Das Liestaler Kugelstosstalent

Gregori Ott aus Liestal brilliert beim Hallenmeeting in Zürich mit einem Schweizer Rekord in der Kugelstoss-Kategorie der U20 – und wird bereits mit Werner Günthör verglichen.

06. September.2011; Zuerich; Leichtathletik; Pressekonferenz Weltklasse Zuerich; Kugelstosser Gregori Ott (SUI) an der Pressekonferenz (Valeriano Di Domenico/freshfocus) (Bild: Freshfocus)

Gregori Ott aus Liestal brilliert beim Hallenmeeting in Zürich mit einem Schweizer Rekord in der Kugelstoss-Kategorie der U20 – und wird bereits mit Werner Günthör verglichen.

Eindrücklicher geht es kaum. Neu in der Kategorie U20, die ersten Wettkampfstösse mit der 6-Kilogramm-Kugel und gleich der Exploit. Bei 17,31 Metern landet das Wurfgerät beim zweiten Versuch von Gregori Ott beim Hallenmeeting des LC Zürich am Samstag. Schreie hallen durch den Bauch des Zürcher Letzigrundstadions, Ausdruck der Freude, in der die Überraschung mitschwingt.

Gregori Ott, der noch nicht 18-jährige Werfer aus Liestal überragte alle – nicht nur körperlich. Das ist 24 Stunden später in St. Gallen nicht anders. Der 1,93 Meter grosse und 100 Kilo schwere Modellathlet, der seit dieser Saison für die Old Boys Basel startet, will es nach drei Stössen in Zürich nochmals wissen, nun in St. Gallen. Sechs Mal tritt er im schmucken Athletic Zentrum in den Ring und setzt zur anspruchsvollen Drehbewegung an. In Schwung kommt er aber nicht wunschgemäss. 15,70 Meter ist seine beste Weite.

Lernprozess nach dem Rekordwurf

«Ich war mir der Schwierigkeit dieses zweiten Wettkampfes bewusst», sagt der Sportgymnasiast. Eine Erwartungshaltung spürte er in sich nach dem Rekordstoss des Vortages. Nachdoppeln wollte er. Das misslingt. «Die Spannung im Körper fehlte, ich benötigte länger zum Herunterkommen als erwartet», analysiert er. Signalisieren liess er sich aus seinem Umfeld, dass solches gerade für einen jungen Athleten typisch sei. Er folgert: «Dieser Misserfolg war eine Erfahrung, die mich ebenso weiterbringt.»

Mit seinem Stoss am Vortag hat Ott die Lobeshymnen – Vergleiche mit Werner Günthör fallen – bestätigt und sich selber überrascht: «Ich wollte mich ans neue Gewicht herantasten und rechnete mir eine Weite von gut 16 Metern aus», sagt er. In der Kategorie U18 hatte er bis vergangenen Herbst die 5-kg-Kugel weggeschleudert. Die Umstellung glückte ihm vorzüglich. Der Rekordstoss gehörte zu den technisch besten seiner bisherigen Karriere – vergleichbar höchstens mit den 20,00 m, die er anlässlich von «Weltklasse Zürich» vergangenen September im Zürcher Hauptbahnhof mit der leichteren Kugel realisierte. «Vieles passte zusammen, mir erscheint die Weitenskala nach oben offen», sagt er nun zuversichtlich.

Den einstigen Lehrer übertroffen

Zutreffend ist die Aussage gewiss, auch wenn noch etwas Zeit für weitere Topstösse nötig sein könnte. Erreicht hat er bereits einiges. In der Kategorie U18 führt er die Rekordliste sowohl mit der Kugel wie mit dem Diskus an. Und jetzt verbesserte er den alten U20-Hallenrekord von Nico Marty (LC Vaduz) um nicht weniger als 1,46 m. Grössere Relevanz schenkt er aber der U20-Freiluftbestmarke von 17,16 m. Diese hält der Fricktaler Urs Hasler, der aktuelle Schweizer Hallenmeister vom BTV Aarau, erzielt vor bald zehn Jahren. Doch damals war das offizielle Gewicht dieser Alterstufe die 6,25 kg – und damit kam Hasler auf 17,10 m.

Spannend ist, dass Hasler Ott unterrichtete – während seiner Ausbildung zum Bezirksschullehrer als Vikar in Mathematik und Naturwissenschaften. Nun bahnt sich ein Aufeinandertreffen im Kugelring an. Hasler sinniert bereits: «Wenn Gregori weiter solche Fortschritte macht, bin ich mehr als gefordert.»

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