Axel Thoma, der Trainer des FC Wil, glaubt an die Cup-Überraschung gegen den FC Basel. Am Samstag, 26. November, empfängt der Challenge-League-Club den Schweizer Meister in den Achtelfinals im Sportpark Bergholz (17.30 Uhr).
Seit den 80er Jahren ist Axel Thoma in verschiedenen Funktionen im Schweizer Fussball unterwegs. Der Deutsche aus dem schwäbischen Onstmettingen spielte 1984/85 zweimal für den VfB Stuttgart in der Bundesliga, später für Schaffhausen und Winterthur. Als Trainer hat er Juniorenteams trainiert, unter anderem bei den Grasshoppers, er war Assistent bei Schweizer Auswahlmannschaften und Sportchef unter anderem beim FC Zürich. Seit 2005 ist er beim FC Wil tätig, erst im Nachwuchs, nun in Personalunion als Sportchef und Trainer.
Axel Thoma, ist das nun der beste oder schlechteste Moment für einen Challenge-Ligisten, im Schweizer Cup auf den FC Basel zu treffen?
Weder noch. Ich denke, die Qualität der beiden Mannschaften schwankt nicht so sehr, aber natürlich ist das ein schwieriges Spiel für uns. Auswirken kann es sich vielleicht, wenn eine Mannschaft wie der FC Basel, der die Infrastrukturen in der Champions League gewohnt ist, nach Wil ins Bergholz kommt. Das ist ein Kulturschock.
Wie haben Sie und Ihre Spieler sich auf den prominenten Gegner eingestellt?
Wir haben keine spezielle Vorbereitung gemacht. Das würde ja sonst bedeuten, dass wir uns auf unsere Spiele in der Challenge League nicht seriös vorbereiten. Wir haben den FCB ein paar Mal beobachtet, in der Meisterschaft und im Europacup. Und wenn der FCB-Trainer rotiert, dann werden Spieler zum Einsatz kommen, die sich Hoffnungen auf die Champions League gegen Manchester machen. Das macht es uns nicht einfacher.
Ist denn wenigstens so etwas wie Cup-Fieber in der Mannschaft zu spüren?
Nicht gross. Wir freuen uns auf diesen Höhepunkt, aber die Mannschaft ist sehr konzentriert und hat eine gute Trainingswoche hinter sich.
Was man von der jüngsten Formkurve nicht sagen kann: Nach 13 Spielen ohne Niederlage – elf in der Liga und zwei im Cup – hat Wil zweimal in Folge verloren.
Die Ergebnisse zu Beginn entsprachen schon nicht ganz unserem Potenzial und unserer Substanz. Es ist alles für uns gelaufen, und schön ist es, dass wir die erste Niederlage erst nach 13 Spielen kassiert haben. Bei der Heimniederlage gegen Locarno war schon wieder eine deutliche Steigerung zu erkennen, und ich denke, dass wir das gegen Basel fortsetzen können.
2007, als Sie bereits beim FC Wil waren, traf Wil letztmals im Cup auf Basel – und verlor den Halbfinal im Bergholz mit 1:3. In einem durchaus engen Match. Kann Ihre Mannschaft dem Favoriten am Samstag erneut die Stirn bieten?
Vor vier Jahren war der FC Wil aufsässig und hat Basel viel abverlangt, blieb aber unter dem Strich chancenlos. Wir hatten in der Runde zuvor gegen YB unseren grossen Auftritt. Aber ich glaube, dass wir es schaffen werden, den FC Basel auch diesmal wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Und nicht nur das: Ich glaube, dass wir uns für die Viertelfinals qualifizieren.
Im September 2010, als Ryszard Komornicki dem Club nach wenigen Monaten den Rücken kehrte, sprangen Sie, der Sportchef, interimistisch als Trainer ein. Aus dem Provisorium ist wie nicht selten in diesem Leben ein Dauerzustand geworden. Haben Sie diese Doppelfunktion beabsichtigt, oder haben Sie einfach keinen neuen Trainer gefunden?
