Bjarnason ist stolz auf die Island-Saga und hat seinen Marktwert vervielfacht

Island bleibt als liebenswertes Überraschungsteam dieser Euro in Erinnerung, und nach dem Viertelfinal-Aus gegen Frankreich zieht Birkir Bjarnason voller Stolz Bilanz. Die Frage ist nun, wie sich die Kampagne auf die nähere Zukunft des Mittelfeldspielers beim FC Basel auswirkt. Seinen Marktwert hat er in die Höhe getrieben, Anzeichen für einen Wechsel gibt es im Moment jedoch nicht.

epa05406363 Birkir Bjarnason (3-R) of Iceland scores the 2-5 goal during the UEFA EURO 2016 quarter final match between France and Iceland at Stade de France in Saint-Denis, France, 03 July 2016.......(RESTRICTIONS APPLY: For editorial news reporting purposes only. Not used for commercial or marketing purposes without prior written approval of UEFA. Images must appear as still images and must not emulate match action video footage. Photographs published in online publications (whether via the Internet or otherwise) shall have an interval of at least 20 seconds between the posting.) EPA/ETIENNE LAURENT EDITORIAL USE ONLY

(Bild: Keystone/ETIENNE LAURENT)

Island bleibt als liebenswertes Überraschungsteam dieser Euro in Erinnerung, und nach dem Viertelfinal-Aus gegen Frankreich zieht Birkir Bjarnason voller Stolz Bilanz. Die Frage ist nun, wie sich die Kampagne auf die nähere Zukunft des Mittelfeldspielers beim FC Basel auswirkt. Seinen Marktwert hat er in die Höhe getrieben, Anzeichen für einen Wechsel gibt es im Moment jedoch nicht.

Natürlich haben sie auch im Stade de France am Schluss wieder alle «Uh» gerufen. Zur Aufführung stand das eigentümliche Klatschritual, bei dem die isländischen Fans in immer schnellerem Rhythmus die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und einen inbrünstigen Laut aus den Untiefen der menschlichen Kehle ausstossen. Falls das jemals bedrohlich gewirkt haben sollte – wie es der englische Altinternationale Peter Shilton nach dem Ausscheiden der Three Lions behauptet hatte – so war es diesmal nur ein beeindruckendes Abschiedsritual.

Island ist nach dem 2:5 gegen Frankreich ausgeschieden. Und die Fans hatten noch mal alles dafür getan, dass Island als liebenswertes Überraschungsteam dieses Turniers in Erinnerung bleiben wird.

Birkir Bjarnason wirkte allerdings ein wenig bemüht, als er die Unterstützung der Fans lobte («grossartig»), die trotz des deprimierenden Spielverlaufs ihre Mannschaft lauter unterstützt hatten als die zahlenmässige Übermacht der Heimfans. Dass die EM für Island nach fünf Spielen vorbei ist, wurmt den Mittelfeldspieler mächtig. Schlimmer fand er aber offenbar, wie einseitig die Partie zumindest im ersten Durchgang gelaufen war.



Iceland's Birkir Bjarnason reacts after France scored their third goal during the Euro 2016 quarterfinal soccer match between France and Iceland, at the Stade de France in Saint-Denis, north of Paris, France, Sunday, July 3, 2016. (AP Photo/Martin Meissner)

Das Ende der isländischen Saga: Birkir Bjarnason beim 2:5 gegen Frankreich im Stade de France. (Bild: Keystone/MARTIN MEISSNER)

Der Halbzeitstand von 0:4 spiegelte ja tatsächlich nur schemenhaft wieder, wie demütigend sich die endlos langen und von niemandem gestörten Kurzpass-Stafetten der Franzosen aus Sicht der Isländer angefühlt haben mussten. «Wir hatten in der ersten Halbzeit viele Probleme», sagte Bjarnason. «Sie sind einfach besser als wir, aber wir haben auch nicht unser bestes Spiel gezeigt.»

Es galt nur noch, Schlimmeres zu verhindern

Dabei liefen fast alle französischen Angriffe über das Zentrum, Bjarnason musste immer wieder von links einrücken, um noch Schlimmeres zu verhindern. Dass es dennoch nicht lief, sah man auf der Anzeigetafel, wo bereits nach 19 Minuten einen kommode 2:0-Führung für Frankreich vermerkt war.

