Bricht Embolo unter dem Druck ein? Und was gelingt Sommer und Stocker?

Nach einem bewegten Transfersommer tritt die Geld-schiesst-Tore-Debatte wieder in den Hintergrund – die Bundesliga legt los und der grosse bunte Kick kann beginnen.

Moenchengladbach's Goalkeeper Yann Sommer, 3rd right, makes a save, during the UEFA Champions League playoff first leg match between Switzerland's BSC Young Boys and Germany's Borussia Moenchengladbach at the Stade de Suisse stadium in Bern, Switzerland, on Tuesday, 16 August, 2016. (KEYSTONE/Manuel Lopez)

(Bild: KEYSTONE/Manuel Lopez)

Nach einem bewegten Transfersommer tritt die Geld-schiesst-Tore-Debatte wieder in den Hintergrund – die Bundesliga legt los und der grosse bunte Kick kann beginnen.

Es war ein tapferer Kampf, den Max Eberl spät am Mittwochabend in den Katakomben des Mönchengladbacher Borussia-Parks führen musste. Nein, diese wunderbare Sommernacht tauge nicht, um über Geld zu reden, stiess der Manager des Champions League-Teilnehmers vom Niederrhein trotz beharrlicher Fragen eines Radioreporters hervor.

«Kommt Gladbach gerade richtig mit ins Spiel der Grossen, wenn man die Zahlen so sieht?», bohrte der Journalist weiter nach, und erklärte vor lauter schlechtem Gewissen, dass er den Auftrag habe, einen «Geld-schiesst-Tore-Beitrag» zu recherchieren.

Eberl, der sich eigentlich über ein beeindruckendes 6:1 seiner Mannschaft über die Young Boys Bern freuen wollte, platzte der Kragen. «Entschuldige wenn ich das sage: Wir sind in der Champions-League-Gruppenphase, und ich soll sowas beantworten? Das Geld ist mir gerade scheissegal.»

Das Millionenspiel unter Mithilfe der Schweizer Fussballer

Damit leistete sich der Stratege hinter einem der bemerkenswertesten sportlichen Aufstiege der vergangenen Jahre einen Luxus, den sich derzeit nicht jeder erlauben kann. Mindestens ebenso märchenhaft wie Borussia Mönchengladbachs Verwandlung von einem Abstiegskandidaten in eine stabil wirkenden Champions-League-Grösse, sind die Summen, die zwischen den Klubs hin und her wandern. Und einigen Schweizer Profis fällt eine zentrale Rolle im Millionenspiel der Fussballfunktionäre zu.

Breel Embolo wechselte für über 20 Millionen Euro vom FC Basel zu Schalke 04 und ist nun der teuerste Spieler, den der Revierklub jemals unter Vertrag genommen hat. Wie die Spieler mit den expoldierten Transfersummen umgehen, ist eine der offenen Fragen vor der neuen Bundesligasaison.

Christoph Kramer, der 15 Millionen kostete und Granit Xhaka im Mönchengladbacher Mittelfeldzentrum ersetzt, verkündete daher am Mittwoch erleichtert, dass er jetzt «aus der Sache raus» sei. Schliesslich habe er schon jetzt entscheidend dazu beigetragen, die rund 30 Millionen Euro Gruppenphasenhonorar zu sichern, die durch den Sieg über Bern an seinen neuen Klub fliessen. Er hat sich quasi selbst refinanziert. Das Team vom Schweizer Goalie Yann Sommer gehört zu den spannendsten Projekten im Kreis der deutschen Spitzenvereine.

epa05451239 FC Schalke 04 players Breel Embolo (C) and Klaas-Jan Huntelaar (R) warm up during a training session in Mittersill, Austria, 01 August 2016. The team is in Austria in preparations to get underway for the coming season. EPA/INA FASSBENDER

Schliesslich wurde in der ersten Jahreshälfte überall gejammert, dass die nach einem sagenhaft lukrativen Fernsehvertrag mit Millionenbeträgen ausgestatteten Klubs aus der Premier League die Bundesliga leer kaufen würden. Inzwischen ist klar, dass die deutschen Klubs vom Geld aus England profitieren. «Ich freue ich mich auch, wenn ein Anruf mit der Ländervorwahl 0044 aus England kommt, weil man dann einfach höhere Preise erzielt», sagt beispielsweise Schalkes Christian Heidel, der eine 55-Millionen-Euro-Überweisung von Manchester City für das Stürmertalent Leroy Sané verbuchen durfte.

epa05458829 Hertha's Valentin Stocker and Salem Abdullah from Al Jazira Club vie for the ball during the soccer test match between Hertha BSC and Al Jazira Club in Berlin, Germany, 06 August 2016. EPA/Rainer Jensen

In der Vorbereitung durfte Valentin Stocker ran für die Hertha, ob der Ex-Basler bei der Alten Tante auch in der Startelf ran darf, ist offen. Noch viel offener ist, was dem Überraschungsteam der letzten Saison zuzutrauen ist. (Bild: EPA/Rainer Jensen)

Am Ende werden wahrscheinlich trotzdem die auch mit dem neuen Trainer Carlo Ancelotti über den Dingen schwebenden Bayern deutscher Meister, aber auch dort wird es spannend. Denn die Reintegration des aus dem Gefängnis ins Bundesligageschäft zurückkehrenden Steuerhinterziehers Uli Hoeness steht bevor.

«Mit Hoeness menschelt es wieder», sagen viele Freunde der Bayern. Aber der designierte Präsident ist ein Mann der Macht, der Gegner mitunter eiskalt abserviert, wie Thilo Komma-Pöllath in seinem Buch «Die Akte Hoeness» eindrucksvoll schildert. Man darf gespannt sein, wie dieser Mann sich während seiner Haft verändert hat.

Lasst die Spiele beginnen, vergesst die Diskussionen

Noch viel ungewisser als die neue Münchner Zeit mit ihrem alten Patriarchen ist aber das Schicksal der Teams hinter den Topklubs.

  • Wird der VfL Wolfsburg, dessen halbe Mannschaft scheinbar am liebsten sofort den Arbeitgeber wechseln würde, mit dem neuen Stürmer Mario Gomez wieder ein funktionierendes Kollektiv?
  • Wird Hertha BSC, wo Valentin Stocker nur Reservist ist und Fabian Lustenberger sein Kapitänsamt an Vedad Ibisevic verlor, die typische Krise nach dem Höhenflug erleben?
  • Bleibt Hoffenheim Hoffenheim und stürzt nach erfolgreichem Abstiegskampf mit dem jungen Trainer Julian Nagelsmann wieder ab? Oder entsteht im Klub von Fabian Schär endlich einmal ein Ensemble, das über sich hinaus wächst?

Es wird Zeit, dass es losgeht und das Transferfenster schliesst, dann wird auch die «Geld-Schiesst-Tore-Debatte» zumindest ein wenig leiser werden. Denn für die meisten Fans ist die Aufregung um aberwitzige Ablösesummen kaum mehr als eine minderwertige Ersatzdroge für das was sie nun endlich wieder bekommen: den grossen bunten Kick am Wochenende.

Nächster Artikel