Der FC Dnipro ist aus seinem spanischen Trainingsexil zurück in der Ukraine, in Dnipropetrovsk wird am Donnerstag (19.00 Uhr, SRF2 live) das Stadion nahezu ausverkauft sein, und Verteidiger Vitaly Mandziuk verbreitet durchaus so etwas wie ungebrochenen Ehrgeiz.
Schwer zu nagen hat der FC Dnipro Dnipropetrovsk an der 0:2-Niederlage in Basel. Das Hinspiel in den Sechzehntelfinals der Europa League hatten sich die ambitionierten Ukrainer anders vorgestellt. Nachdem sie souverän durch die Gruppenphase marschiert waren und die meisten Tore aller Teilnehmer erzielt hatten, irritierte der torlose Auftritt in der Schweiz.
Ruslan Rotan, der Captain des Teams, sagt, dass das Ergebnis das Niveau beider Mannschaften nicht widerspiegelt, und: «Wir haben eine zweite Gelegenheit zu zeigen, dass wir das bessere Team sind.» In den Zeitungen herrschte der Tenor: «Schade, dass wir keinen Valentin Stocker haben.»
So wie Philipp Degen dem FC Basel aufgrund einer Gelb-Sperre im Rückspiel fehlt, muss auch der FC Dnipro am Donnerstag einen Spieler ersetzen. Ondrej Mazuch, ein knapp 24-jähriger tschechischer Nationalspieler, wird ebenfalls mit einer Gelb-Sperre zuschauen. Mazuch gehörte im Saisonverlauf zu den wenigen Akteuren, auf die Dnipro-Trainer Juande Ramos so gut wie nie verzichtet hat. Michael Odibe, gelegentlich in der Innenverteidigung eingesetzt, wurde in der Winterpause ausgeliehen. So könnte es durchaus sein, dass der frisch verpflichtete Brasilianer Douglas gegen den FCB debütiert.
Fraglich ist ausserdem der Einsatz des leicht angeschlagenen Yevhen Konoplyanka, der beim FC Dnipro einer der auffälligsten Akteure des Hinspiels war. (cok)
Seit Montagabend ist die Mannschaft zurück aus Spanien, wo sie seit Anfang Januar überwintert hat. Eine erste Trainingseinheit in der Heimatstadt hat das Team von Trainer Juande Ramos absolviert. Für den Matchtag sind leichte Minustemperaturen am Dnipr vorhergesagt, und mit Niederschlag in Form von Schnee muss gerechnet werden.
Stadion fast ausverkauft
Die für internationale Spiele rund 31’000 Plätze bietende Dnipro-Arena ist fast ausverkauft, und die Hoffnung bei den Gastgebern längst nicht begraben. Warum auch, denn es reicht ein Blick in die jüngere FCB-Geschichte auf internationaler Ebene, aus der Optimimus geschöpft werden kann: Mit einem 2:0-Vorsprung ging der FC Basel auch 2006 ins Viertelfinal-Rückspiel in Middlesborough, er führte in England sogar 1:0 und ging am Ende noch mit 1:4 unter.
«Es wird an uns liegen, ob wir die Basler knacken können», sagt Vitaly Mandziuk im Interview mit der TagesWoche. Der 27-jährige Verteidiger wurde fussballerisch bei Dinamo Kiew gross, hat 21 Länderspiele für die Ukraine bestritten und ist seit Januar 2010 Stammspieler beim FC Dnipro, für den die Achtelfinals der grösste Erfolg der jüngeren Geschichte wäre.
Über die verbliebene Hoffnung, die Partie noch zu drehen, gibt Mandziuk Auskunft.
Vitaly Mandzyuk, mit ein paar Tagen Abstand: Wie konnte es zu der empfindlichen Niederlage kommen?
Im Grunde haben wir so gespielt wie immer. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert, und Basel hat uns wenig Probleme bereitet. Aber es gab ein paar Situationen, in denen wir nicht konzentriert waren, so wie beim ersten Gegentor. Wir hatten die Szenen eigentlich schon geklärt, aber anschliessend fehlte die Zuordnung. Dann gab es den exzellenten Moment von Roman Zozulya, dessen Ball der Torhüter pariert.
Und was war nach dem Seitenwechsel los?
Mit dem einsetzenden Schneefall war es schwierig für uns, etwas Vernünftiges zu kreieren. Im Grossen und Ganzen hatte das in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel mit Fussball zu tun.
Jedenfalls hat der FC Basel sich besser auf die äusseren Umstände eingestellt.
Das 1:0 hat ihnen in die Hände gespielt und sie standen hinten gut. Wir mussten uns etwas ausdenken, aber das war auf diesem vom Schnee bedeckten Feld schwierig. Es war abzusehen, dass ein weiteres Tor nur aus einem Standard heraus fallen würde – und das haben die Schweizer gemacht.
Nach den zum Teil brillanten Auftritten im Herbst, nach den guten Ergebnissen in der Vorbereitung – warum konnte die Mannschaft in Basel nicht ihre Möglichkeiten ausschöpfen?
Das sehe ich gar nicht so. Die Ergebnisse im Trainingslager in Spanien haben uns Selbstvertrauen gegeben, aber sie waren nicht der Grund dafür, uns in irgendeiner Sicherheit zu wiegen. Das Spiel in Basel war in vielerlei Hinsicht fehlerhaft. Aber es gibt ja noch das Rückspiel, und es ist möglich, dieses Ergebnis zu korrigieren.
Mussten Sie schon einmal in einem Rückspiel zwei Tore aufholen?
Nein, und deshalb wird das zum wichtigsten Spiel meiner Karriere.
Nach dem Spiel in Basel gab es einige Fans, die eine interessante Meinung vertreten haben: Die Hauptsache im Rückspiel sei, dass die Mannschaften ihren guten Fussball zeigt – damit sei man schon zufrieden. Und wenn das funktioniert, könne es vielleicht auch zum Weiterkommen reichen. Was sagen Sie dazu?
Ich stimme dem überhaupt nicht zu. Im Fussball zählt in erster Linie das Resultat. Es geht nicht um Schönheit, zumal wir nicht wissen, welche Witterungsverhältnisse herrschen. Ich schätze, die Basler werden – mit zwei Toren Vorsprung – defensiv spielen. Es wird eine zähflüssige Angelegenheit werden, darauf läuft es heraus. Es wird an uns liegen, wie wir die Basler knacken können – und dabei werden uns unsere Fans helfen.