Das Zittern hat sich gelohnt – der FCB zieht in die Achtelfinals ein

Der FC Basel übersteht eine furiose Endphase an der Anfield Road gegen den FC Liverpool und qualifiziert sich mit einem 1:1 für den Achtelfinal der Champions League. Fabian Frei erzielt vor der Pause mit einem herrlichen Schuss das 1:0, Steven Gerrard gleicht in der 81. Minute per Freistoss aus in einer weiteren geschichtsträchtigen Nacht für den FCB im Europacup.

Mit links Liverpool erledigt: Fabian Frei (rechts daneben Shkelzen Gashi) stösst mit seinem Treffer an der Anfield Road das Tor zum Achtelfinal auf. (Bild: Daniela Frutiger/Freshfocus)

Der FC Basel übersteht eine furiose Endphase an der Anfield Road gegen den FC Liverpool und qualifiziert sich mit einem 1:1 für den Achtelfinal der Champions League. Fabian Frei erzielt vor der Pause mit einem herrlichen Schuss das 1:0, Steven Gerrard gleicht in der 81. Minute per Freistoss aus in einer weiteren geschichtsträchtigen Nacht für den FCB im Europacup.

Am Ende hing alles noch einmal an einem dünnen Faden. Ein einziger Ball, ein abgefälschtes Ding, wie jenes von Shkelzen Gashi, als Tomas Vaclik gegen seinen Lauf und auf der Linie die Kugel blockieren konnte, eine Szene bloss hätte gereicht, und der FC Basel hätte sich um seinen verdienten Lohn gebracht gesehen. Und das wäre nicht in Ordnung gewesen, nach einem eine Stunde lang sehr imponierenden Auftritt an der Anfield Road.

Die möglichen Gegner in den Achtelfinals (siehe unten)

Es blieb aber beim 1:1-Unentschieden, das Resultat, das dem FCB zu einem weiteren grossen, phänomenalen Erfolg in seiner europäischen Geschichte gefehlt hatte. Er schliesst Pole B dieser Champions-League-Gruppenphase auf Platz 2 ab, hinter dem makellosen Real Madrid, das gegen Razgrad beim 4:0 seinen sechsten Sieg einfuhr.

Auslosung am 15. Dezember

Die Achtelfinals, die am 15. Dezember ausgelost werden, das ist es gewesen, was vor ein paar Monaten in den kühnsten Basler Träumen fantasiert worden war. Und diese Hoffnung hatte Nahrung erhalten, als der FCB im Heimspiel diesen Liverpool FC 1:0 geschlagen hatte. Und die Engländer dabei einen alles andere als unwiderstehlichen Eindruck hinterlassen hatten.

Mit der nackten Rechnung, dass ein Remis an der Anfield Road reichen würde, reiste der FCB auf die Insel. Und mit der Gewissheit, sich in den vergangenen Wochen unter Trainer Paulo Sousa jene Stilsicherheit und Stabilität erarbeitet zu haben, mit der man dieser jungen Mannschaft, die im vergangenen Sommer erneut und massiv umgebaut werden musste, einen weiteren grossen Coup durchaus zutraute.

Fabian Frei macht es mit links

So kam es wie vor zwölf Jahren, als der FCB bei der ersten Champions-League-Teilnahme an selber Stelle ebenfalls ein 1:1 erreicht hatte. Diesmal jedoch mit einem anderen Spielfilm. Der FCB dominierte fast eine Stunde lang, jedenfalls liess er mit  frappanter Abgeklärtheit erstaunlich wenig zu gegen ein allerdings auch reichlich einfallslos anrennendes Liverpool. Und nach vorne entwickelten die in Weiss gekleideten Rotblauen ihr eigenes Spiel mit grosser Selbstverständlichkeit, reif und couragiert.



Basel's Fabian Frei, left, follows through after scoring the opening goal during the Champions League Group B soccer match between Liverpool and FC Basel at Anfield Stadium in Liverpool, England, Tuesday, Dec. 9, 2014. (AP Photo/Jon Super)

Der Schuss ins Glück: Fabian Freis Führungstor in der 25. Minute stösst dem FCB das Tor zum Achtelfinal weit auf. (Bild: Keystone/Jon Super)

Die Engländer verzeichneten lange keine hochkarätige Chance, auf der anderen Seite schlossen die Basler einen von zahlreichen guten Gegenstössen in der 25. Minute grandios ab. Mohamed Elneny lancierte mit einem Ball in die Tiefe Fabian Frei, der spielte Doppelpass mit Luca Zuffi und traf mit einem trockenen, platzierten Flachschuss von der Strafraumgrenze. Mit links notabene, dem eigentlich schwächeren Fuss von Frei.

Der Platzverweis und der Mut der Verzweiflung

Dass der FCB noch einmal in Not geriet, war einem typischen Effekt des Fussballs geschuldet: Nach einer Stunde sah der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Lazar Markovic die rote Karte. Der Serbe langte Behrang Safari mit erkennbarer Absicht ins Gesicht, touchierte den Schweden mit den Fingerspitzen auf Augenhöhe – und der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers schickte Markovic vom Platz.

