Der Baselbieter Kugelstosser Gregori Ott hat sich erstmals bei den Erwachsenen für einen internationalen Grossanlass qualifiziert – die Hallen-Europameisterschaften diese Woche in Prag.
Mit allen Anlagen für einen erfolgreichen Kugelstosser: Gregori Ott aus Liestal, der für OB Basel startet, hier im September 2011.
(Bild: Freshfocus)Gregori Ott beim Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich im August 2013.
(Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)Von 17,09 auf 18,26 Meter: Gregori Otts explosionsartige Leistungssteigerung im Juni 2014 beim 51. Susanne Meier Memorial auf der Schützenmatte in Basel.
(Bild: Andy Müller/freshfocus)Mit seinen Freudenschreien hat sich Gregori Ott schon öfter Gehör verschafft, etwa beim Pfingstmeeting in Basel vom letzten Juni. Damals erfüllte seine Stimme das ganze Schützenmatt-Stadion, nachdem er sich von 17,09 auf 18,26 Meter gesteigert hatte.
Dass sich der 20-Jährige nun erneut über perfekte Stösse und das Erreichen neuer Dimensionen freuen kann, darauf deutet einiges hin. Doch Freudenschreie wird es bei seinem internationalen Debüt an den Hallen-Europameisterschaften, die vom Donnerstag bis am Sonntag in Prag stattfinden, keine geben. Otts Stimme wegen. Sie hat ihn im Stich gelassen.
Kugelstossen aber kann er auch ohne akustisches Untermalen. «Ich fühle mich wieder bereit», sagt der 1,96 Meter grosse und mittlerweile 120 Kilogramm schwere Modellathlet. Nach seinem Rekordstoss in der U23-Kategorie auf 18,64 Meter von Anfang Februar und dem Schweizer Indoor-Meistertitel Mitte Februar erwischte es auch ihn. Grippe.
Mittlerweile kann er aber über den unerwünschten Rückschlag auch schmunzeln: «Die Stimme braucht am längsten, bis sie wieder mitspielt, aber ich bin Optimist.» Bezüglich Kraft, Technik und mentaler Bereitschaft fühlt sich Ott wieder auf der Höhe. «Ich kann nicht alles Erarbeitete in zwei Tagen verloren haben.»
Noch viel Arbeit vor sich
Diese Einstellung soll ihm zugute kommen. Bereits am Donnerstagabend steht Ott als erster der achtköpfigen Schweizer Delegation an der Hallen-EM in Prag im Einsatz: mit der Qualifikation im Kugelstossen. Dort ist er trotz seiner neuen Rekordweite nicht der Favorit.
Als Nummer 67 der aktuellen europäischen Hallenbestenliste wird er geführt, wenngleich der zweifache Weltmeister David Storl (D) mit 21,26 Metern an der Spitze steht. Auf der Entry List der Titelkämpfe figuriert er an zweitletzter Stelle. «Das zeigt, dass noch viel Arbeit vor mir liegt», sagt Ott.
Er will sich aber nicht einem Gefühl der Ohnmacht hingeben, sondern baut vielmehr auf die Ott-Macht: Er orientiert sich an sich selber. Und da hat er die Weichen gestellt. Die Matura abgeschlossen, bezeichnet sich Ott seit diesem Jahr als Kugelstossprofi. «Ich will schauen, was möglich ist», sagt er.
September 2011: Gregori Ott vor seinem Start bei Weltklasse Zürich. (Bild: Freshfocus)
Der Kontakt mit seinen engsten Bezugspersonen im Kugelstossen hat sich intensiviert. Vor allem mit Rolf Oesterreich, dem früheren deutschen Weltklasse-Kugelstosser. Bei ihm in Chemnitz weilte er mehrmals und auch ins Trainingslager nach Lanzarote ist das Duo gefahren.
Ursula Jehle, die Heimtrainerin, betreut Ott hier in der Schweiz und wird dies auch in Prag tun. Das Betreuerteam harmoniert. Und es tat dies auch in der letzten Vorbereitungsphase, in der nicht nur Ott flachlag, sondern auch Oesterreich.
Freier und fokussierter
Ott ist mit der Konstellation und der gegenwärtigen Situation zufrieden. «Ich fühle mich freier, fokussierter als in der Vergangenheit», sagt er. Seit die Doppelbelastung von Schule und Leistungssport weggefallen ist, kann er sich gezieltere Trainingsreize setzen und sich aktiver erholen.
Dieses neue Gefühl von Freiheit nimmt Ott mit nach Prag: «Nachdem ich an der Heim-EM nicht in den Genuss einer Wildcard gekommen bin, freue ich mich nun riesig auf dieses Debüt.» An die Vorfreude sind aber auch klare Ziele gekoppelt: «Mir geht es nicht nur ums Erfahrungsammeln, nicht nur ums Spasshaben.»
Ott, der auf die diffizile Drehstosstechnik baut, will Leistung erbringen. Seinen ersten 19-Meter-Stoss peilt er an: «Ich weiss, dass ich den draufhabe. Und wenn alles passt, dann ist er möglich.» Davon ist er überzeugt – mit oder ohne Stimme.
Die Selektionen von Swiss Athletics, Männer, 60 Meter: Pascal Mancini (FSG Estavayer). Kugelstossen: Gregori Ott (Old Boys Basel). – Frauen, 60 Meter: Mujinga Kambundji (STB). 400 Meter: Lea Sprunger (COVA Nyon). 800 Meter: Selina Büchel (KTV Bütschwil). 60 Meter Hürden: Noemi Zbären (SK Langnau). Stabhochsprung: Nicole Büchler (LC Zürich), Angelica Moser (LC Zürich). – Salome Kora (LC Brühl/60 m) verzichtet zugunsten der Vorbereitung der Freiluftsaison auf die Teilnahme.