Der FC Basel wird die Schweizer Liga über Jahre hinweg dominieren, sagt sein ehemaliger Trainer, der dem FCB auch in den Achtelfinals etwas zutraut
Tja, Wahnsinn, alles ist so weitergelaufen, wie ich es prophezeit habe, als ich gegangen bin. Dieser FC Basel wird in der Schweiz über Jahre hinweg die Liga dominieren, da wird kein anderer Verein mithalten können.
Dieser Erfolg des FC Basel ist aber nicht nur der Erfolg des Trainers, sei es jetzt während meiner Zeit oder nun unter Heiko Vogel. Wo der FC Basel heute steht, ist das Ergebnis einer tollen Zusammenarbeit. Der FC Basel ist einer der wenigen Vereine in der Schweiz, die richtig professionell geführt werden. Bernhard Heusler oder Georg Heitz, um nur zwei zu nennen, machen einen tollen Job. Gezielt werden Spieler eingekauft, laufend kommen junge Spieler nach. Da wird ein grosses Netzwerk gepflegt, da schläft man nicht. Diesen Charakter und den Zusammenhalt innerhalb des Vereins findet man selten, im Moment vielleicht noch beim FC Barcelona. Das ist einfach Weltklasse.
Ich gönne Heiko Vogel den Erfolg und wünsche ihm nun, da sein Vertrag als Cheftrainer besiegelt wurde, weiterhin alles Gute. Wir haben uns optimal ergänzt, er hat viel von mir in taktischer Hinsicht mitgenommen, und er lernt sehr schnell! Und auch ich habe von ihm profitiert. Von seiner sehr akribischen Arbeit, von immer neuen Trainingsformen, das hat alles er gemacht. Ausserdem ist er ein cleverer Kerl, er ist von uns beiden, wie soll ich es sagen: der Intellektuellere.
Ich freue mich sehr, dass Heiko Vogel seinen eigenen Weg geht. Dass er ihn mit so grossem Erfolg geht, ist auch für mich schön und für meine Arbeit beim FC Basel. Wir sind ja im Guten, unter Tränen auseinandergegangen. Aber so ist nun mal der Profifussball. Bei mir war nach drei Titeln in zwei Jahren ja absehbar, dass ich irgendwann den Schritt in die Bundesliga machen möchte.
Gefordert ist ein Trainer, und das gilt für Heiko wie für mich, wenn es schlecht läuft. Da kann man viel falsch machen. Dann darf man nicht nervös werden, muss man an seiner Linie festhalten und sich nicht von negativen Einflüssen anstecken lassen, von dem, was die Leute sagen oder in den Medien verbreitet wird.
Und warum soll der FCB in den Achtelfinals der Champions League nicht für eine weitere Überraschung sorgen? Die Mannschaft lernt mit jedem Spiel dazu. Und ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, das kann man nachlesen: Je häufiger sie auf diesem Niveau spielt, desto selbstverständlicher wird sie auftreten. Die Jungs wissen, was sie können.
Und noch ein Wort zu den jüngsten Spekulationen um Granit Xhaka und den Hamburger SV: Wenn ich nach ihm gefragt werde, kann ich ja schlecht sagen, dass ich ihn nicht für einen sehr guten Spieler halte. Aber das grosse Talent hat Frank Arnesen, mein Sportdirektor beim HSV, schon im Auge gehabt, als er noch für den FC Chelsea gearbeitet hat. Granit Xhaka steht beim FCB unter Vertrag, ein Angebot haben wir ihm noch nicht gemacht. Und ausserdem: Woher sollen wir das Geld nehmen? Die neun Millionen Euro, oder was immer er kosten soll, haben wir nicht.
Thorsten Fink (44), vier Mal Deutscher Meister mit Bayern München und Champions-League-Sieger, kam im Sommer 2009 als unbeschriebenes Trainerblatt zum FC Basel, den er zu drei Titeln und zweimal in die Champions League führte. Mitte Oktober trennten sich die Wege abrupt, da der gebürtige Westfale dem Werben des Hamburger SV erlag. Dort läuft es ihm genauso gut wie in Basel: Bis dato ist er in acht Spielen unbesiegt – das hat beim HSV, dem Dinosaurier der Bundesliga, noch kein Trainer geschafft.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16/12/11