Heute Abend nach 18 Uhr weiss die Fussball-Schweiz, was sie an der WM 2014 erwartet. In Brasilien werden die Partien der Endrunde mit dem üblichen Begleit-Schnickschnack ausgelost.
Es gibt wahrscheinlich nur zwei Sorten von Menschen. Die einen können sich mit Feuereifer in die Spielerei ergehen, aus 32 Mannschaften in vier Töpfen acht Gruppen zusammenstellen. Andere debattieren leidenschaftlich über Sinn und Unsinn einer Weltrangliste, darüber, wie es die Schweiz und Belgien in den Topf der acht am höchsten dotierten Teams schaffen konnten, oder wie Frankreich noch eine Extraauslosung hinbekommen hat, bevor heute Abend in Brasilien die Endrunde der WM 2014 ausgelost wird.
Ein halbes Jahr vor dem Eröffnungsspiel am 12. Juni versammelt sich an der Kokosstrasse von Brasilien, einer Ferienregion am Atlantik im fern von Rio de Janairo gelegenen Bundeststaat Bahia einiges an Fussballprominenz. Für 4800 Gäste, darunter 2000 Journalisten, wurde in einem Luxus-Resort names Costa do Sauipe ein gigantisches Zelt an den Strand gepflanzt. 3600 Polizisten bewachen das Ganze und sorgen dafür, dass die Party nicht wie beim Confed-Cup vergangenen Sommer durch laute Proteste gestört wird.
Klopps Spott und das Füllhorn der Fifa
Der anderen Sorte fussballinteressierter Menschen geht es vielleicht so wie Jürgen Klopp. Der Trainer von Borussia Dortmund hat seinen Spott über das Brimborium der Fifa ausgeschüttet: «Mich interessiert nichts weniger als die Gruppenauslosung. Die Fifa könnte eigentlich auch einfach die Lose ziehen und dann die Verbände anrufen.»
Das ist ein gut gemeinter Vorschlag von Klopp, das wäre auch viel günstiger, als die halbe Fussballwelt nach Brasilien einzufliegen, aber wenn es der Fifa an einem nicht mangelt, dann an Geld. Am Donnerstag hat sie voller Stolz verkündet, dass aus dem Füllhorn des Weltverbandes umgerechnet 518 Millionen Franken an die 32 Endrunden-Teilnehmer ausgeschüttet werden. Das ist eine Steigerung von 37 Prozent gegenüber der WM vor vier Jahren in Südafrika.
Weil Jürgen Klopp schon mal am Motzen war, hat er sich auch noch über die Zusammensetzung der Lostöpfe lustig gemacht: «Die Fifa hat inzwischen so viele Regeln geändert, dass selbst die Schweiz gesetzt ist.» Das werden hierzulande einige Leute nicht gerne hören, hat im Kern aber etwas. Warum die Fifa etwa die Weltrangliste von Oktober zum Massstab nimmt und nicht die aktuelle von November – bei der die Schweiz im zweiten Topf gelandet wäre –, ist mit nichts als Willkür zu erklären.
Gegen 17.45 Uhr MEZ geht es los
Wie auch immer: Um 17.00 Uhr MEZ beginnt die weltweit und natürlich auch live in die Schweiz übertragene Auslosungsshow. Gegen 17.45 Uhr soll nach viel warmen Worten und reichlich Folklore dann gelost werden, was rund 35 Minuten in Anspruch nimmt. Pelé mag keine Kugeln aus den Lostöpfen ziehen – Brasiliens Fussballheiliger will sich nicht versündigen und am Ende mitverantwortlich gemacht werden, wenn der Gastgeber und Rekordweltmeister am Ende des Tages in einer Hammermördertodesgruppe landet. Was durchaus möglich ist.
Also kommen ein paar andere Fussballlegenden zum Zug: Cafu, Fabio Cannavaro, Mario Kempes, Zinedine Zidane, Geoff Hurst und der bei solchen Veranstaltungen fast unvermeidliche Lothar Matthäus. Auf was sie nicht achten müssen, weil das ein Computer übernimmt: Es soll keine Vorrundengruppen mit mehr als zwei europäischen Teams geben, ausserdem sollen südamerikanische Vertreter wie Chile und Ecuador nicht mit einem gesetzten Team vom gleichen Kontinent Phase aufeinandertreffen.
Zuerst wird ein europäisches Team per Los aus Topf 4 in Topf 2 hinübergekugelt (das wäre eigentlich von der Weltranglisten-Platzierung her Frankreich gewesen). Dann werden sieben Gruppenköpfe (neben dem in Topf 1 gesetzten Brasilien) ausgelost, womit die Schweiz wissen wird, ob sie ihr bereits aufwändig rekognosziertes WM-Quartier in die Tonne treten kann.
Für die Schweizer Nationalmannschaft liegt alles drin: zwischen Italien, Ghana und Mexiko (Ottmar Hitzfeld: «wäre unangenehm») bis Iran, Algerien und Griechenland – das wäre dem Nationaltrainer lieber.