Bern zeigt Basel seine Meister

Raphael Wicky will am Auffahrtstag (16 Uhr, St.-Jakob-Park) mit seinem FC Basel dem frisch gebackenen Schweizer Meister YB die erste Niederlage des Jahres beibringen. Es wäre ein schwacher Trost für Entgangenes, aber die Bestätigung eines positiven Trends. Und für Albian Ajeti geht es immerhin noch um die Torjägerkrone.   

So begrüsste Basel die Young Boys beim letzten Besuch am 5. November 2017 vor dem 1:1. Am Donnerstag kommen die Berner als Schweizer Meister ins Joggeli.

Am Auffahrtstag als Schweizer Meister im Stadion des entthronten Serienchampions einzulaufen – das muss nach Jahrzehnten der Entbehrung eine besondere Genugtuung sein für die Berner Young Boys. Egal, ob sie das nun so sagen oder nicht.

Und die Fans der Gelb-Schwarzen wollen sich dieses Triumphgefühl nicht entgehen lassen: Der Gästesektor im St.-Jakob-Park mit seinen 1700 Plätzen wird voll besetzt sein; insgesamt waren am Dienstag 27’000 Tickets verkauft, was für das Gipfeltreffen des Schweizer Fussballs ein schmales Interesse ist. Aus nachvollziehbaren Gründen.

Es geht, wenn überhaupt, nur noch ums Prestige. Darum, dass die Basler ihre Aufwärtstendenz mit zehn Spielen ohne Niederlage sowie ihre positive spielerische Entwicklung fortsetzen wollen. Vielleicht auch darum, den Bernern nicht auch noch Punkte- und Torrekord zu überlassen. Beide Bestmarken stammen aus der vergangenen, der Basler Hypersaison: 86 Punkte und 92 Tore. Aktuell steht YB bei 78 Zählern und 78 Treffern. In den verbleibenden drei Partien kann der Klub noch auf maximal 87 Punkte kommen und diesen Rekord brechen. Um den Torrekord einzustellen, müssten dier Berner in diesen drei Spielen ganze 14-mal treffen.

«Unser Ziel ist es natürlich, YB die erste Niederlage in diesem Jahr zuzufügen», sagt Raphael Wicky, und der FCB-Trainer ist «überzeugt, dass wir die Qualität haben, sie zu schlagen». Seit dem 3. Dezember 2017 (1:3 in Thun) sind die Berner in 18 Wettbewerbsspielen nicht mehr besiegt worden. Eine Serie, die es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gab, wie der ehrenwerte Fussballblog «Zum runden Leder» recherchiert hat.

Die Niederlage im Juli, die schon den Geruch des Wandels trug

Wie motiviert die Berner am Donnerstag tatsächlich noch sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Viermal schon standen sich Basel und YB in dieser Saison bereits gegenüber. Von den drei Begegnungen in der Super League gewannen die Berner eine, und das gleich am ersten Spieltag. Jenes 2:0 vom 22. Juli trug schon den Geruch des Wandels. Jedenfalls hatte der FCB der Wucht und der Entschlossenheit der Berner schon damals nicht genug entgegenzusetzen.

Für die Ewigkeit: Eingraviert ist der Name des neuen Schweizer Meisters schon mal. Überreicht bekommt YB den Pokal am Pfingstsonntag.

YB-Trainer Adi Hütter hat inzwischen ja preisgegeben, dass man sich damals bereits intern darauf eingeschworen hatte, die Meisterschaft holen zu wollen. Getraut, dies auch öffentlich so ganz klar zu postulieren, haben sie sich in Bern dann erst nach der Winterpause.

In der Liga gab es ausserdem zwei Remis auf Augenhöhe, wobei beim letzten Aufeinandertreffen am 2. April in Bern (2:2) der FCB nicht mehr sehr weit weg war von einem Sieg. «Wir haben die Meisterschaft nicht in den Direktduellen mit YB verloren», sagt Wicky. Es waren die unerwarteten Basler Niederlagen gegen niedriger dotierte Gegner, die sich die Berner wiederum dieses Mal eben nicht geleistet haben.

Und die Young Boys haben den Baslern ein weiteres Mal den Meister gezeigt, als sie im Cup-Halbfinale dafür sorgten, dass dem Dauerrivalen auch die zweite Chance auf einen Titelgewinn versagt blieb. Gleichzeitig eröffnete sich YB selbst die grosse Chance, das Double zu erben, wenn es am 27. Mai im Stade de Suisse zum Endspiel gegen den FC Zürich kommt. Es wäre das erste Double für die Berner seit 1958 und erst das zweite Titel-Doppelpack in der 120-jährigen Vereinsgeschichte.

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