Das war ein Prozess über Monate hinweg. Wir wollten bei der Trainersuche einfach keinen Schnellschuss machen. Wir waren erfolgreich in dieser Phase, und andererseits hat sich nichts ergeben. Im Sommer haben wir dann einen Einjahresvertrag gemacht, in dem es eine Klausel gibt, dass ich als Sportchef weitermachen kann, sollte ein anderer Trainer übernehmen.
Sie haben in der Rolle als Trainer in der Schweiz fast durchweg als Assistent oder mit Juniorenmannschaften gearbeitet. Warum nie eine erste Mannschaft?
Ich habe das nie gesucht. Ich sehe meine Stärken eher in der Funktion als Nachwuchschef oder Sportchef. Da muss man trotzdem denken wie ein Trainer oder ein Spieler, aber man muss gleichzeitig konzeptionell arbeiten und kaufmännischen denken – das hat mir den Horizont geöffnet. Im Moment habe ich Gefallen gefunden am Trainerjob, aber in Zukunft will wieder als Sportchef arbeiten. Denn ich weiss, dass ich als Trainer nur deshalb gut arbeiten kann, weil ich als Sportchef die Hausaufgaben gemacht habe.
Der FC Wil operiert mit einem Budget von 2,3 Millionen Franken und unter Vollprofibedingungen. Da muss der Verbleib in der künftig auf zehn Clubs reduzierten Challenge League das Ziel sein.
Das ist so, und ausserdem wollen wir dieses Ziel in dieser Saison so schnell wie möglich erreichen und unseren Platz sichern.
Es herrscht eine nicht zu kleine Fluktuation beim FC Wil, so war es auch im Sommer wieder: 14 Spieler gingen, zwölf Neue kamen hinzu.
Das liegt am Konzept, so arbeiten wir seit sechs Jahren beim FC Wil. Wir sehen uns als Talentschmiede, als Ausbildungsclub, der Spieler holt und sie weiterbringt. Dadurch refinanzieren wir uns, zumindest einen Teil der Kosten, und zuletzt konnten wir immer eine ausgeglichene Rechnung präsentieren. Dieses Konzept macht es einfacher, Spieler zum FC Wil zu holen, denn allein der Name des Vereins oder das Stadion Bergholz machen Wil nicht attraktiv.
Zum Konzept gehört auch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen «Football of Korea» des Baslers Stephan Glaser. Diese Woche kam mit Nationalstürmer Rim Chol Min der nächste Nordkoreaner in Wil an. Wie gestaltet sich diese Kooperation?
Mit den Spielern ist es sehr einfach zu arbeiten, da haben wir nur positive Erfahrungen gemacht, und alles andere, was behauptet wird, sind Klischees. Schwierig ist es mit dem nordkoreanischen Verband, dort funktionieren die Dinge einfach anders als bei uns. Jong Hyok Cha, der Rechtsverteidiger bei uns spielt, ist zur Zeit verletzt. Rim etwa haben wir schon im Sommer verpflichtet, aber wir mussten einige Monate warten, bis er nun zu uns gekommen ist.
Lohnt sich diese Kooperation denn auch finanziell?
Dazu kann ich nichts sagen, es wurde Stillschweigen vereinbart. Aber Kwang Ryong Pak haben wir zum FC Basel durchgereicht.
Wie haben Sie ihn denn erlebt in Wil?
Er war nicht lange da, hat mit der ersten Mannschaft nur 14 Tage trainiert und keinen Einsatz gehabt. Er zeigte eine gewisse Präsenz, er ist schnell und besitzt eine gute Technik…
…die er vermutlich dann auch am Samstag dem Wiler Publikum demonstrieren kann. Immerhin hat er im Cup zwei Tore für den FCB gemacht.
Kann gut sein, dass er spielt, das würde mich nicht überraschen.
Mehr zum FC Wil finden Sie hier.