Offiziell fanden seit der Winterpause 82’829 Zuschauer den Weg in den St.-Jakob-Park. Sie sahen drei Heimspiele des FC Basel. Aber kein einziges Tor. Sie sahen Manchester City, den FC St. Gallen und den FC Lugano. Aber sie erlebten nicht einen Punktgewinn der Meistermannschaft. In der heimischen Liga liegt der FCB 16 Punkte hinter den Young Boys. Auch wegen der Heimspiele, bei denen die Basler so schwach auftreten wie noch nie in der Super League.
Ein deutliches Indiz ist die Anzahl Punkte pro Spiel:
Ein Grossteil des Rückstands von 16 Punkten auf die Young Boys ist auf die Heimschwäche zurückzuführen. Denn wenn man die Rangliste nach Auswärtsspielen betrachtet, liegen die Basler lediglich zwei Punkte hinter den Bernern.
Unter Trainer Raphael Wicky gewinnen die Basler nur noch etwas mehr als die Hälfte ihrer Spiele zu Hause. Unter Murat Yakin (2013/14) war der Wert kaum höher, aber mit jeder Menge Unentschieden und nur einer Heimniederlage war der FCB trotzdem die beste Heimmannschaft der Saison.
Nach den Niederlagen gegen Lausanne, Lugano und St. Gallen sieht die Bilanz 2017/18 so aus:
Der FCB gewinnt nicht nur deutlich weniger Heimspiele als in den Jahren zuvor, er erzielt auch weniger Tore. In den ersten 14 Spielzeiten der Super League sahen die Zuschauer im St.-Jakob-Park durchschnittlich immer zwei oder mehr Tore pro Spiel. 2017/18 sind es noch 1,8 Treffer pro Partie.
Immerhin ein Spektakel boten die Basler ihrem Heimpublikum. Im November siegten sie gegen den FC Sion mit 5:1, nachdem sie früh in Rückstand geraten waren. Auf einen ähnlichen Exploit hofft der FCB am nächsten Sonntag (16 Uhr), wenn die Walliser zum zweiten Mal zu Gast sind.
Die Überraschung der Spieler in der Videoanalyse
Wicky schaut zwei Tage vor dem Spiel nochmals zurück auf das 1:1 in Lausanne: «Jeder Punkt hilft uns, jeder Punkt bringt einer Mannschaft irgendetwas.» Die Meisterschaft – wen wundert’s? – ist nicht in Wickys Kopf: «Ich habe in den letzten Wochen nie von YB oder der Meisterschaft gesprochen. Es geht einzig und alleine darum, dass wir wieder Spiele gewinnen. Wenn wir einen, zwei Siege einfahren, können wir uns wieder mittelfristige Ziele setzen. Aber momentan ist das einzige Ziel, dass wir endlich wieder Spiele gewinnen.»
Wicky glaubt, mit seinem Staff «Lösungen zu haben». Wie die aussehen, gibt er freilich nicht preis. Zumindest hat er bei der Analyse des Unentschiedens in Lausanne seiner Mannschaft ihre Fehler aufgezeigt. Anstatt den Vorsprung über die Runde zu bringen, griffen die Basler in den letzten Minuten mit sechs, sieben Spielern an. Wicky zeigte die Bilder dem Team und sagt: «Die Spieler haben das auf dem Platz gar nicht so empfunden. Sie sahen die Bilder und sagten: Das gibt es ja gar nicht.»
Wicky spürt Strellers Rückendeckung
Der FCB befinde sich in einem «kleinen Loch», sagt Wicky, und für den Verein «ist es wahrscheinlich eine Krise». Mit Marco Streller habe er nach wie vor ein gutes Verhältnis.
«Wir reden offen und ehrlich zusammen», sagt Wicky und dass er die Rückendeckung des Sportchefs spüre. «Aber wir alle kennen die Mechanismen und wissen, wie das Geschäft funktioniert. Das einzige, was mir wahrscheinlich hilft, sind Siege. Aber es soll nicht um mich gehen, es soll um den FCB gehen und darum, was der Verein erreichen will.»
