Défago erobert die Stelvio

Didier Défago als Sieger und Patrick Küng als Zweiter sorgen für einen Schweizer Triumph bei der Weltcup-Abfahrt in Bormio. Es ist der erste Schweizer Weltcup-Sieg überhaupt auf der berüchtigten Pista Stelvio.

Kaum zu fassen: Didier Défago im Ziel von Bormio. Seine Bestzeit hielt, bis der letzte Fahrer unten war. (Bild: Keystone)

Didier Défago als Sieger und Patrick Küng als Zweiter sorgen für einen Schweizer Triumph bei der Weltcup-Abfahrt in Bormio. Es ist der erste Schweizer Weltcup-Sieg überhaupt auf der berüchtigten Pista Stelvio.

Bei bedecktem Himmel, aber gleichbleibenden Bedingungen für alle Fahrer gelang Didier Défago eine nahezu perfekte Fahrt auf der Stelvio, die als eine der anspruchsvollsten Strecken im Weltcup gilt. In Kitzbühel hatte Défago vor knapp zwei Jahre das letzte Mal in einer Abfahrt triumphiert, Bormio ist nun sein Abfahrtssieg Nummer 3.

Défago hatten nicht viele auf dem Zettel gehabt. Nicht einmal Défago selbst. «Ich dachte nicht, dass ich schon so weit bin, sagte der 34-jährige Walliser, als in Bormio noch die Fahrer mit den ganz hohen Startnummern unterwegs waren. In seiner Comeback-Saison nach einem Kreuzbandriss im September 2010 diese Abfahrt zu gewinnen, bezeichnete Defago in seiner typischen, bescheidenen Art erst als «kleine Überraschung», um nach etwas Nachdenken selbst zum Schluss zu kommen: «Es ist sensationell.»

26 Jahre nach Pirmin Zurbriggen

Sein Speedteam-Kollege Patrick Küng, der zu den Trainingsschnellsten gehört hatte, wurde 0,29 Sekunden hinter Défago Zweite und bestätigte seine ausgzeichnete Form. Dritter wurde der Österreicher Klaus Kröll (0,42 zurück), der am Mittwoch noch das letzte Training dominiert hatte. Défago sorgte mit seinem Coup auch dafür, dass die Schweizer in Bormio im 21. Anlauf endlich auch den ersten Sieg im Weltcup feiern konnten. Einzig an der WM 1985, als Pirmin Zurbriggen Abfahrts-Gold gewann, hatte sich auf der Piste Stelvio ein Schweizer durchsetzen können.

Als Défago – im Dezember 2009 in Bormio schon einmal Zweiter (hinter dem Slowenen Andrej Jerman) – mit der Startnummer 11 ins Ziel kam, leuchtete auf der Anzeigetafel die «1» auf. Der 34-jährige Walliser hatte die Zeiten der vor ihm gestarteten Fahrer gleich um eine Sekunde und mehr unterboten. «Mit jedem Rennen ging es in diesem Winter besser. Hoffentlich bleibt das so. Ich danke allen, die mich bei meinem Comeback unterstützt haben», sagte Défago im Moment des Triumphs.

Küngs bestes Karriereresultat

Dem Abfahrts-Olympiasieger am nächsten kam Patrick Küng, dem sein bestes Karriereresultat gelang. «Ich konnte das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte», sagte der 27-jährige Glarner, «ich hätte gerne gewonnen, doch diesen zweiten Platz auf dieser schwierigen Piste nehme ich gerne.» Seinen zuvor einzigen Podestplatz hatte er im März 2010 in Garmisch-Partenkirchen errungen (3. Platz). Vor Weihnachten in Val Gardena war Küng zum Zeitpunkt des (umstrittenen) Abbruchs wegen des Wetters ebenfalls Dritter gewesen.

Didier Cuche war drittbester Schweizer zum Jahresende. Der 37-jährige Neuenburger, der 2006 in Bormio den Sieg nur um einen Hundertstel verpasst hatte, wurde mit 1,16 Sekunden Rückstand Achter. Weiter nicht auf Touren kommt auch Silvan Zurbriggen (15.). Der Vorjahresweite von Bormio büsste fast zwei Sekunden auf seinen Walliser Kantonskollegen Défago ein und war ein wenig ratlos: «Das war keine schlechte Fahrt. Aber ich bin fast zu lieb gefahren.» Zurbriggen konnte sich in dieser Saison noch nie besser als im 14. Rang klassieren.

Möglichst schnell abhaken muss Beat Feuz sein Debüt auf der Piste Stelvio, die zu den schwierigsten im Weltcup gehört. Der 24-jährige Emmentaler, der nach den 2. Plätzen in Lake Louise und Beaver Creek als Leader des Abfahrts-Weltcups nach Italien gereist war, verkantete schon nach wenigen Fahrsekunden nach einem Sprung, stürzte, blieb aber unverletzt.

Die Ergebnisse von Bormio und den Stand im Weltcup gibt es hier.

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