Man sah es aber auch am Mienenspiel des Birkir Bjarnason, der im ersten Durchgang ein paar Mal mit Gylfi Sigurdsson aneinanderrasselte. Der Chef im isländischen Mittelfeld agierte tatsächlich sehr leichtsinnig und bereitete das 3:0 von Dimitri Payet mit einem Katastrophen-Fehlpass vor.

Was folgte, war eine Halbzeitansprache, in der offenbar nicht nur Trainer Lars Lagerbäck seine Spieler bei der Ehre packen wollte. Man habe sich noch mal in die Augen geschaut und sich geschworen, dass man sich so nicht aus diesem Turnier verabschieden wolle, berichtete Sigurdsson, der nach dem Spiel längst wieder auf einem Nenner mit Bjarnason war.

«Wir können stolz auf uns sein»

Der Basler seinerseits fand, man habe «in der zweiten Halbzeit wenigstens Charakter bewiesen» und freute sich, dass er mit einem wuchtigen Kopfballtreffer zum 2:5 seinen Anteil daran geleistet hatte, dass die isländischen Spieler doch noch etwas Tröstliches aus der Partie ziehen konnten. Sie hatten schliesslich die zweite Halbzeit mit 2:1 für sich entschieden.

«Respekt, wie wir die zweite Halbzeit bestritten haben», freute sich dann auch Lars Lagerbäck nach dem Spiel. «Da haben wir gezeigt, dass wir ein kleines bisschen Fussball spielen können.» Um die Zukunft des isländischen Fussballs sei ihm nicht bange, sagt der 67-jährige Schwede, der im Stade de France sein letztes Spiel als Nationalcoach geleitet hat und von nun an dem nicht weniger sympathischen Heimir Hallgrimsson die alleinige Verantwortung überträgt. «Wir haben auch noch einige junge Talente, die hier gar nicht viel gespielt haben.»

Viel gespielt hat indes Birkir Bjarnason, der alle fünf Spiele bestritt, der zwei der acht Treffer seines Teams erzielte und als Schütze des ersten EM-Tores in die Fussballgeschichte der Insel eingeht – und auch des vorerst letzten. Nur eine Viertelstunde nach Schlusspfiff konnte Bjarnason schon wieder den Blick auf das Grosse und Ganze zulassen: «Vor dem Turnier hätte doch keiner gedacht, dass wir so weit kommen, wir können stolz auf uns sein.»

Bjarnasons Marktwert hat sich vervielfacht

Wie sich Bjarnasons EM-Kampagne auf seine unmittelbare Zukunft auswirkt, ist noch gar nicht abzusehen. Das FCB-Trainerteam wird nun erst mal dafür besorgt sein, dass Bjarnason ausreichend Ferien- und damit Erholungszeit erhält. Ob Bjarnason also in kaum drei Wochen zum Saisonauftakt gegen den FC Sion schon wieder zur Verfügung steht, ist damit offen.

Auch FCB-Sportdirektor Georg Heitz hat einen hervorragenden Bjarnason an dieser Euro gesehen: «Er hat das sehr gut gemacht.» Und damit hat Bjarnason auch sein Renommee beeinflusst. Vor einem Jahr aus der italienischen Serie B für eine Ablöse um eine Million Franken nach Basel geholt, dürfte sich sein Marktwert vervielfacht haben und nun zwischen fünf und zehn Millionen liegen.

FCB wäre auf einen Wechsel vorbereitet

Noch ist es nicht so, dass sich konkrete Offerten für den 28-Jährigen auf dem Schreibtisch von Heitz stapeln. «Es ist auch nicht zwingend, dass etwas kommt», so Heitz, «aber man muss darauf vorbereitet sein.» Sprich: mögliche Alternativen im Auge haben.

Grundsätzlich hat sich Bjarnason zum FCB bekannt. In Basel hat er den ersten Titel seiner Karriere gewonnen und hier winkt ihm die Champions-League-Teilnahme. Wenn allerdings englische oder italienische Clubs aus der sehr viel längeren Sommerpause kommen, kann aus losen Kontakten auch schnell ein ernsthaftes Interesse werden. Und die Transferperiode zieht sich bis Ende August.

Noch mal zum Ausschneiden und an die Wand hängen – Bjarnasons erstes EM-Tor für Island:

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