Das etwas andere Tennisjahr des Meisters

Die Füsse hat Roger Federer in Roland Garros – den Kopf schon bei den kommenden Aufgaben in Wimbledon. Der Schweizer Tennisspieler erlebt eine spezielle Saison.

Roger Federers Füsse im Sand von Roland Garros. (Bild: Keystone)

Die Füsse hat Roger Federer in Roland Garros – den Kopf schon bei den kommenden Aufgaben in Wimbledon. Der Schweizer Tennisspieler erlebt eine spezielle Saison.

Das rasante Wachstum kann Roger Federer in jeder Stunde aufs Neue messen, allerdings abseits irgendwelcher Tennis-Weltranglisten. Bei Twitter verzeichnet das Neu-Mitglied Federer stetig neue Follower, weit über 230’000 allein in den ersten vier Tagen seit der Maestro bei Twitter beigetreten ist. Seinem ewigen Rivalen Rafael Nadal läuft der alte Meister freilich bei Twitter noch weit hinterher, fast 4,4 Millionen Fans warten regelmässig auf kleine Neuigkeiten des Mallorquiners.

In der Tennis-Hackordnung bei den gerade gestarteten Internationalen Französischen Meisterschaften ist die Hackordnung nicht ähnlich stark ausgeprägt, aber Federers Aussichten auf einen Coup in Paris, noch dazu in einem möglichen Finale gegen den haushohen Turnier-Favoriten und Titelverteidiger Nadal, sind doch eher dezent, trotz seines starken Starts beim 6:2, 6:2, 6:3 gegen den jungen Spanier Pablo Carreno-Busta.

Fokus auf Wimbledon

Wenn nicht alles täuscht, ist Federer sowieso weit schärfer auf die Bewährungsprobe in Wimbledon fokussiert als auf die Rutschpartien im roten Sand von Roland Garros – allem Selbstbewusstsein zum Trotz. Nach zwei richtig harten Spielzeiten – 2012 kam auch noch das olympische Turnier hinzu – wirkt das laufende Tennisjahr wie eine Konsolidierungszeit, in der Federer seine Kräfte sammelt, zuweilen in komfortablen Auszeiten aktive Erholung betreibt und zugleich noch einmal Anlauf nimmt für den Spurt auf der Karriere-Zielgeraden.

Viel ist 2013 anders bei dem Künstler am Ball, nicht zuletzt die spärlich dosierten Auftritte und auch der Umstand, bis zu den French Open noch kein Turnier gewonnen und nur zwei Mal in einem Finale gestanden zu haben. In der seit 1. Januar ermittelten Bestenliste der Spielergewerkschaft ATP war der 31-Jährige kürzlich noch nicht einmal unter den besten Acht platziert, die später dann am Tour Finale in London teilnehmen dürfen. Erst der Endspieleinzug in Rom liess den Maestro bis auf Rang 6 vorrutschen.

Noch nicht die alte Matchhärte

Dass er nach seiner siebenwöchigen Pause von Anfang März bis Ende April noch nicht über die alte Matchhärte und das übliche Timing für die richtigen Schläge zur richtigen Zeit verfügt, besonders gegen die absoluten Topgegner wie Nadal, scheint Federer im zeitlichen Umfeld der French Open in Kauf zu nehmen. Seine Prioritäten liegen erst in den Tenniswochen auf Rasenfeldern und dann auf nordamerikanischen Hartplätzen. Dann könnte es auch noch besser um Federers Fitness stehen, die zuletzt von einigen kritischen Beobachtern beim haushoch verlorenen Finalmatch in Rom gegen Nadal als nicht ausreichend für erstklassige Bewährungsproben beschrieben worden war. In Paris sagte der Schweizer dazu, er fühle sich «top in Schuss» und sehe auch zuversichtlich den kommenden langen Grand Slam-Matches entgegen. Wie üblich gebe es «viele Spekulationen» und «viel Rederei», es sei deshalb gut, «dass es jetzt endlich losgeht hier».

«Es ist schwer gegen jeden Gegner»

Immerhin hat es die Auslosung nicht schlecht gemeint mit dem siebzehnmaligen Grand Slam-Champion, der in der nächsten Runde noch einmal auf einen Qualifikanten trifft, den Inder Somdev Devvarman. Als erster gesetzter Spieler könnte in Runde drei der Franzose Julien Benneteau warten. Federers Hauptkonkurrenten Nadal und Djokovic hat es in die andere Auslosungs-Hälfte verschlagen, gegen einen der beiden könnte er also erst im Finale antreten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, durch viele Turnierrunden im empfindlich kühlen, regnerischen Paris. Wie auch Federer weiss: «Ich kann es mir nicht erlauben, in die Ferne zu blicken. Es ist hier schwer genug gegen jeden Gegner.»

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