96 Stunden am Stück frei – das hat es für die Spieler von Manchester City lange nicht mehr gegeben. Nach dem 1:1 in der Premier League am Samstag schickte Pep Guardiola sein Personal in einen Kurz-Erholungsurlaub. «Sie können machen, was sie wollen», kündigte der Trainer an, «sie können in die Sonne reisen oder was auch immer tun – wichtig ist, dass wir uns mal nicht sehen.»
Wenn man sich das Programm des Manchester City FC in den letzten Monaten anschaut, ist es nachvollziehbar, dass Guardiola eine Pause für dringend nötig gehalten hat: «Für alle, nicht nur für die Spieler und den Trainerstab.» 39 Wettbewerbsspiele haben die Citizens seit dem Saisonstart am 12. August bestritten – zehn mehr als zum Beispiel der kommende Gegner in der Champions League, der FC Basel.
Allein zwischen dem 17. Dezember, dem Datum des letzten Basler Spiels im alten Jahr, und dem Wiederbeginn in der Schweizer Super League am vergangenen Wochenende, hat Manchester City zwölf Pflichtpartien bestritten. Sechs Englische Wochen haben sie seither aneinandergereiht, unterbrochen nur von Kalenderwoche 3, in der kein Wochentagsspiel angesetzt war.
Nicht genügend fitte Ersatzspieler
Das dichte Programm hat seine Spuren hinterlassen, selbst in einem numerisch eigentlich üppig besetzten Kader wie dem der Citizens. 28 Spieler hat Guardiola im Laufe dieser Spielzeit eingesetzt, doch vorigen Samstag in Burnley blieb sogar ein Platz auf der Ersatzbank unbesetzt. Mittelfeldspieler David Silva und Innenverteidiger John Stones fielen zusätzlich kurzfristig aus. Ausserdem gibt es Spieler, die längerfristig ausfallen, wie der französische Abwehrspieler Benjamin Mendy, der sich im September einer Knieoperation unterziehen musste.
Oder Leroy Sané. Der deutsche Nationalspieler zog sich im FA-Cup beim Spiel in Cardiff nach einem rüden Foul eine Sprunggelenkverletzung zu, die ihn für mehrere Wochen ausser Gefecht setzt – inklusive der beiden Achtelfinalpartien gegen den FCB, erst am kommenden Dienstag in Basel und dann am 7. März in Manchester.
De Bruyne: dauerbeansprucht, aber gut dotiert
Kevin De Bruyne, ein Superstar unter vielen Perlen im edlen Portfolio der Geldgeber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, hat am Wochenende geklagt über die Dauerbeanspruchung. «Du fühlst dich gut für zehn Spiele, dann fühlst du dich okay für zehn Spiele und den Rest fühlst du dich wie Scheisse», liess sich der Belgier nach dem 1:1 gegen Burnley vom «Guardian» zitieren.
De Bruyne ist der am häufigsten eingesetzte Feldspieler der Citizens. In 36 der 39 Spiele stand er auf dem Feld und sammelte dabei auch mit 2975 die meisten Einsatzminuten. Seit seinem Wechsel für die damalige Clubrekord-Transfersumme von umgerechnet 72 Millionen Franken von Wolfsburg in den englischen Nordwesten hat De Bruyne in 127 Spielen 34 Tore erzielt und 52 weitere vorbereitet.
In Guardiolas Konzept nimmt der 26-Jährige eine Schlüsselrolle ein. Er spielt eine brillante Saison, führt mit dem Team die Premier League zwölf Spieltage vor Schluss mit 13 Punkten Vorsprung vor dem Lokalrivalen Manchester United – gefühlt uneinholbar – an. In der Champions League ist City auf Kurs, ebenso im FA-Cup, und im Liga-Cup-Finale kann am 25. Februar gegen Arsenal der erste von vier möglichen Titeln eingefahren werden.
De Bruynes Beitrag haben die Klubbesitzer nun dazu veranlasst, den bis 2021 datierten Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre zu verlängern, angeblich mit einer Verdoppelung der wöchentlichen Bezüge auf rund 250’000 Euro – der Währung, die sich De Bruyne aufgrund der unabsehbaren Folgen des Brexits offenbar ausbedungen hat. Angeblich sieht das neue Vertragswerk ausserdem vor, dass De Bruyne im Fall des Champions-League-Gewinns und der Auszeichnung zum Weltfussballer 22 Millionen Euro Jahresentlohnung einstreichen kann.
«Die Müdigkeit macht es uns schwerer»
Mit grundsätzlicher Kritik am dichten Takt im Spielplan hält De Bruyne deshalb nicht zurück, erklärt jedoch auch fatalistisch: «Uns stehen derzeit nur 15 oder 16 Spieler zur Verfügung, also müssen wir da durch. Wir haben einfach nicht genug Spieler übrig. Das sorgt dafür, dass wir uns ein bisschen müde fühlen, was es schwerer macht.»
56. OOOOOHHH! Almost a second golazo from @2DaniLuiz but this time Pope is positioned to tip over another brilliant effort from the Brazilian!0-1 #bfcvcity#mancitypic.twitter.com/0QZZnciD5o— Manchester City (@ManCity) 3. Februar 2018
Es ist auch kein Wunder, kostet der Guardiola-Spielstil und dessen Konzept, meistens an denselben Spielern in der Startelf festzuhalten, einiges an mentaler wie physischer Kraft. Erst unlängst legte das Cies Football Observatory in Neuchâtel eine Statistik vor, nach der Manchester City die meisten exakten Pässe spielt. Verglichen wurden die Mannschaften aus 31 europäischen Nationen und ihre heimischen Ligaspiele.
Während ManCity diesen Vergleich mit 685 Pässen anführt, rangiert der FC Basel mit durchschnittlich 427 angekommenen Pässen auf Platz 93.
Bestplatziertes Schweizer Team ist übrigens der FC Sion (mit 444 Pässen auf Rang 74), was aufgrund der Tabellensituation der Walliser den Rückschluss zulässt, dass Passgenauigkeit von Vorteil ist, aber nicht das ausschlaggebende Kriterium für erfolgreichen Fussball sein muss.
Für den FCB gilt: Keine falschen Schlüsse
Aus Basler Perspektive sollte man jedenfalls aus dem Müdigkeitsempfinden des Kevin De Bruyne keine falschen Schlüsse für die beiden Champions-League-Begegnungen ziehen. Auch wenn die jüngsten Vorträge nicht mehr so leichtfüssig wirkten, wird die Mannschaft allenthalben abgefeiert.
Und nach dem 1:1 in Burnley am Samstag – dem dritten Remis nebst der einzigen Saisonniederlage (in Liverpool) – merkte Pep Guardiola an: «Kann sein, dass die Leute es nicht gemerkt haben, aber wir haben hervorragend gespielt. Wir haben es nur verpasst, mehr Tore zu erzielen.»
Manchester City spielt am Samstag in der 27. Premier-League-Runde gegen Leicester City; der FC Basel gleichentags in der 21. Super-League-Runde beim FC Thun. Am Dienstag folgt dann das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League im St.-Jakob-Park.