Zwei Serien und die Erinnerung an zwei Meistertitel, die in Bern errungen wurde – nach all dem Geraune vor dem Gang des FC Basel heute ins Stade de Suisse mal ein paar Aspekte, die die Geister der Vergangenheit vertreiben.
Was der FC Basel heute in Bern alles verlieren kann, das wurde allerorten schon ausgiebig ausgebreitet. Das Paradebeispiel stammt aus dem Jahr 2006. Die Parallele zur aktuellen Situation ist, dass der FCB ebenfalls aus einer langen Europacup-Saison mit dem Viertelfinal gegen Middlesbrough auf die Zielgerade einbog.
Deshalb hatte Basel in der letzten Meisterschaftswoche noch ein Nachholspiel zu bestreiten. Bei den Berner Young Boys, wo ein Punkt gereicht hätte, um den Titel zu holen. Der FCB mit Trainer Christian Gross verlor, auch, weil Hakan Yakin im YB-Dress an jenem 10. Mai 2006 einen Galaabend einzog, mit 2:4. Am Samstag darauf kassierte der FCB in der Nachspielzeit gegen den FCZ beim 1:2 jenes Tor, das die Meisterschaft kostete, ein schwarzer Tag, bei dem der Platzsturm der Fans und die schweren Ausschreitungen den eigentlichen Tiefpunkt markierten.
Vom Neufeld 2002 bis zur Finalissima 2010
Es sind dies, wie die «Basler Zeitung» schreibt, die «Geister aus der Vergangenheit». Also: Zeit, daran zu erinnern, was von den Baslern in Bern schon alles gewonnen wurde. Sieben der elf Cupsiege zum Beispiel. Die restlichen wurden bei Endspielen in Basel errungen.
Am frischesten in Erinnerung ist die Finalissima von 2010. Am Ende der ersten Saison unter Thorsten Fink holt der FCB 13 Punkte Rückstand auf YB auf, muss am letzten Spieltag in Bern gewinnen, um noch Meister zu werden. Er tut dies – mit den angeschlagenen Marco Streller und Alex Frei auf der Bank – auf souveräne Weise. Mit einem 2:0-Sieg am 16. Mai 2010 durch Tore von Valentin Stocker und Scott Chipperfield.
Die Mutter aller Triumphe der Neuzeit auf Bern Boden datiert allerdings elf Jahre zurück. Am 24. April 2002 im Stadion Neufeld – in Wankdorf wird das neue Stadion gebaut – gewinnt der FCB mit 3:0 und steht drei Runden vor Schluss als Meister fest. Die erste Meisterschaft nach 22 Jahren. Die Dämme brechen, eine Stadt versinkt in Rot und Blau und der FC Basel bricht zu neuen Ufern auf.
Seither gab es manches grössere und kleinere Drama in Bern, 2008/09 zum Beispiel einen Cup-Halbfinal, den YB im Penaltyschiessen für sich entschied. Aber seit dreieinhalb Jahren, genauer seit einem 0:2 am 29. November 2009 (Tore: Doumbia, M. Schneuwly), hat der FCB kein Meisterschaftsspiel mehr im Stade de Suisse verloren. Seither hat man eher das Unentschieden zum Standardresultat gefunden: sechs Begegnungen, ein Basler Sieg, fünf Remis.
Bernard Challandes hat noch nie gegen den FCB gewonnen
Nicht zu verlieren könnte für den FC Basel heute – je nach Abschneiden der Grasshoppers in St. Gallen – die Meisterschaftsentscheidung bedeuten. Die Berner Young Boys kommen auch auf dem Zahnfleisch daher, haben eine lange Verletztenliste und klammern sich noch an einen Strohhalm: Ein Sieg gegen Basel könnte – je nach Abschneiden des FC Thun in Zürich – noch ein Endspiel um die Europa-League-Teilnahme bringen.
YB-Trainer Bernard Challandes sagt, was er immer zu sagen pflegt: «Wir müssen eine Heldentat schaffen.» Das hat er in seiner Zeit als Super-League-Trainer auch stets vor Spielen gegen den FC Basel postuliert. Mit einer für ihn niederschmetternden Bilanz: Als Trainer des FC Zürich, des FC Thun und des FC Sion ist er 22-mal in der Meisterschaft gegen den FCB angetreten – und hat kein einziges Mal gewonnen.