Unverhofft ist Deborah Büttel zurückgekehrt in die Laufszene – standesgemäss als Siegläuferin. Die 26-jährige Riehenerin nimmt nach Leidens- und Auszeit einen neuen, dosierten Anlauf.
Lange hat sie sich gedulden müssen. Doch jetzt ist sie wieder dort, wo sie sich so gerne hinbegibt, alles von sich fordert und so gerne den Erfolg auskostet. Deborah Büttel läuft wieder Wettkämpfe, läuft wieder mit Ambitionen – und gewinnt wieder. Ende März siegte sie am Birslauf, jetzt am GP Fricktal. Bei letzterem liess sie bereits eine ansehnliche Konkurrenz (Jutta Brod) hinter sich.
Die Siegläuferin Deborah Büttel hat es nicht mehr gegeben in den letzten beiden Jahren, und nicht nur das: Überhaupt gab’s von der Läuferin Deborah Büttel nichts mehr zu vernehmen. Grund dafür war das, was sie «eine komplizierte Geschichte» nennt. Nicht die diversen Rückschläge und Ermüdungsbrüche an Füssen, Waden, Schienbein meint sie damit in erster Linie, sondern Verhärtungen der Rückenmuskulatur aufgrund einer Fehlmanipulation bei einer Massage. Der Rücken spielte sodann nicht mehr mit. Laufen wurde unmöglich.
Nach diversen Behandlungen ohne Erfolg, brachte einzig Geduld und Zeit die erhoffte Besserung. In den letzten Monaten ging es wieder aufwärts, und erst jetzt kann sich die nunmehr 26-jährige Rechtsstudentin kurz vor dem Abschluss wieder dem zuwenden, bei dem sie so zahlreiche Erfolge hatte feiern können und das sie so gerne tut: Laufen. Zusammen mit Vater, Trainer und Coach Theo Büttel tastete sie sich langsam an ein geregeltes Training heran.
Marathon als Fernziel
Um eine neu definierte Zusammenarbeit zwischen Tochter und Vater scheint es sich zu handeln. Forscher tritt die Athletin nun auf. Die Verantwortung, so macht es den Anschein, übernimmt sie voll und ganz allein. Als sei sie erwachsen geworden und für ihr sportliches Tun und Handeln nun selber zuständig. «Ich habe mich wieder zurückgekämpft, bin auf einem ersten Level angelangt, will aber noch mehr», sagt sie. Längerfristig steckt sie ihren Horizont ab. «Der Marathon-Distanz möchte ich mich zuwenden, und dafür bin ich noch immer jung.»
Man erinnert sich, dass Deborah Büttel ihre Erfolge im Nachwuchsalter feierte. Siegläuferin war sie da, als Talent, Überfliegerin gepriesen und gepflegt. Übrig geblieben neben den zahlreichen Trophäen, Medaillen und Auslandeinsätzen ist auch ein Eintrag in den Rekordbüchern: Die 34:09-Minuten über 10’000 Meter aus dem Jahr 2004 gelten nach wie vor als Schweizer U20-Rekord.
Kritischer Blick auf die Vergangenheit
Jener Zeit aber erinnern sich die Büttels mit unterschiedlichen Gefühlen. Die Serie von Verletzungen ist das eine. Mit dem heutigen Wissen sagt Theo Büttel selbstkritisch: «Wir begannen viele Fehler damals.» Zu hart, zu einseitig trainierte das Vater/Tochter-Duo. Der Regeneration schenkten sie zu wenig Beachtung. Daraus haben sie gelernt. Nur noch bis zu 80 statt wie früher 150 Kilometer läuft Deborah Büttel in einer Woche. Schnelle Einheiten sind zwei vorgesehen. Von den rund 20 Wochentrainingsstunden erfolgen viele auf dem Velo. Und neu im Vergleich zu früher folgt sie einer Trainingsperiodisierung.
«Gesund bleiben und gesund laufen», stellen Tochter und Vater ins Zentrum. Das schmerzliche Zurückbuchstabieren in der Vergangenheit möchten sie nun vermeiden. Ein Anfang, der sich sehen lässt, ist gemacht. Bei ihrem Sieg am GP Fricktal realisierte sie mit 58:33-Minuten einen respektablen Steckenrekord für die anspruchsvollen 10 Meilen (16,1 km). «Ich vertraute einzig auf das Laufgefühl, lief plötzlich an die Spitze und konnte die bestens ausgewiesene Jutta Brod hinter mir lassen.» Entsprechend glücklich präsentierte sich Deborah Büttel. Als «beste Motivation für die nächsten Schritte» will sie dieses Resultat nutzen.