Die Personalsituation: Raphael Wicky fehlen fünf Akteure
Auf fünf Spieler muss Raphael Wicky im Spiel gegen Sion verzichten, für das 23’500 Tickets abgesetzt sind: Eder Balanta ist nach wie vor nicht einsatzfähig, Raoul Petretta und Davide Calla sind ebenfalls noch nicht im Mannschaftstraining. Zudem fehlen Dimitri Oberlin und Geoffroy Serey Dié gesperrt. Sie hatten beide in Lausanne die vierte gelbe Karte gesehen.
Mögliche Aufstellung: bildet Suchy zusammen mit Frei das Abwehrzentrum?
Der in Lausanne gesperrte Marek Suchy kehrt ins Team zurück und ist in der Innenverteidigung gesetzt. Wer mit ihm zusammen das Abwehrzentrum bildet, ist eine der interessanten Fragen: Setzt Wicky auf den gelernten Innenverteidiger Léo Lacroix, der in den letzten Partien immer wieder fehlerhaft agierte? Oder schenkt er das Vertrauen nochmals Fabian Frei, von dem Wicky sagt: «Fabian hat zuletzt zwei gute Spiele gemacht.»
Die Aufstellung könnte in einer 4-2-3-1-Grundordnung so aussehen: Vaclik – Lang, Frei, Suchy, Riveros – Xhaka, Zuffi – Bua, Elyounoussi, Stocker – Ajeti.
Kein Testspiel in der Nationalmannschaftspause
Nach dem Spiel gegen Sion pausiert die Meisterschaft für zwei Wochen. Für den FC Basel geht es am 2. April auswärts gegen die Young Boys weiter. Wie viele Nationalspieler bei den Auswahlen sein werden, weiss der FCB noch nicht. Aber er weiss, dass er kein Testspiel in dieser Zeit ansetzen wird. Einige der jungen Spieler werden allerdings mit der U21 im Einsatz stehen.
Yves Kaiser unterschreibt Profivertrag
Seit dem Sommer 2016 gehörte Yves Kaiser zur U21 des FC Basel. Zuletzt war der 19-Jährige Captain des Teams und kam in der Saison 2017/18 auf 13 Einsätze. Seit Februar ist der Innenverteidiger Teil des Kaders der ersten Mannschaft, stand zuletzt dreimal im Aufgebot (Manchester, Luzern, Lausanne) und unterzeichnete am Freitag seinen ersten Profivertrag, der bis Sommer 2020 gültig ist.
Der Gegner: entfesselt im Abstiegskampf
Es hat alles so wunderbar angefangen: Der FC Sion rangierte zu Saisonbeginn nach zwei 1:0-Siegen auf dem dritten Platz. Doch dann setzte der grosse Schrecken ein. Niederlagen wechselten sich ab mit ein paar Unentschieden. Die Walliser fielen zurück, bis Christian Constantin nach zwölf Runden genug hatte von Paolo Tramezzani, den er zuvor mit Lob überschüttet hatte wie kaum einen Trainer zuvor.
Constantin schenkte anschliessend Gabri das Vertrauen und entzog es ihm nach sechs Niederlagen in acht Spielen wieder. Sion war längst am Tabellenende angekommen, und es schlug die Stunde von Maurizio Jacobacci. Nach zwei Spielen als Interimstrainer in der Saison 2007/08 übernahm der Italiener den FC Sion zum zweiten Mal, diesmal von der U21 kommend.
Die Bilanz des 55-Jährigen lässt sich sehen: ein Unentschieden und zwei Siege in fünf Spielen. Zuletzt zeigte Jacobaccis Team gegen den FC Thun, dem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, eine entfesselte Leistung. Mit einem 7:2-Sieg ballerten die Walliser die Berner Oberländer aus dem Tourbillon.
Zum ersten Mal seit acht Runden haben die Walliser den letzten Platz abgegeben – an eben diesen FC Thun, der wegen des schlechteren Torverhältnisses auf dem Abstiegsplatz rangiert.