Basler Mentalitätsriesen – die Einzelkritik

Unterschiedliche argentinische Verteidigungsansätze, brillante chilenische Schusstechnik, Baselbieter Spitzenscoring und Thurgauer Ruhe am Elfmeterpunkt – die Spieler des FC Basel in der Einzelkritik beim Sieg im Spitzenkampf gegen YB. Allen gemein ist: Sie lassen sich nicht unterkriegen.

YBs Scott Sutter, links, im Zweikampf mit Basels Mathias Delgado, rechts, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem BSC Young Boys am Samstag, 8. Februar 2014, im Stadion St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Urs Flueel (Bild: Keystone/URS FLUEELER)

Unterschiedliche argentinische Verteidigungsansätze, brillante chilenische Schusstechnik, Baselbieter Spitzenscoring und Thurgauer Ruhe am Elfmeterpunkt – die Spieler des FC Basel in der Einzelkritik beim Sieg im Spitzenkampf gegen YB. Allen gemein ist: Sie lassen sich nicht unterkriegen.

Yann Sommer | 4
Wird nach dem Spiel ernsthaft mit Matias Delgado über Sinn und Uninn einer Mauer bei einem Freistoss für den Gegner diskutiert haben. Wurde beim 0:1 sichtlich von der Variante der argentinischen Maxi-Flex-Mauer überrascht (siehe -> Delgado) und berührte schuldlos auch beim 0:2 den Ball erst, als es darum ging, ihn aus dem Tor zu holen. Hatte damit bei zwei von drei Berner Schüssen auf sein Tor das Nachsehen.

Kay Voser | 4,5
Ist neuerdings jener Basler, der stets als Erster in die Interviewzone geschickt wird. Was einerseits auf das Erklimmen einiger interner Hierarchiestufen schliessen lässt, und andererseits darauf, dass er ein netter Kerl ist, der die Medienarbeit übernimmt, die anderen lästig ist. War aber auf dem Feld kein netter Kerl, sondern wackerer Aussenverteidiger mit einigem Zug gegen vorne.

Gaston Sauro | 5
Wer hätte das gedacht, dass der Gaucho in Basel noch mal den Vorzug vor einem anderen Innenverteidiger bekommt? Dürfte sich darüber gefreut haben wie ein kleines Kind. Überzeugte den Trainer in Lausanne mit einem halbstündigen Einsatz (TaWo-Bewertung: 4,5) und machte auch gegen YB eine gute Falle. Vielleicht hat man ihn zu früh schon fast abgeschrieben.

Marek Suchy | 4,5
Wie lange ist er in Basel? Zehn Tage? Absolvierte seinen dritten Einsatz und integriert sich so reibungslos und selbstverständlich in den Verteidigungsverbund, dass es den Anschein macht, als ob der FCB da einen sehr guten Griff getan hat. War begeistert von der Kulisse im St.-Jakob-Park und sagte: «Ich habe die Kraft gespürt, die von der Unterstützung der Fans ausgeht.»

Behrang Safari | 4
Schien mal Anfangs der zweiten Halbzeit einen gewissen Drang zu verspüren, sich links in die Offensive einzuschalten. Hielt sich dann aber doch meist vornehm zurück. Irgend etwas scheint den Schweden daran zu hindern, seine bei seinem ersten Basel-Aufenthalt noch sichtbaren Offensivqualitäten auszuspielen. Defensiv solid, bis auf jene Szene in der Nachspielzeit, in der er Nuzzolo bloss hinterher hechelte, ehe der die Latte des Basler Tors traf.

Geoffroy Serey Die | 4
Am Mittwoch im Cup leicht angeschlagen vom Platz gegangen, bewirtschaftete er gegen YB im Dreiermittelfeld vor der Abwehr die rechte Seite ohne gross aufzufallen. Sah eine der in der ersten Halbzeit vom Schiedsrichter streng verteilten gelben Karten und wurde auch aus diesem Grund vorsichtshalber zur Pause ausgewechselt.

Mohamed Elneny | 4
Für ihn gilt ähnlich wie für -> Serey Die, dass es auch eine Vorsichtsmassnahme war, ihn mit Gelb belastet aus dem Spiel zu nehmen. Bis dahin spielte er wieder die Drehscheibe vor der Innenverteidigung, ohne grossen Einfluss zu haben. Wobei: Vor dem zweiten Gegentor verfolgt er Gerndt über eine weite Strecke, kann den Berner aber nicht entscheidend beim Torschuss stören.

