsvermögen frisch.
Aus unserer Community (siehe Kommentare) kommt der Hinweis, dass sich das Portal «zentralplus» in Luzern mit dem Marsch der Basler Fans im 21. März des Jahres unaufgeregt beschäftigt hat und die Situation in der Sicherheitsdebatte in der Stadt in einem weiteren Beitrag vertieft beleuchtet. Lesenswert.