Bekannte und Verwandte hat er schon in Basel. Jetzt will Michel Riesen beim EHC nach Jahren ohne Spass wieder Freude am Beruf Hockeyspieler finden. Sein Ziel: ein Tor pro Match.
Als Michel Riesen 1997 als erster Schweizer in der ersten Runde des Drafts der National Hockey League gezogen wurde, schienen ihm alle Türen offen zu stehen. Schliesslich teilen dort die Clubs der besten Liga der Welt die grössten Talente untereinander auf. Doch Riesen setzte sich in der NHL nicht durch und kam zurück in die Schweiz, wo er mit Davos in acht Saisons viermal Meister wurde.
Trotz der Titel wechselte er 2009 zum wenig erfolgreichen Rapperswil – ein Transfer aus persönlichen Gründen, der viele Beobachter ebenso überraschte wie sein jetziger Wechsel zum EHC Basel. Hier hat der 34-Jährige einen Zweijahresvertrag unterzeichnet und sagt: «Mein Ziel ist es, pro Spiel ein Tor zu erzielen.»
Michel Riesen, Sie hätten nach Biel in die National League A wechseln können. Sie aber entschieden sich für die NLB, für Basel, wo etwas über 1000 Leute die Spiele besuchen. Warum?
Für mich war immer wichtig, dass für mich alles stimmt: sportlich, aber auch im Umfeld. Als ich von Davos zu Rapperswil gewechselt bin, habe ich das sicher nicht aus sportlichen Gründen getan. Ich habe damals ein Haus gebaut, ich wollte dort meine Karriere beenden. Aber die Jahre bei Rappi waren nicht, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der Spassfaktor war nicht sonderlich hoch. Es stimmt, ich war mit Biel und anderen Clubs im Kontakt. Aber bei Basel bekam ich das Gefühl, dass das hier für mich genau das Richtige ist: Weil es den kompletten Neuanfang auf allen Ebenen bedeutet. Meister war ich mit Davos. Das ist schön. Aber es ist auch schön, etwas aufzubauen.
Sie ziehen aber trotz Haus in Rapperswil nach Basel?
Es war für mich eine Grundbedingung, dass meine Familie bei mir ist. Einst hat für mich nur Eishockey gezählt. Dann habe ich meine Frau geheiratet, da wurde sie auch ziemlich wichtig (lacht). Seit ich Vater bin, ist für mich ganz klar: Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie.
Also hat Ihre Frau bei der Clubwahl mitgesprochen. Was hat sie von Basel überzeugt?
Wir haben hier Bekannte. Eine Cousine meiner Frau lebt in Basel und auch der Götti meiner Tochter. Da war es irgendwie naheliegend, hierher zu kommen. Ich möchte aber auch mal sagen, dass ich nicht wegen meiner Frau von Davos weg bin, wie alle geschrieben haben. Sie kann mitreden, aber sie kann mir nicht eine Stadt vorschreiben.
Was verstehen Sie unter dem Spassfaktor, der Ihnen in Rapperswil gefehlt hat?
Das hängt schon stark mit den Resultaten zusammen. Wenn du gewinnst, klopfen dir alle auf die Schultern. Wenn nicht, schauen sie dich schon schräg an, wenn du am Morgen die Zeitung holst, in der dann auch noch steht, wie grottenschlecht du bist.
In Basel könnte es passieren, dass Sie gar nicht erst erkannt werden beim Zeitungskauf.
Ich mag es, wenn mich die Leute als Person kennen. Aber die Schulterklopfer, die stören mich genauso wie negative Kritik. Es gibt in Basel sicher bekanntere Gesichter als mich – da bin ich nicht unglücklich.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.05.13