Taulant Xhaka | 4
Hatte sich als einziger Basler Mittelfeldspieler bis zur Pause keine Verwarnung abgeholt und durfte wohl vor allem deswegen im Gegensatz zu Elneny und Serey Die auch in Hälfte zwei noch einmal auflaufen. Muss sich dafür jetzt dringend um die Handynummer von Alexander Gerndt bemühen, um dem Berner Stürmer gute Besserung zu wünschen, dem er mit übermotiviertem Tackling eine Bänderverletzung zufügte.

Matias Delgado | 3,5
Liess in der 29. Minute eine schöne argentinische Mauer-Tradition aufleben (siehe Bild) und erwischte damit den eigenen Goalie auf dem falschen Fuss. Wirkte auch sonst äusserst traditionsbewusst und spielte den Ball, wie es sich für eine klassische Zehn gehört meist direkt oder mit der Hacke oder am besten beides zusammen. Hatte auf diese Weise aber wenig bis keinen positiven Einfluss auf das Basler Spiel. Wurde für die Schlussoffensive durch Stephan Andrist ersetzt, was irgendwie recht gut die Leistung des Spielmachers widerspiegelt.

Fabian Frei | 5,5
Was für eine Chance, die er da in der ersten Halbzeit vergeudete! Neben all seinen Vielseitigkeiten – diesmal begann er als Offensiver und rotierte nach der Pause zurück auf die Sechs – erinnerte er sich gegen YB daran, dass er auch noch Elfmeter kann. Im Frühjahr bedeutete sein verwandelter Penalty zum 1:0-Sieg in Bern quasi die Meisterschaft. Erinnerte sich daran, dass er damals in die rechte Ecke zielte und wählte diesmal die linke. Mvogo entschied sich für die falsche – und Fabian Frei hatte damit alles richtig gemacht.

Marco Streller | 5,5
Als es ihm gewaltig gegen den Strich ging, was sich da bis zum 0:2 abspielte, hielt er einfach mal drauf – und traf zum Anschlusstor. Dass Berns teurer Zuzug Milan Vilotic eine schlechte Abwehr beisteuerte – geschenkt. Für Streller war es der neunte Treffer in der Liga, womit er mit dem Berner Josef Martinez gleichzog, der auf der anderen Seite leer ausging. Streller kommt wettbewerbsübergreifend auf elf Tore und zwölf Assists, wozu auch der Zweikampf zählt, der gegen YB vom Schiedsrichter als elfmeterreif taxiert wurde.

Valentin Stocker | 4,5
Brachte nach seiner Einwechslung zur Pause, wenn schon keine Skorerpunkte, so doch deutlich mehr Schwung und Bewegung in die FCB-Angriffe. Wirkte in einigen Szenen noch nicht so spritzig wie auch schon, kann er nach zehn Tagen verletzungsbedingter Pause und bloss einem Training mit der Mannschaft aber wohl auch gar noch nicht sein.

Marcelo Diaz | 5,5
Überzeugte erst zur Pause seinen Trainer, dass er bereit wäre für 45 Minuten Fussball – und danach 27’000 im Stadion davon, dass er ein exzellenter Schütze aus der Distanz ist. Würde künftig sehr gerne etwas länger gemeinsam mit Delgado auf dem Platz stehen. Was durchaus interessant klingt – solange der Chilene (1,66 m) nicht mit dem Argentinier (huch und weg) die Basler Mauern bilden muss.

Stephan Andrist | –
Das Zeug, das Andrist am Mittwoch zu einer sehr guten Leistung im Cup animierte, scheint länger zu wirken. Hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass er mal für Delgado ins Spiel kommt (77.). War jedoch zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.
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Bewertungs-Durchschnitt: 4,5
Nicht eingesetzt: Vailati, Ajeti, P. Degen, D. Degen
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Dreimal die Sechs gibt’s für die Basler Rapcrew TripleNine und die FCB-Hymne 2014: «Gschichte wärde gschriebe», zu Gehör gebracht am Samstag im Joggeli zur Präsentation der neuen Sound-Anlage im Stadion:

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