Erst hält Fabian Frei die Abwehr zusammen, dann wechselt er in die Offensive und entscheidet zum Auftakt des Fussballjahres die Partie in Lausanne mit seinem Kopfballtreffer. Beim 3:1-Auswärtssieg des FC Basel trifft nach einem Eigentor zur Pausenführung ausserdem Philipp Degen in der Nachspielzeit.
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Fabian Frei wundert sich einfach über gar nichts mehr. Nicht darüber, dass er aus der Not heraus zum Innenverteidiger und somit zur Meisterschaftsfortsetzung in Lausanne mal wieder auf einer neuen Position beim FCB aufgeboten wurde.
gegen Le Mont
Das erste Heimspiel des Jahres trägt der FCB am Mittwoch, 19.30 Uhr, aus: Im Cup-Viertelfinal ist der FC Le Mont im St.-Jakob-Park zu Gast, nachdem der Erstligist sein Heimrecht aufgrund der unsicheren Platzverhältnisse hoch über Lausanne an den FCB abgetreten hat. Nur drei Tage später kommt es in Basel dann zum Spitzenkampf gegen YB (Samstag, 19.45 Uhr).
Er wunderte sich dagegen sehr darüber, dass Schiedsrichter Alain Bieri in der 51. Minute nicht auf Abseits entschied. Marek Suchy geriet dadurch in Verlegenheit. Der Tscheche, von Spartak Moskau ausgeliehen und erst am Donnerstag in Basel vorgestellt, wurde von Pascal Feindouno düpiert und musste mit ansehen, wie der mit feinem Schuss ins weite Eck zum Ausgleich traf.
Auch nach einer kleinen Regelauslegungsdebatte mit Bieri nach dem Schlusspfiff leuchtete Fabian Frei noch immer nicht wirklich ein, warum zwei Lausanner Spieler vom Unparteiischen nicht in strafbarer Abseitsposition bewertet wurden – aber da war das Thema längst nicht mehr das 1:1, sondern das Basler Tor zum 1:2.
Yakin erklärt einen komischen Wechsel
Das erzielte Fabian Frei mit einem gewonnenen Kopfballduell gegen hochgewachsene Gegenspieler und auf eine Flanke, die Kay Voser aus dem Bilderbuch des Flügelspiels hervorgezaubert hatte. Da lief die 68. Minute und Frei war erst wenige Augenblicke zuvor in die Offensive beordert worden.
Murat Yakin hatte in der 65. Minute einen Wechsel vorgenommen, den der FCB-Trainer hinterher selbst als erklärungsbedürftig betrachtete: Für den offensiven, enttäuschend spielenden David Degen brachte er Innenverteidiger Gaston Sauro: «Das hat vielleicht komisch ausgesehen», räumte Yakin ein, doch der Zweck war klar: Fabian Frei rückte stattdessen als hängende Spitze von ganz hinten nach fast ganz vorne.
Murat Yakin: «Fabian Frei ist ein Ausnahmespieler, den ich sehr gerne in meiner Mannschaft habe.»
Mit durchschlagendem Erfolg: Sein erst zweiter Treffer in dieser Super-League-Saison kehrte die Partie wieder in die vom Tabellenführer gewünschte Richtung. Und Frei legte ein weiteres Zeugnis seiner ungeheueren Flexibilität ab.
«Er ist ein Ausnahmefussballer», war Yakin denn auch – nicht zum ersten Mal – voll des Lobes für den 25-Jährigen, «ein Spieler, den ich sehr gerne in meiner Mannschaft habe.» Geplant war der Rollentausch nicht, zumal der FCB schon genug Umstellungen hatte vornehmen müssen zum Start in die zweite Saisonhälfte. Ohne sechs Spieler musste der Trainer disponieren, da Marco Streller und Arlind Ajeti gesperrt waren und Marcelo Diaz, Valentin Stocker, Fabian Schär sowie Ivan Ivanov verletzt ausfielen.
Delgados aufsteigende Formkurve
Nach einem wilden Start der Lausanner, die weit abgeschlagen am Tabellenende noch von einer Aufholjagd träumen, bekam der FCB die Partie in den Griff und schien die vielen Ausfälle kompensieren zu können. Schon der erste vernünftige Angriff führte in der zehnten Minuten zum 0:1, weil Miha Mevlja einen scharfen Rückpass von Giovanni Sio mit Verve ins eigene Tor bugsierte.
Fazit: 3 Punkte. Alles andere ist Beilage. #fcbasel #rotblaulive
— Mr. Oli (@OliZesiger) 2. Februar 2014
Hinten stand Fabian Frei gut und neben ihm deutete Marek Suchy an, dass er ein guter Innenverteidiger sein wird. Seine erste Aktion war ein Foul, danach zeigte er sich robust und zupackend im Zweikampf, demonstrierte er ein gutes Kopfballspiel, und er verkünstelte sich nicht. Den Ball am Fuss lieferte er wahlweise bei Frei oder bei Mohamed Elneny ab, die für die Spielauslösung zuständig waren.
Im Zentrum machte Geoffroy Serey Die den aufsässigen Balleroberer, zeigte Matias Delgado aufsteigende Formkurve und vorne war Sio stetig anspielbar und behauptete den Ball, was auf einem Platz nicht einfach war, wo das Spielgerät bald einmal einem Rugby-Ei gleich machte, was es wollte.
«Bei diesem Trainer überrascht mich nichts mehr»
Weil Lausanne es verstand, die Gäste in viele kleine Scharmützel zu verwickeln, das Rezept in die Tiefe nicht mehr aufging, und das FCB-Spiel dringend eine Belebung benötigte, gab Murat Yakin seiner Mannschaft das Zeichen, den Siegtreffer zu suchen. Und so wurde der Vielzweckspieler Frei einer Schachfigur gleich auf dem Brett verschoben.
Dabei hatte der Wechsel von Defensive in Offensive nicht zum Matchplan gehört, auch nicht für brenzlige Situationen, erläutert Frei. Aber überrascht wurde er durch die Anordnung von der Aussenlinie auch nicht: «Bei diesem Trainer überrascht mich nichts mehr.»
Weil Elneny in der Nachspielzeit den eingewechselten Philipp Degen mustergültig bediente, sprang noch ein standesgemässes Resultat auf der von nur 4900 Zuschauern besuchten Pontaise heraus. Und die drei Tore wurden nach einem guten alten Rezept herausgespielt: mit energischen Vorstössen auf die Grundlinie und Pässen in den Rücken der gegnerischen Abwehr.
Frei macht sich fast unentbehrlich
Auch wenn – angesichts der Personalengpässe durchaus nachvollziehbar – noch nicht alles reibungslos klappte, so musste der Tabellenletzte sich dem Ersten beugen. Das entsprach dem Kräfteverhältnis, wobei Marco Simone, der Technische Direktor und heimliche Trainer der Lausanner, einen Punkt als verdient für sein Team reklamierte. «Aber gegen Schluss waren wir am Ende unserer Kräfte.»
Simone, in den Neunzigern mit Milan zweimal Champions-League-Sieger, hatte überraschend auf Stürmer Matar Coly verzichtet und dies mit disziplinarischen Verfehlungen des Senegalesen begründet.
Da haben es Murat Yakin und Fabian Frei besser miteinander. «Ich geniesse das Vertrauen des Trainers», sagt Frei, der sich in der Rolle des Vielzweckspielers fast unentbehrlich macht. Dass er die Partie als «Sechser» im Mittelfeld beendete, als es galt, das Ergebnis zu sichern, hat ihn dann sowieso nicht mehr gewundert.