Das brisante Baden-Württemberg-Derby im Abstiegskampf

Drei Punkte Vorsprung hat der SC Freiburg auf den Tabellenvorletzten VfB Stuttgart. Fünf Runden vor Schluss ist das Derby im Abstiegskampf eine wegweisende Partie für die Freiburger, bei denen Admir Mehmedi wieder zur Form findet und Roman Bürki auf eine starke erste Bundesligasaison zurückblickt.

epa04710172 Freiburg's Admir Mehmedi (L) in action against Mainz' Nikolce Noveski (R) during the German Bundesliga soccer match between SC Freiburg and FSV Mainz 05 in Freiburg, Germany, 18 April 2015. ....(EMBARGO CONDITIONS - ATTENTION: Due to the accreditation guidelines, the DFL only permits the publication and utilisation of up to 15 pictures per match on the internet and in online media during the match.) EPA/PATRICK SEEGER (Bild: Keystone/PATRICK SEEGER)

Drei Punkte Vorsprung hat der SC Freiburg auf den Tabellenvorletzten VfB Stuttgart. Fünf Runden vor Schluss ist das Derby im Abstiegskampf eine wegweisende Partie für die Freiburger, bei denen Admir Mehmedi wieder zur Form findet und Roman Bürki auf eine starke erste Bundesligasaison zurückblickt.

Für Julian Schuster ist die Woche bislang ohne grössere Aufregungen geblieben. Wie immer hat der Mann, der seit 2008 beim SC Freiburg spielt, morgens die Kinder in die Kinderkrippe gebracht, ehe er zum Vormittagstraining ging.

Dass am Samstag das Baden-Württemberg-Derby beim VfB Stuttgart ansteht, wobei beide Mannschaften im Abstiegskampf stecken, habe man in den vergangenen Tagen kaum gemerkt. Der gebürtige Schwabe, der selbst drei Jahre bei den VfB-Amateuren spielte, berichtet, dass allenfalls das Medieninteresse «ein klein bisschen höher» gewesen sei.

Auch Trainer Christian Streich wirkte bei der Medienkonferenz am Donnerstag gelassen. Zwar liess er keinen Zweifel daran, dass er seinem Team einen Sieg in Stuttgart zutraut, doch ein paar freundliche Worte fand er trotzdem für den Gegner. «Eine enorme individuelle Qualität» habe der VfB, nur dass dieser ein Problem damit – Achtung Vergangenheitsform – «hatte», die auch «zum Ausdruck zu bringen. Jetzt läuft es besser.»

Serey Die fehlt wegen einer Gelbsperre

Auch dank Individualisten wie Filip Kostic, Daniel Ginczek und Christian Gentner, die Streich gesondert erwähnte. Auch den Ausfall von Geoffroy Serey Die (Gelbsperre) werde Stuttgart adäquat kompensieren, meint Streich – eine interessante Aussage, wenn man weiss, dass im Winter auch der SC grosses Interesse am ehemaligen Spieler des FC Basel hatte.

«Wir tun gut daran, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren», findet auch SC-Kapitän Julian Schuster, den die Stuttgarter Aufstellung auch nur am Rande interessiert – auch weil er um das Manko des Freiburger Spiels weiss.

Am vorletzten Spieltag, beim 0:0 auf Schalke, verschoss er selbst einen möglicherweise spielentscheidenden Elfmeter, beim letzten Heimspiel gegen Mainz wies die Statistik 25 Torschüsse für seine Freiburger aus. Doch Freiburg verlor als klar besseres Team mit 2:3.

Die Abschlussschwäche – eine Frage der Konzentration

«Wenn wir daraus die Lehren ziehen wollen, müssen wir vor dem Tor cleverer werden», sagt Schuster. «Und genau daran haben wir in den vergangenen Tagen im Training gearbeitet.» 

Dass der Sportclub an vorderster Front schlichtweg ein Personalproblem hat, glaubt Schuster nicht: «Wir haben ja schon bewiesen, dass wir Tore schiessen können. Da ist einfach jeder von uns gefordert, nicht nur die Stürmer.» Stattdessen hat der 30-Jährige Konzentrationsdefizite im entscheidenden Moment ausgemacht.



epa04710178 Freiburg's head coach Christian Streich (L) greets Mainz' head coach Martin Schmidt (R) before the German Bundesliga soccer match between SC Freiburg and FSV Mainz 05 in Freiburg, Germany, 18 April 2015. ....(EMBARGO CONDITIONS - ATTENTION: Due to the accreditation guidelines, the DFL only permits the publication and utilisation of up to 15 pictures per match on the internet and in online media during the match.) EPA/PATRICK SEEGER

Christian Streich (links) und die Schweizer: Hier plaudert er mit Mainz‘ Coach Martin Schmidt, wichtig sind für ihn aber zwei andere Schweizer: Admir Mehmedi und Roman Bürki. (Bild: Keystone/PATRICK SEEGER)

Viele Beobachter glauben hingehen, dass die Freiburger Abschlussschwäche auch eine Qualitätsfrage sei. In der Defensive ist man gut aufgestellt: Nur 8 der 17 Konkurrenten haben weniger Gegentore als der SC (39) bekommen. Doch der beste Freiburger Schütze bringt es auf sechs Treffer; Vladimir Darida, darunter fünf Elfmeter.

