Das Problem sind die Heimspiele

Zählt man nur die Auswärtsspiele, liegt der FC Basel nur zwei Punkte hinter YB. Im St.-Jakob-Park aber ist er so unproduktiv wie noch nie in der Super League. Eine der besten Leistungen vor eigenem Publikum gelang Raphael Wickys Team gegen den FC Sion. Nun kommt es am Sonntag (16 Uhr) erneut zum Duell gegen die Walliser.

Léo Lacroix war dabei, als der FC Basel die zweite Heimniederlage in Folge kassierte: Gegen den FC St. Gallen verlor der FCB Mitte Februar 0:2 (Bild). Am Sonntag spielt der Meister gegen den FC Sion, bei dem Lacroix in vier Jahren 96 Spiele absolvierte. 

Offiziell fanden seit der Winterpause 82’829 Zuschauer den Weg in den St.-Jakob-Park. Sie sahen drei Heimspiele des FC Basel. Aber kein einziges Tor. Sie sahen Manchester City, den FC St. Gallen und den FC Lugano. Aber sie erlebten nicht einen Punktgewinn der Meistermannschaft. In der heimischen Liga liegt der FCB 16 Punkte hinter den Young Boys. Auch wegen der Heimspiele, bei denen die Basler so schwach auftreten wie noch nie in der Super League.

Ein deutliches Indiz ist die Anzahl Punkte pro Spiel:



Ein Grossteil des Rückstands von 16 Punkten auf die Young Boys ist auf die Heimschwäche zurückzuführen. Denn wenn man die Rangliste nach Auswärtsspielen betrachtet, liegen die Basler lediglich zwei Punkte hinter den Bernern.

Unter Trainer Raphael Wicky gewinnen die Basler nur noch etwas mehr als die Hälfte ihrer Spiele zu Hause. Unter Murat Yakin (2013/14) war der Wert kaum höher, aber mit jeder Menge Unentschieden und nur einer Heimniederlage war der FCB trotzdem die beste Heimmannschaft der Saison. 

Nach den Niederlagen gegen Lausanne, Lugano und St. Gallen sieht die Bilanz 2017/18 so aus:



Der FCB gewinnt nicht nur deutlich weniger Heimspiele als in den Jahren zuvor, er erzielt auch weniger Tore. In den ersten 14 Spielzeiten der Super League sahen die Zuschauer im St.-Jakob-Park durchschnittlich immer zwei oder mehr Tore pro Spiel. 2017/18 sind es noch 1,8 Treffer pro Partie.



Immerhin ein Spektakel boten die Basler ihrem Heimpublikum. Im November siegten sie gegen den FC Sion mit 5:1, nachdem sie früh in Rückstand geraten waren. Auf einen ähnlichen Exploit hofft der FCB am nächsten Sonntag (16 Uhr), wenn die Walliser zum zweiten Mal zu Gast sind.

Die Überraschung der Spieler in der Videoanalyse

Wicky schaut zwei Tage vor dem Spiel nochmals zurück auf das 1:1 in Lausanne: «Jeder Punkt hilft uns, jeder Punkt bringt einer Mannschaft irgendetwas.» Die Meisterschaft – wen wundert’s? – ist nicht in Wickys Kopf: «Ich habe in den letzten Wochen nie von YB oder der Meisterschaft gesprochen. Es geht einzig und alleine darum, dass wir wieder Spiele gewinnen. Wenn wir einen, zwei Siege einfahren, können wir uns wieder mittelfristige Ziele setzen. Aber momentan ist das einzige Ziel, dass wir endlich wieder Spiele gewinnen.»

Wicky glaubt, mit seinem Staff «Lösungen zu haben». Wie die aussehen, gibt er freilich nicht preis. Zumindest hat er bei der Analyse des Unentschiedens in Lausanne seiner Mannschaft ihre Fehler aufgezeigt. Anstatt den Vorsprung über die Runde zu bringen, griffen die Basler in den letzten Minuten mit sechs, sieben Spielern an. Wicky zeigte die Bilder dem Team und sagt: «Die Spieler haben das auf dem Platz gar nicht so empfunden. Sie sahen die Bilder und sagten: Das gibt es ja gar nicht.»

Wicky spürt Strellers Rückendeckung

Der FCB befinde sich in einem «kleinen Loch», sagt Wicky, und für den Verein «ist es wahrscheinlich eine Krise». Mit Marco Streller habe er nach wie vor ein gutes Verhältnis.

«Wir reden offen und ehrlich zusammen», sagt Wicky und dass er die Rückendeckung des Sportchefs spüre. «Aber wir alle kennen die Mechanismen und wissen, wie das Geschäft funktioniert. Das einzige, was mir wahrscheinlich hilft, sind Siege. Aber es soll nicht um mich gehen, es soll um den FCB gehen und darum, was der Verein erreichen will.»

https://tageswoche.ch/form/interview/momentan-ist-der-wurm-drin/

Der Gegner: entfesselt im Abstiegskampf

Es hat alles so wunderbar angefangen: Der FC Sion rangierte zu Saisonbeginn nach zwei 1:0-Siegen auf dem dritten Platz. Doch dann setzte der grosse Schrecken ein. Niederlagen wechselten sich ab mit ein paar Unentschieden. Die Walliser fielen zurück, bis Christian Constantin nach zwölf Runden genug hatte von Paolo Tramezzani, den er zuvor mit Lob überschüttet hatte wie kaum einen Trainer zuvor.

Constantin schenkte anschliessend Gabri das Vertrauen und entzog es ihm nach sechs Niederlagen in acht Spielen wieder. Sion war längst am Tabellenende angekommen, und es schlug die Stunde von Maurizio Jacobacci. Nach zwei Spielen als Interimstrainer in der Saison 2007/08 übernahm der Italiener den FC Sion zum zweiten Mal, diesmal von der U21 kommend.

Die Bilanz des 55-Jährigen lässt sich sehen: ein Unentschieden und zwei Siege in fünf Spielen. Zuletzt zeigte Jacobaccis Team gegen den FC Thun, dem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, eine entfesselte Leistung. Mit einem 7:2-Sieg ballerten die Walliser die Berner Oberländer aus dem Tourbillon.

Zum ersten Mal seit acht Runden haben die Walliser den letzten Platz abgegeben – an eben diesen FC Thun, der wegen des schlechteren Torverhältnisses auf dem Abstiegsplatz rangiert.

Jubel. Und das sieben Mal. Der FC Sion gewinnt gegen den FC Thun 7:2, Matheus Cunha bespringt Doppeltorschützen Pajtim Kasami.

Nächster Artikel