Nicht zuletzt dank der Heim-Europameisterschaft vom August in Zürich sind die Schweizer Leichtathleten mit viel Elan in die Sommersaison gestartet – ein Effekt, der sich auch am 51. Susanne Meier Memorial vom Pfingstmontag in Basel zeigen wird.
Es hätte ein schönes Heimspiel auf der Schützenmatte werden sollen auf dem Weg zur Europameisterschaft im eigenen Land im Sommer. Stattdessen sagt Alex Wilson einen Satz, der eher zu einem Philosophen passt denn zu einem Leichtathleten mit Hoffnungen auf ein Topresultat. Wilson sagt: «Die Realität – sie ist das Härteste auf der Welt.» Den schnellsten Schweizer hat es erwischt.
Seit 2011 werden am Susanne Meier Memorial des LC Basel auch Männerwettbewerbe durchgeführt. Das Memorial 2014 findet von 11.30 Uhr bis 16.30 Uhr im Stadion Schützenmatte statt.
An der «Gala die Castelli» in Bellinzona machte sich am Dienstag beim Basler Sprinter ein stechender Schmerz im Knie bemerkbar. «Und ich beging einen Fehler», sagt der 23-Jährige, «ich spürte, im Vorlauf, dass etwas nicht stimmt, schenkte dem aber zu wenig Beachtung und bestritt auch den Final.» In 10,64 Sekunden wurde er über 100 Meter gestoppt, dann in 10,63.
Es läuft nicht rund für Alex Wilson. Er verpasst sein Heimmeeting mit Knieschmerzen. (Bild: EPA/Sergei Ilintsky)
Das schmerzende Knie ist der Grund, warum Wilsons Welt plötzlich nicht mehr rosig aussieht. «Bis dahin war es wunschgemäss gelaufen», sagt er. Nach seiner Knieoperation im Herbst verlief die Rehabilitation viel versprechend. «Ich bin von ganz unten gekommen und schon wieder 10,26 gelaufen», betont der Mann, der sich dank seinen 10,12 über 100 Meter seit bald einem Jahr «Schnellster Schweizer» nennen kann. Jetzt aber ist zumindest vorübergehend wieder einiges in Frage gestellt. «Ich hoffe, ich werde nicht weit zurückgeworfen», sagt er.
Büchel fordert Werner
Wilson also fehlt in Basel. Trotzdem kündigen sich einige grosse Namen der Schweizer Leichtathletik an. Selina Büchel etwa. Die Vierte der Hallen-Weltmeisterschaften vom vergangenen März über 800 Meter sucht den Temporausch über 400 Meter.
«Ich bin gespannt, ob ich meiner verhältnismässig bescheidenen Bestzeit zu Leibe rücken kann», sagt sie. Bei 55,37 Sekunden steht diese. Dass sie bei diesem Unterfangen auf die Lokalmatadorin Simone Werner (54,48), die Schweizer Meisterin über 400 Meter trifft, sorgt für ein zusätzliches Spannungsmoment.
Wie Wilson hat sich auch Büchel am Dienstagabend in Bellinzona ins Schaufenster gestellt. In 2:02,84 Minuten lief sie über die beiden Bahnrunden. Von ihrer letztjährigen Bestzeit (2:01,66) vor allem aber von ihrem U23-Hallenrekord von diesem März (2:00,93) trennt sie noch einiges. Für sie aber bedeutet dies wenig: «Mein Aufbau ist auf die Europameisterschaften ausgerichtet», sagt die 22-jährige Toggenburgerin, «die Formkurve soll sich langsam entwickeln.»
Büchler – in Rekordlaune
Aufmerksamkeit verdienen am Montag auch andere. Nicole Büchler zum Beispiel, die Stabhochsprung-Rekordhalterin. Die Bernerin hat sich kurzfristig nachgemeldet, und die Möglichkeit auf Aussergewöhnliches ist gegeben. Letzten Samstag bei den Schweizerischen Vereinsmeisterschaften in Winterthur, versuchte sie sich – drei Mal vergeblich – an der neuen Schweizer Rekordhöhe von 4,65 Meter. Vielleicht gelingt ihr der grosse Sprung ja in Basel.
Ganz besondere Brisanz erhält dieser Wettkampf durch den Kräftevergleich der aktuellen und der folgenden Generation. Mit Angelica Moser trifft Nicola Büchler auf die aktuelle U18-Rekordhalterin und Goldmedaillengewinnerin der European Youth Olympic Trials. Die neue Rekordmarke der 16-Jährigen beträgt 4,20 m.
Ambitionierte Basler
Ein Rekordwurf zuzutrauen ist Nicole Zihlmann, der besten Schweizer Hammerwerferin. Vor drei Jahren ist ihr dies in Basel ein erstes Mal gelungen, als sie mit 59,98 Metern die die 60-Meter-Marke knapp verpasste. Jüngst hat sie ihren Rekord auf 63,21 MEter verbessert.
Aus Basler Sicht verdienen einige besondere Aufmerksamkeit: Junioren-Sprinter und Aktiven-Schweizer Meister Silvan Wicki, der sich letzten Samstag mit Zeiten von 10,52 und 21,13 über 100 und 200 Meter in starker Form gezeigt hat und damit die Limite für die U20-Weltmeisterschaften unterbot.
Dazu kommen Stabspringer Marquis Richards oder die Hochspringer Sven Tarnowski und Salome Lang. Letztere hat wie Angelica Moser am vergangenen Wochenende in Baku (Azb) überzeugt und die Qualifikation für die Youth Olympic Games in Nanjing (Chn) geschafft.
Nicole Büchler hat sich kurzfristig nachgemeldet und könnte in Basel einen Rekordversuch wagen. (Bild: Keystone/Marcel Bieri)