Knapp zwei Wochen nach seinem Misstritt und dem Bänderriss am rechten Fuss demonstriert der Schweizer Ausnahme-Langläufer Dario Cologna in Magglingen seine Anstrengungen, bis zu den Olympischen Spielen im Februar fit zu sein. Es ist ein enger Zeitplan, um wieder mit den Besten mithalten zu können.
Dario Cologna sitzt im Schlitten und stösst und stösst. Was der Beobachter mit den Paralympics assoziiert, bestätigt Simon Trachsel: «Dario arbeitet wie ein gelähmter Wintersportler im Behindertenschlitten.» Der verletzte Fuss erfährt dabei keine Belastung. «Wir sind in der ersten Phase der Rehabilitation», erklärt der Physiotherapeut, «da geht es um bestmögliche Entlastung und eine optimale Wundheilung.»
Anfangs der vorvergangenen Woche rutschte Dario Cologna bei einem leichten Laufttraining auf einem vereisten Weg aus. Der rechte Fuss blockierte, und durch den entstandenen Druck rissen die Bänder. Cologna haderte mit dem Schicksal, aber rasch fiel der Entscheid zur Operation. Im Bethesdaspital in Basel flickten Dr. André Lehmann und sein Team die Beschädigung.
Die Vorteile von Magglingen
Danach ist Cologna umgehend nach Magglingen umgezogen. An der Eidgenössischen Sportschule findet er auf engem Raum das vor, was er nun braucht: Arzt, Physiotherapeut, Leistungsdiagnostiker, die nötige Infrastruktur. Für den Olympia-Sieger, Weltmeister und «Schweizer des Jahres» sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, um die Olympiasaison nicht vorzeitig abschreiben zu müssen.
«Wir arbeiten derzeit täglich zwischen vier und sechs Stunden für Dario», sagt Trachsel. Rund eine Stunde davon ist er auf dem 15 Quadratmeter grossen Speziallaufband für die Langläufer unterwegs. Eine Spezialschiene, auf der sein Schlitten montiert ist, ermöglicht ihm das spezifische Oberkörpertraining – «ein Basistraining», wie Trachsel umschreibt. Es geht darum, neben der schnellen Wundheilung den guten Ausgangswert im physischen Bereich zu halten.
Dass dieser Unfall, die Verletzung, die Operation wie auch dieses Alternativtraining grosse Auswirkungen haben werden, sind sich die Experten wie Cologna selber im Klaren. «Sechs bis acht Wochen Alternativtraining sind bestimmt nicht ideal», sagt Cologna. An dieser Tatsache reibt er sich hingegen nicht auf. Er baut auf dem Plan, den die Spezialisten ausgearbeitet haben.
Einem Plan, der aus drei Phasen beruht, der auf einer kontinuierlichen Steigerung der Belastungen baut. Bereits hinter sich hat er die ersten Einheiten mit Aquajogging. Velofahren kommt nächstens hinzu. Und die Frage der Rückkehr auf die Ski steht ebenso schon zur Diskussion. «Wir gehen Schritt für Schritt weiter und hinterfragen unseren Weg stetig», sagt Trachsel. Die Fortschritte Colognas stimmen zuversichtlich. Rückschläge aber, darin sind sich alle einig, sind kaum erlaubt.
Geduld und eine enge Zeitspanne
«Cool bleiben», fordert Cologna von sich selber. Bis Mitte Dezember wird der Ausnahmekönner seinen Lebensmittelpunkt in Magglingen mit den eintönigen Trainingseinheiten beibehalten und mit den Gehilfen unterwegs sein – auch dann, wenn er weiterhin schnelle Fortschritte erzielen sollte und langlaufspezifische Übungen immer stärker ins Blickfeld rücken. Die Weltcup-Rennen vom dritten Adventwochenende in Davos werden eine besondere mentale Herausforderung werden. «Das wird schwierig, die Kollegen am Heimrennen, ich in der Reha», sagt der Davoser.
Ausgerichtet ist weiterhin alles auf den Saisonhöhepunkt, die Olympischen Spiele in Sotschi im Februar. Für Ende Jahr sind die ersten Wettkämpfe geplant, und Trachsel sagt: «Sotschi scheint nicht in Gefahr, aber die Vorbereitung ist beeinträchtigt.» Die Aussage lässt sich illustrieren. Nur fünf Wochen dürften Cologna verbleiben, um aus einer vorerst nicht, später kaum spezifischen Vorbereitung auf Augenhöhe mit den Weltbesten zu gelangen.
Das ist ein schwieriger Weg, wen Cologna vor sich hat. «Ruhig bleiben, meinem Programm folgen und die nötige Geduld aufbringen», fordert der 27-Jährige von sich. Es bleibt ihm nichts anderes übrig.