Weil die Torausbeute schon in der Vorrunde zu wünschen übrig liess, holte Freiburg im Winter Nils Petersen von der Ersatzbank des SV Werder Bremen. Obwohl er verletzungsbedingt nur zu sieben Einsätzen kam, sollte er prompt treffsicherster Freiburger Stürmer werden: Viermal traf der 26-Jährige bislang.

Der ehemalige FCZler und der ehemalige Grasshopper

Auch Admir Mehmedi traf gegen die Mainzer. Es war erst der zweite Saisontreffer des ehemaligen Zürchers, der in der Vorsaison 12 Mal getroffen hatte, nach der Weltmeisterschaft mit der Schweiz aber zuletzt monatelang wie ein Schatten seiner selbst wirkte.

Trainer Christian Streich hat trotzdem an seinem Wunschspieler festgehalten, den er lediglich einmal, beim Pokalspiel in Wolfsburg, auf die Bank setzte. Allmählich, so meinen sie beim SC, zahlt sich die Nibelungentreue aus: «Admir war in den letzten Wochen klar verbessert», stellt Streich fest, «ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass ihm gegen Mainz ein derart schönes Tor gelungen ist.»

Beim Sportclub hoffen sie nun, dass mit Mehmedi auch der zweite ehemalige Zürcher rechtzeitig zum Derby in Topform kommt. Der erste, Goalie Roman Bürki, ist in seiner ersten Bundesligasaison durch brilliante Leistungen ins Visier grösserer Deutscher Vereine gerückt.



epa04710257 Mainz' Shinji Okazaki (L) celebrates after scoring the 1-0 lead against Freiburg's goalkeeper Roman Buerki (R) during the German Bundesliga soccer match between SC Freiburg and FSV Mainz 05 in Freiburg, Germany, 18 April 2015. ....(EMBARGO CONDITIONS - ATTENTION: Due to the accreditation guidelines, the DFL only permits the publication and utilisation of up to 15 pictures per match on the internet and in online media during the match.) EPA/PATRICK SEEGER

Hier wird er zwar vom Mainzer Shinji Okazaki bezwungen, Torhüter Roman Bürki blickt trotzdem auf eine erfolgreiche erste Bundesligasaison zurück. (Bild: Keystone/PATRICK SEEGER)

Ihre Form wird nötig sein, denn die Bilanz gegen den VfB ist einigermassen problematisch: Gegen den schwäbischen Krisenclub, der trotz kommoden Etats auf dem vorletzten Platz in akuter Abstiegsgefahr schwebt, gewann Freiburg von insgesamt 15 Auswärtsspielen in der ersten Liga nur 2 (1 Remis). 0:2, 1:2 und 1:4 lauteten aus Freiburger Sicht zuletzt die Ergebnisse in der Bundesliga, wenn die Partie in Stuttgart stattfand. Hinzu kommt das verlorene Pokal-Halbfinale aus dem Jahre 2013 (1:2).

Glaubt man Julian Schuster, sind diese Zahlen allerdings im Mannschaftskreis kein Thema. «Aber natürlich ist das Spiel schon von der Tabellensituation her brisant.»

Der Trainer kann flexibler aufstellen und auf Formschwankungen reagieren

Wohl wahr: Freiburg belegt zwar Rang 14, gehört mit nur 29 Zählern allerdings zu den fünf Mannschaften, die die beiden Abstiegsränge und den Relegationsplatz unter sich ausmachen dürften. Schlimmer hat es den VfB getroffen, der auf Platz 17 liegt und am Samstag mit 6:0 gewinnen müsste, um den Sportclub hinter sich zu lassen. 

Auswärtsbilanz hin und Abschlussschwäche her – so schlechte Karten haben die Badner am Samstag nicht. Während der VfB, der allerdings sieben Zähler aus den letzten drei Heimspielen holte, trotz Trainer- und Managerwechsels nicht recht vom Fleck kommt, zeigt die Kurve beim SC nach oben.

Noch im Winter lag man abgeschlagen auf dem letzten Tabellenrang, im Rückrundenranking würde Platz 12 herausspringen. Und das sei kein Zufall, wie Julian Schuster sagt: «Das Wichtigste ist, dass all die Verletzten wieder einsatzbereit sind. Das erhöht das Niveau im Training und sorgt dafür, dass der Trainer flexibler aufstellen und auf Formschwankungen reagieren kann.»

So sieht das auch sein Trainer, der am Samstag nur auf den gelbgesperrten Verteidiger Pavel Krmas verzichten muss.

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Die Tabelle der Bundesliga nach 29 Spieltagen.

Die Tabelle der Bundesliga nach 29 Spieltagen. (Bild: Screenshot www.bundesliga.de)

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