Bei den Badminton Swiss Open in der Basler St. Jakobshalle hofft das englische Ehepaar Chris und Gabrielle Adcock auf den Turniersieg. Nach ihrer Hochzeit im vergangenen September feierten sie ihren bislang grössten Erfolg, als sie ihren ersten Superseries-Titel bei den Hong Kong Open gewannen. Davor haben es beide mit auch mit anderen Partnern probiert – allerdings nur auf dem Feld.
Chris Adcock und Gabrielle White haben sich als Jugendliche beim Badminton kennengelernt, eine der wenigen Sportarten die Männer und Frauen zusammen betreiben. Mit 16 Jahren sind sie ins Trainingscenter in Milton Keynes gezogen und seitdem haben sich ihre Wege nicht mehr getrennt. Sie haben zusammen Mixed gespielt und sind ein Paar geworden.
Im Erwachsenenbereich haben sie es in der Weltrangliste bis auf Platz 16 geschafft. Doch 2011 entschieden die englischen Trainer, dass Chris Adcock im Hinblick auf Olympia mit einer anderen Partnerin zusammenspielen solle. Mit der Schottin Imogen Bankier sollte er in London eine Medaille holen, aber die beiden schieden vorzeitig aus. «Das war schrecklich, ein absoluter Albtraum», sagt Adcock, «aber auch wenn es nicht so gelaufen ist wie ich mir das vorgestellt hatte, war es eine wichtige Erfahrung.»
Gabrielle hatte sich mit ihrem neuen Partner Robert Blair gar nicht für Olympia qualifiziert. Inzwischen spielen Blair und Bankier für Schottland zusammen, sind bei den Swiss Open aber schon in der ersten Runde gegen ein chinesisches Paar ausgeschieden. Die Schotten sind 16. in der Weltrangliste, das Ehepaar Adcock hat sich auf Platz fünf vorgearbeitet.
Sticheleien unter den Frauen
Anfangs war Gabrielle enttäuscht, dass sie nicht mehr mit ihrem Partner spielen durfte, es gab auch Sticheleien unter den Frauen, die über Twitter öffentlich ausgetragen wurden. Mittlerweile sieht die 23-Jährige aber nur noch die positiven Aspekte. «Wir denken beide, dass es gut war mit anderen Partnern zu spielen. Es hat unser Spiel insgesamt verbessert.»
Sie habe von ihrem neuen Partner viel gelernt, erzählt Gabrielle, weil er älter und erfahrener war: «Er hat mir viel beigebracht.» Wenn man mit jemandem sehr lange zusammenspiele, kenne man alle Schwächen und versuche sie auszugleichen. «Als wir wieder zusammen gespielt haben, hat uns das stärker gemacht. Wir sind jetzt ein noch kompletteres Paar.»
Ihren grössten Erfolg feierten die Engländer kurz nach ihrer Hochzeit im vergangenen Jahr, als sie im November bei den Hong Kong Open ihren ersten Superseries-Titel gewannen. «Wir wollen noch viel mehr Titel holen», sagt der 24-jährige Chris, «die vier Top-Paare in der Welt sind etwas besser als alle anderen im Moment, wir wollen sie herausfordern und zu dieser Gruppe gehören.» Der ganz grosse Traum wäre eine gemeinsame Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio 2016.
«Wir können das Turnier gewinnen»
Das kurzfristigere Ziel ist der Titel in Basel. «Wenn wir unser bestes Spiel zeigen, können wir auf jeden Fall das Turnier gewinnen», glaubt Gabrielle. Nach einem klaren Zweisatzerfolg gegen die Indonesier Fernaldi/Pradipta hatten Adcock/Adcock auch in der zweiten Runde wenig Mühe gegen die Koreaner Shin/Eom, die sie mit 21:17 und 21:12 besiegten. «Wir haben am Anfang etwas mehr Fehler gemacht, aber nach der Hälfte des ersten Satzes hatten wir einen Matchplan, den wir sehr gut durchgesetzt haben», sagt Chris. Seine Frau hatte einen «grösseren Kampf» erwartet, freut sich nun aber auf das Viertelfinale am Freitag gegen die Indonesier Jordan/Susanto.
Das gängige Vorurteil, dass Paare besser nicht zusammen arbeiten sollten, haben Adcock und Adcock eindrucksvoll widerlegt, im Badminton habe das sogar grosse Vorteile. «Wir haben beide die gleiche Leidenschaft und wenn wir zum Beispiel in Asien unterwegs sind, können wir zusammen reisen», erklärt Gabrielle, «dann sitzt niemand zu Hause und vermisst den Partner.»
Wenn es private Probleme gibt, würden die nicht mit auf dem Platz genommen und auch Vorwürfe gebe es keine. «Man muss an seinen eigenen Schwächen arbeiten, darf es nie auf den anderen schieben.» Die Kombination aus Arbeits- und Liebesbeziehung hat für Gabrielle nur positive Seiten: «Wir können ehrlich zueinander sein und darüber reden an was wir arbeiten müssen.» In Basel gibt es für die beiden derzeit noch wenig zu verbessern.