Der Deutsche David Will gewinnt die erste Springprüfung am CSI Basel und verpasst den zweiten Sieg nur knapp. Ein Einblick in das Leben des jungen Sportlers, der keine Zeit hat für den FC Bayern.
Diplomatisches Gespür hat er bereits, der David Will. Denn auf die Aussage des Pferdebesitzers Hans Brändlin angesprochen, dass er «einer der talentiertesten jungen Springreiter Deutschlands ist», antwortet der Geschmeichelte: «Das hört man gerne – aber man kann schlecht etwas dazu sagen.»
Am zweiten Tag des CSI Basel sprang der junge Deutsche in der Hauptprüfung um den Sieg mit, wurde aber im Stechen vor rund 4600 Zuschauern in der St.-Jakobs-Halle knapp von seinem Landsmann Marco Kutscher auf Cornet’s Cristallo geschlagen (alle Tagessieger siehe Kasten). Brändlin hatte sein Lob bereits vor dieser Prüfung ausgesprochen, wohl auch wegen des Sieges am Donnerstag, den Will auf dem 10-jährigen Wallach Pokerface nach Hause ritt.
Vom ehemaligen Bundestrainer zum Pferdewirt ausgebildet
«Es ist nicht der bedeutendste Sieg meiner Karriere », rückt Will das Ergebnis ins rechte Licht und spricht vor allem über seine Freude, «dass ich in Basel überhaupt starten darf». Dafür mitverantwortlich ist Dietmar Gugler, ehemaliger Bundestrainer der jungen deutschen Springreiter und Wills Chef auf dem Gestüt Prinzenberg.
Bei Gugler absolvierte der junge Bayer die dreijährige Lehre zum Pferdewirt mit Schwerpunkt Reiten. «Das ist ein ganz normaler Beruf in Deutschland», sagt Will. Gleiches gilt für die Schweiz, wo der Beruf «Spezialist der Pferdebranche» heisst.
Das Diplom ist zwar keine Voraussetzung für eine Springreiterkarriere, wie beispielsweise die Baselbieterin Janika Sprunger beweist. Für Will war es aber der Anfang seiner sportlichen Laufbahn, deren erster Höhepunkt 2013 der Sieg am Weltcupspringen von ’s-Hertogenbosch war.
Alles begann mit Don Cesar
Zur Lehrstelle auf dem Gestüt Prinzenberg kam er über Beziehungen: Seine Eltern, beide Reitlehrer, kennen aufgrund ihres Arbeitgebers den heutigen Chef ihres Sohnes. Beziehungen, dass weiss Will mittlerweile, sind entscheidend im Reitsport: «Man muss überall präsent sein und die Leute kennen, das ist ganz wichtig.» Die Beziehungen führten zur Lehrstelle, die Lehrstelle zur Karriere als Springreiter.
Verfügt ein junger Sportler nicht über ein derartiges Netz im Pferdesport, so muss er in aller Regel warten, bis ihn ein Pferdebesitzer entdeckt und ihm seine Tiere für die Turniere überlässt. Das Pferd, das Will die Tür zur Weltelite geöffnet hatte, ist Don Cesar, auf dem er 2012 mit der deutschen Mannschaft den Nationenpreis in Wellington, Florida, gewann.
Der feste Lohn – und die Zusätze
Will werden inzwischen Pferde überlassen, die es ihm erlauben, an den grossen Turnieren vorne mitzuspringen – der zweite Platz in der Freitagsprüfung des CSI Basel und der Sieg am Donnerstag sind die jüngsten Beweise dafür. Vom Sport lebt er allerdings nicht, die am Donnerstag für den ersten Platz erhaltenen 2000 Franken gehen an seinen Arbeitgeber.
«Ich habe einen festen Lohn», beschreibt der Bayer seine berufliche Situation auf dem Gestüt Prinzenberg. Neben der Ausbildung von Pferden gehört auch die Ausbildung junger Reiter zu Wills Aufgaben. Zusätzlich hält er gewisse Pferde zusammen mit seinem Chef, bildet sie mit aus – und ist schliesslich an deren Verkauf beteiligt.
Keine Zeit für den FC Bayern
Ein nächster möglicher Schritt in Wills Berufsleben wäre die Selbständigkeit, die der junge Pferdewirt jedoch nicht mit allen Mitteln anzustreben scheint: «Mich selbständig zu machen würde die Miete eines Stalls bedeuten. Oder der Kauf, falls ich das Geld dazu hätte.» Der Aufwand für das gesamte Management, die Organisation von Transporten, Unterkünfte und dergleichen wäre dem Jungreiter ausserdem zu gross. Dazu kommt, dass der Kauf von Pferden finanziell «ein gigantischer Kraftakt» wäre.
Will ist froh, dass er sich auf die Reiterei konzentrieren kann. Dafür reist er nach dem CSI Basel nach Florida weiter, wo zwei seiner Pferde bereits sind und die beiden in Basel springenden am Mittwoch hinfliegen werden.
«Jetlag», sagt Will, «spüren Pferde erfahrungsgemäss weniger stark als wir Menschen.» Doch die Reiserei hat auch noch andere Tücken für den Deutschen, denn die Zeit für seine Freundin ist knapp bemessen – an einem freien Wochenende den FC Bayern im Stadion zu besuchen: undenkbar.
Programm und Resultate aller Prüfungen
Übertragung der Prüfungen auf Clipmyhorse.tv
Freitag
Profis
Int. Springprüfung mit Stechen (1.55 m). CSI5*. Sieger: Marco Kutscher (GER) auf Cornet’s Cristallo
Int. Punktespringprüfung mit 2 Jokern (1.50 m). CSI5*. Sieger: Harrie Smolders (NED) auf Regina Z
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*. Sieger: Roger Yves Bost (FRA) auf Castle Forbes Cosma
Amateure
Int. Zwei-Phasen-Springprüfung (1.30 m). Siegerin: Roya Saberi (SUI) auf Landliebste
Int. Zwei-Phasen-Springprüfung (1.20 m). Siegerin: Johanne Hermann (SUI) auf Quisisana Z
Donnerstag
Profis
Die Goldene Trommel von Basel. Int. Springprüfung mit Stechen (1.55 m). CSI5*. Sieger: Gregory Wathelet (BEL) auf Conrad
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*. Sieger: Scott Brash (GBR) auf Bon Ami.
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.40 m). CSI5*. Sieger: David Will (GER) auf Pokerface.
Amateure
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.30 m). Siegerin: Audrey Geiser (SUI) auf Orlane de Courna.
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (Hindernishöhe: 1.20 m). Siegerin: Rahel Fuchs (SUI) auf Fighting Red.
Samstag
Amateure
08:15 Uhr: Int. Springprüfung mit Stechen (1.20 m)
11:00 Uhr: Int. Springprüfung mit Stechen (1.30 m)
14:30 Uhr: Int. Springprüfung mit Stechen (1.35 m)
Profis
16:30 Uhr: Profis. Int. Zeitspringprüfung (1.45 m). CSI5*
19:30 Uhr: Profis. Int. Springprüfung mit Stechen (1.50 m). CSI5*
Sonntag
Profis
10:00 Uhr: Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*
14:00 Uhr: Grand Prix. Int. Springprüfung mit 2 Umläufen (1.60 m). CSI5*