Dem FC Basel winkt das sanfte Scheitern

Der Schweizer Meister hat nach dem 0:0 in Sofia zwei Wochen Zeit, sich auf das wahrscheinliche Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft vorzubereiten. Für die Basler eine beinahe angenehme Situation – wenn sie sich nur nicht mit schlaflosen Nächten und unzufriedenen Fans auseinandersetzen müssten.

Basel's Marek Suchy, left, and Matias Delgado, right, thank the fans after an UEFA Champions League Group stage Group A matchday 5 soccer match between Bulgaria's PFC Ludogorets Razgrad and Switzerland's FC Basel 1893 in the Natsionalen Stadion Vasil Levski in Sofia, Bulgaria, on Wednesday, November 23, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der Schweizer Meister hat nach dem 0:0 in Sofia zwei Wochen Zeit, sich auf das wahrscheinliche Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft vorzubereiten. Für die Basler eine beinahe angenehme Situation – wenn sie sich nur nicht mit schlaflosen Nächten und unzufriedenen Fans auseinandersetzen müssten.

Birkir Bjarnason, der in jedem beliebigen Männermagazin Eingang fände, hat sich die Krawatte nur noch um den Nacken geworfen. Ungebunden sein Schlips, wortlos seine Passage in der Interviewzone. Grusslos. Den einzigen Wunsch im Kopf: so schnell wie möglich in den Bus zu kommen, während Taulant Xhaka stehen bleibt und die Schweisstropfen von seiner Stirn wischt.

Entweder macht dem Mittelfeldspieler die Hitze zu schaffen in diesem Zelt, das vor dem Stadion sowjetischer Baukunst zur Begegnungszone von Presse und Fussballern aufgestellt wurde. Oder es sind die kritischen Fragen nach dem 0:0 des FC Basel in der Champions League gegen Ludogorets Razgrad. Diese kritischen Fragen, die nicht nur von den Journalisten an den FCB herangetragen werden, sondern auch innerhalb des Vereins zu reden geben werden.

Die Basler sind in zwei Partien gegen den bulgarischen Meister von überschaubarer Qualität nicht über zwei Unentschieden hinausgekommen. Sie haben dabei auswärts keinen Treffer erzielt und zu Hause ein Gegentor kassiert – was ihnen im wahrscheinlichsten aller Fälle teuer zu stehen kommt.

«Ausser in London waren wir immer am Gegner dran. Aber wir stehen mit zwei Punkten da. Das stimmt einfach nicht, es entspricht nicht dem Gezeigten.»
Trainer Urs Fischer

«Selbst ein 1:1 wäre hervorragend gewesen», weiss Präsident Bernhard Heusler. Nach der torlosen Partie muss der FCB in der letzten Runde punkten. Gegen das im Hinspiel unfehlbare Arsenal. Sonst verpasst er das Ziel, im Frühjahr 2017 international zu spielen.

Elyounoussi hat kaum geschlafen

Stunden später sitzt Bjarnasons Krawatte, und die Frisur auch, die blonden Haare in einen kleinen Knoten zusammengedreht. Der Gesichtsausdruck des am Vorabend blassen Isländers ist noch immer der gleiche, wie er am Flughafen auf den Rückflug in die Schweiz wartet, wo den FCB in den kommenden Tagen die schwierigen Auswärtsspiele gegen Sion und die Young Boys erwarten.



Basel's Marc Janko applauds Basel's fans after drawing with Ludogorets during the Champions League group A soccer match between Ludogorets and FC Basel 1893, at Vassil Levski stadium in Sofia, Bulgaria, Wednesday, Nov. 23, 2016. (AP Photo/Valentina Petrova)

Applaus für die mitgereisten und aufgebrachten Fans – Marc Janko im Nebel der kühlen Nacht in Sofia. (Bild: Keystone/VALENTINA PETROVA)

Stunden nach Abpfiff ist die Enttäuschung gross. Beispielsweise bei Mohamed Elyounoussi, der die grösste Basler Möglichkeit ausliess: «Ich hatte eine schlechte Nacht, ohne viel Schlaf. Wenn ich mir die Szene nochmals anschaue, dann mache ich mir auch Gedanken.»

Der FCB kann noch einen Traum verkaufen

Der FCB traf im fünften Spiel zum dritten Mal nicht. Einige der Basler Zuschauer verschafften ihrer Unzufriedenheit Luft und entliessen die verdutzten Spieler mit unliebsamen Worten in die bulgarische Nacht. «Ich verstehe die Fans», sagt Urs Fischer, «aber ich muss das Ganze ohne Emotionen betrachten.»

Für den Trainer ist der Plan «zu 100 Prozent aufgegangen», nur das Resultat stimme nicht. «Das passt zu dieser Kampagne. Und neun von zehn Schüssen wie bei Elyounoussis Chance hält der Torhüter nicht. Auch das passt zu dieser Kampagne. Ausser in London waren wir immer am Gegner dran. Aber wir stehen mit zwei Punkten da. Das entspricht einfach nicht dem Gezeigten.»



23.11.2016; Sofia; Fussball Champions League - Gruppenspiele ; PFC Ludogorez Razgrad - FC Basel; Luca Zuffi (Basel) (Daniela Frutiger/freshfocus)

Die Momente des Realisierens – Luca Zuffi und der FC Basel müssen gegen Arsenal punkten, um europäisch zu überwintern. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Mit dem torlosen Spiel haben die Basler zumindest «das Schlimmste abgewendet», sagt Bernhard Heusler. Der Präsident meint damit nicht nur das Wahren einer letzten Chance, sondern ist auch froh, «nicht erklären zu müssen, dass das Spiel gegen Arsenal eine Kehrauspartie wird. Es gibt Leute, die haben viel Geld für diese Affiche ausgegeben. Und wir wollen Träume verkaufen». Ein Freundschaftsspiel gegen die englische Spitzenmannschaft wäre keiner gewesen.

Basel ist in einer fast angenehmen Situation

Die Chance, doch noch in den Sechzehntelfinal der Europa League einzuziehen, ist klein. Denn Arsenal braucht Punkte, um die Gruppe A zu gewinnen und im Achtelfinal der Königsklasse einem Gruppensieger aus dem Weg zu gehen. Entsprechend wird Arsène Wengers Team im St.-Jakob-Park auftreten.

Der FCB hat zwei Wochen Zeit, sich auf das mögliche Ausscheiden vorzubereiten. Für die Vereinsleitung, für den Trainer und die Mannschaft hat sich die Ausgangslage damit verbessert: Denn mit einer Niederlage in Sofia das Ziel zu verfehlen, hätte unruhige Tage ausgelöst. Im letzten Spiel gegen Arsenal aus dem internationalen Geschäft auszuscheiden, wäre im Vergleich dazu ein sanftes Scheitern.

 

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