Das erste Spiel nach den grossen Ankündigungen

Mit dem finanzkräftigen FC Basel und dem klammen FC Thun treffen heute Samstag zwei ganz unterschiedliche Mannschaften aufeinander. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch: Mit Benjamin Huggel und Milaim Rama haben die Kultfiguren der beiden Clubs diese Woche ihren Rücktritt angekündigt.

Milaim Rama musste unters Messer (Bild: sda)

Mit dem finanzkräftigen FC Basel und dem klammen FC Thun treffen heute Samstag zwei sehr unterschiedliche Mannschaften aufeinander. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch: Mit Benjamin Huggel und Milaim Rama haben die Kultfiguren der beiden Clubs diese Woche ihren Rücktritt angekündigt.

Benjamin Huggel, sein Rücktritt als Profifussballer und sein neuer Job als Assistenztrainer der U-21-Mannschaft, das waren die grossen Themen gestern Freitag rund um den FC Basel. Und sonst? Richtig, da gibt es ja auch noch das Meisterschaftsspiel, am Samstag, 17.45, auswärts gegen den FC Thun (TagesWoche twittert live). Eine Partie, auf die sich der FC Basel ziemlich gelassen hat vorbereiten können, bei 11 Punkten Vorsprung auf das zweitplatzierte Luzern, das erst noch zwei Partien mehr ausgetragen hat.

Als Fan fragt man sich schon längst nicht mehr, ob der FCB Meister wird. Sondern nur noch wann. Antwort: Frühestens am 15. April, wenn sich Basel in Winterthur in den Cupfinal spielen kann und sich die Konkurrenz in der Meisterschaft möglicherweise den entscheidenden Patzer zu viel leistet.

Kritische Fragen

Was will man mehr? Ein bisschen mehr Druck vielleicht? Damit die Motivation etwas grösser wird? Das wollten die Journalisten gestern bei der Vorschau auf das Spiel von Trainer Heiko Vogel wissen. Vogel lächelte und sagte: «Wir motivieren uns über die Freude am Spiel. Das ist wesentlich leichter, als die Motivation im Abstiegskampf aus der Existenzangst zu ziehen.» Sagte es und lächelte weiter.

Zumindest bei der letzten Partie, dem 5:0 daheim gegen Servette, hatte sein Team bewiesen, wie einfach es ist, sich an der eigenen Spielfreude zu berauschen. Eine schöne Erfahrung, die heute Samstag möglicherweise auch Stephan Andrist machen kann. Es sei gut möglich, dass der Mittelfeldspieler gegen seinen ehemaligen Club wieder einmal in einem Ernstkampf eingesetzt werde, sagte Vogel.

Challendes ärgert sich – wie immer

Etwas mehr Aufregung gab es zuletzt beim FC Thun. Vor zwei Wochen kam es vor dem Heimspiel gegen Lausanne zum Eklat, als sich Milaim Rama (36) lautstark darüber beschwerte, dass er auf der Ersatzbank Platz nehmen sollte. Trainer Bernard Challandes reagierte – und schickte den Stänkerer auf die Tribüne.

Anfangs dieser Woche gab Rama nun bekannt, dass er Ende Saison aufhören wird, nach 13 Saisons beim FC Thun und sieben Spielen in der Nationalmannschaft. Nach dieser Ankündigung bekam der Stürmer wieder sehr warme Worte zu hören. «Er ist und bleibt eine Thuner Kultfigur», sagte Sportchef Andres Gerber.

Damit scheint sich die ganze Aufregung etwas gelegt zu haben. Höchstens Trainer Challendes ist noch etwas enerviert, er aber weniger wegen Rama als wegen ein, zwei umstrittenen Schiedsrichterentscheiden im letzten Spiel gegen YB, für Challendes nichts Aussergewöhnliches. Schon bemerkenswerter ist, dass er noch immer zögert, seinen Ende Saison auslaufenden Vertrag zu verlängern, wie er der Berner Zeitung erklärt hat.

Streit ums Stadion

Möglicherweise gibt es auch gute Gründe für das Zögern. Der klamme FC Thun ist nämlich in einer schwierigen Situation. Trotz oder gerade wegen des neuen, schmucken Stadions.

Wie die Berner Zeitung diese Woche berichtete, ist die Arena AG mit den Einnahmen nicht ganz zufrieden und will dem FC Thun nächste Saison darum nur noch 3,5 Millionen Franken geben – eine halbe Million weniger als in dieser Spielzeit. Die FC Thun AG fordert dagegen mindestens eine halbe Million mehr als bisher. Nach längeren Verhandlungen ist die Arena AG nun zumindest bereit, weiterhin vier Millionen zu zahlen. Der FC Thun ist zwar noch immer nicht zufrieden, kann sich aber schlecht wehren, weil er sämtliche Marketingrechte und Ticketeinnahmen an die Arena abgetreten hat.

Falls das Geld nicht reicht, müsse sich der FC Thun eben mit einem günstigeren Trainer und einem billigeren Kader zufrieden geben, hiess es im Umfeld der Investoren und der Arena-Betreiber, was man im Club sehr ungern hört. Der Konflikt wird noch mindestens bis im Herbst und der Generalversammlung des FC weiterschwelen, an der ein Nachfolger für den zurücktretenden Präsidenten Markus Stähli bestimmt werden muss.

Laut «Berner Zeitung» wollen die Investoren um Ferdinand Locher (Arco Real Estate) und Martin Kull (HRS) diese Gelegenheit nutzen, um ihren Einfluss im FC vermehrt geltend zu machen. In der Arena AG haben sie das bereits Ende vergangenes Jahr getan, als sie den Verwaltungsrat austauschten, damit das Stadion möglichst bald rentabel wird.

Ein alter Bekannter

Das Sagen im Verwaltungsrat haben nun Hansjörg Sägesser als Präsident, Serge Lanz – und ein alter Bekannter der Basler: Christian Kern, der jahrelang Geschäftsführer der Basel United AG war, der Vermarktungs- und Betreibergesellschaft des Basler St.-Jakob-Parks. Er kennt die Investoren und liebt das Berner Oberland schon seit längerem. Darum habe er den Job übernommen, auch wenn es «kein einfacher ist», wie er selber sagt.

Immerhin läuft es Thun aber auf dem Platz. Vor dem Spiel gegen Basel steht das Team auf dem 4. Platz und hat intakte Chancen, die Qualifikation für die Europa League zu erreichen  – trotz des relativ bescheidenen Budgets.

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