Das löste bei den Engländern noch einmal so etwas wie den Mut der Verzweiflung aus. Erst war es Vaclik, der in extremis Steven Gerrard stoppte. Eine Szene, in der die Gastgeber Elfmeter forderten, in der Vaclik aber mit der rechten Hand den Ball berührt hatte (71. Minute).

Altmeister Gerrard trifft per Freistoss

Zehn Minuten später musste sich der Tscheche im FCB-Tor dem Oldie in den Reihen der Liverpooler aber doch noch geschlagen geben: Gerrard zwirbelte in seiner unnachahmlichen Art einen Freistoss rechts versetzt an der Strafraumgrenze über die Mauer in den Torwinkel.



FC Basel's coach Paulo Sousa (L) celebrates his team's first goal during their Champions League Group B soccer match against Liverpool at Anfield in Liverpool, northern England, December 9, 2014. REUTERS/Phil Noble (BRITAIN - Tags: SOCCER SPORT)

Der Triumph des Trainers: Paulo Sousa, rechts daneben Assistent Nacho Torreno. (Bild: Reuters/PHIL NOBLE)

Der Rest, inklusive der vierminütigen Nachspielzeit, war grosses Zittern. Nicht, dass Liverpool nun strukturierter angegriffen hätte, aber noch einmal mit grosser Leidenschaft. Mit ebensolcher verteidigte der FCB jedoch seine Haut, er vergab Konterchancen wie jene von Breel Embolo, der für Marco Streller eingewechselt wurde, und er musste Kopf und Kragen riskieren, so wie Vaclik und Fabian Schär, die bei einer Rettungsaktion gegen Raheem Sterling zusammenrasselten.

Schär wird dem FCB im Achtelfinal-Hinspiel fehlen. Er sah die einzige gelbe Karte gegen den FCB, und weil es die dritte im Wettbewerb war, muss er eine Partie aussetzen.

Dieser FCB verblüfft immer wieder aufs Neue

Das wird der FC Basel verschmerzen in einer weiteren grossen, magischen Europacup-Nacht, in der er von ungefähr 2500 mitgereisten Fans an der Anfield Road erst lautstark unterstützt und dann gefeiert wurde. Nach 2002 (Zwischenrunde) und dem legendären 3:3 gegen Liverpool, nach 2011 und dem dem Triumph über Manchester United, übersteht der FCB zum dritten Mal die Gruppenphase, steht er zum zweiten Mal unter den besten 16 Mannschaften der Königsklasse.

Und wieder einmal behielt er die Oberhand über ein englisches Team. Sich gegen Manchester United, Tottenham Hotspur, Chelsea und nun gegen Liverpool durchgesetzt zu haben, festigt die Position des FCB im europäischen Kontext, wo er sich inzwischen unter den Top 20 festgebissen hat.

Fakten zum Spiel Liverpool–FCB 1:1
  Liverpool FCB
Ballbesitz (total) 58% 42%
Ballbesitz Halbzeit 56% 44%
Angriffe 41 31
Schüsse 16 17
Schüsse aufs Tor 5 4
Aluminiumtreffer 0 0
Eckbälle 4 4
Abseits 2 2
Fouls 12 16
Gelbe Karten 3 1
Rote Karten 1 0
Pässe 508 302
angekommene Pässe 407 216
Passquote 80% 70%
gelaufene Meter (Team) 118’810 125’086

Schon gegen Real Madrid hatte Basel im Heimspiel (0:1) einem Grossen, wenn nicht dem momentan Grössten des Weltfussballs die Stirn geboten, nun hat der FC Basel zumindest einen weiteren grossen Namen hinter sich gelassen. Einen Liverpool FC, gegen den der FCB in drei der vier gespielten Halbzeiten die bessere Mannschaft war.

Immer wieder auf Neue schaftt es dieser FC Basel, seine Fans und die Beobachter zu verblüffen.

Die möglichen Gegner in den Achtelfinals

Und wie die nächste Herausforderung heisst, erfährt der FCB am kommenden Montag, 15. Dezember, bei der Auslosung in Nyon (12.00 Uhr). Als Gruppenzweiter, der das Hinspiel daheim austrägt, wird er einen der Gruppensieger mit Ausnahme von Real Madrid zugeteilt bekommen. Es sind einige der üblichen Verdächtigen in dieser Verlosung, Bayern München und Borussia Dortmund aus der Bundesliga, mit Chelsea ein alter Bekannter oder mit Atletico Madrid der Finalist des letzten Endspiels.

Paris St-Germain und Barcelona machen am Mittwoch noch einen weiteren Gruppensieger aus, dazu kommt der FC Porto und die AS Monaco, vielleicht die einzige Mannschaft, gegen die der FCB nicht klarer Aussenseiter sein wird, wenn die Achtelfinals am 17./18 Februar und 24./25. Februar (Hinspiele) sowie am 10./11. März und 17./18. März gespielt werden.

 

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