Der Abend der V-Männer

Andere mögen die Tore zum 3:0-Sieg über Flora Tallinn geschossen haben. Aber Kay Voser, Stjepan Vuleta und Germano Vailati machten das Spiel in der Qualifikation zur Champions League mit ihren speziellen Geschichten zu einem Abend der V-Männer.

Von der U21 zu den Profis: Stjepan Vuleta debütierte gegen Tallinn. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Andere mögen die Tore zum 3:0-Sieg über Flora Tallinn geschossen haben. Aber Kay Voser, Stjepan Vuleta und Germano Vailati machten das Spiel in der Qualifikation zur Champions League mit ihren speziellen Geschichten zu einem Abend der V-Männer.

Geplant war das alles irgendwie anders. Bei der U21 des FC Basel sollte sich Kay Voser an den Profifussball zurücktasten. Vielleicht einmal eine Stunde spielen, dann steigern auf 90 Minuten. «Er muss das Vertrauen in seinen Körper zurückgewinnen», hatte FCB-Trainer Heiko Vogel noch vor eineinhalb Wochen gesagt.

Dann verletzte sich Philipp Degen gegen Luzern am Oberschenkel. Und plötzlich eilte es mit dem Belastungstest für Voser, der seit dem 17. September 2011 und einer Cup-Partie gegen Eschenbach keine Minute mehr für den FCB gespielt hatte.

Da kam ein Spiel wie jenes gegen Flora Tallinn gerade recht: Eine Partie in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League zwar, gewiss. Aber eben doch gegen einen Kontrahenten mit überschaubarem Einschüchterungspotential.

Denn das waren diese Esten, auch wenn Trainer Heiko Vogel das nicht gerne lesen mag und mit Blick auf das Aus des österreichischen Meisters Red Bull Salzburg gegen die Luxemburger von Dudelange anmerkte: «Das mag für euch Journalisten keinen Härtetest gewesen sein. Es gab aber auch andere Teams, die solche Hürden nicht übersprungen haben.»

Egal wie hart, der Test wurde bestanden

Über die Härte des Tests mag es also unterschiedliche Meinungen geben. Dass Voser ihn bestand dagegen nicht. Vogel freute sich für seinen Aussenverteidiger «ganz besonders, nach dieser langen Leidenszeit. Dafür hat er es sehr, sehr gut gemacht. Ich hätte gedacht, dass er am Ende vielleicht ein paar Konzentrationsfehler haben würde. Aber die hatte er nicht.»

Klar, dass Voser selbst zunächst einmal einfach froh war, wieder einmal über 90 Minuten gespielt zu haben. Es sei «ein ausgezeichnetes Gefühl» gewesen, wieder einmal auflaufen zu können: «Ich hatte keine einfache Zeit. Um so glücklicher bin ich, dass ich jetzt wieder einmal auf dem Platz stehen konnte.»

Erst das achte FCB-Spiel für Voser

Es war das insgesamt erst achte Pflichtspiel für Voser im FCB-Dress seit seinem Wechsel von den Grasshoppers nach Basel im letzten Sommer. Nach gutem Start bei seinem neuen Club war der heute 25-Jährige von einer Sehnenverletzung im Fuss gestoppt worden, die sich nach einer Operation noch zusätzlich entzündete.

Noch weniger Einsätze hat Stjepan Vuleta in seinem Arbeitszeugnis stehen. Der 18-Jährige war im Hinspiel in Tallinn zwanzig Minuten vor Ende eingewechselt worden und so zu seinem Profidebüt gekommen. Im Rückspiel nun stand das erste Heimspiel auf dem Programm.

Vuleta war «unglaublich nervös» – aber zu sehen war es nicht

«Unglaublich nervös» sei er vor dem Spiel gewesen, gab er danach zu, «der Gang durch diese Senftube, zu sehen, wie viele Fans es im Stadion hat, dann beginnt das Spiel – unglaublich.»

Anzumerken war Vuleta auf dem linken Flügel allerdings wenig bis nichts von seiner Nervosität. Und tatsächlich fühlte er sich nach einer Viertelstunde angekommen: «Da habe ich ins Spiel gefunden. Danach war es eine Partie wie jede andere auch.»

Spektakuläre Szenen hatte er zwar keine zu verzeichnen – dafür war wohl die Kombination mit dem Rückkehrer Voser als Hintermann auf der linken Seite nicht geeignet. Dafür aber unterliefen ihm vor allem vor der Pause aber auch kaum Fehler. Und so durfte er sich danach seine verbalen Streicheleinheiten bei Trainer Vogel abholen: «Stjepan hat gezeigt, wie er spielen kann. Dafür, dass er bei seinem Heimdebüt mit 18 Jahren so eine Ruhe an den Tag legt, hat er meinen Respekt.»

Der gelernte Stürmer auf dem Flügel

Eigentlich wäre Vuleta ein gelernter Stürmer. Doch schon in der U21 des FCB wurde er immer wieder auf dem Flügel eingesetzt. Und nun scheint er seine Position auf der «falschen» linken Seite gefunden zu haben: «Von dort kann ich mit meinem starken rechten Fuss in die Mitte ziehen. Das gefällt mir.»

Es war ein kleines Versprechen, das Vuleta an diesem Abend abgeben durfte. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem dürfte er in den kommenden Spielen wieder mit dem Leben in der zweiten Reihen vorlieb nehmen müssen.

Damit hat er etwas mit dem dritten V-Mann des Abends gemeinsam: Germano Vailati. Der steht zwar an einem ganz anderen Punkt seiner Karriere als Vuleta. Und doch gab auch der 31-Jährige Goalie gegen Flora sein Heimdebüt für den FCB.

Vailati sagt, was eine Nummer 2 zu sagen hat

Auf diese Saison hin ist er von St. Gallen her nach Basel gekommen, mit der klaren Ansage, dass er die Nummer 2 sein wird hinter dem unbestrittenen Yann Sommer. Und mit dieser Aufgabe identifiziert sich der Tessiner. Also stand er nach seinem ersten Auftritt für den FCB im Bauch der Muttenzerkurve und sagte, was eine Nummer 2 sagen muss: «Meine Aufgabe ist es, bereit zu sein, wenn der Trainer es verlangt – und wenn Yann einmal eine Pause braucht.»

Bei acht Clubs hat Vailati in seiner Profikarriere bereits gespielt, ehe er bei den Rotblauen unterschrieb. Kein Wunder, gerät er nicht gleich in Verzückung, wenn er einmal in einem Qualifikationsspiel im Europacup zwischen die Pfosten stehen darf: «Wichtig ist die tägliche Arbeit, dass ich Yann im Training unterstütze.»

Und er pocht auch nicht auf garantierte Einsätze – etwa im Schweizer Cup. Abgemacht sei gar nichts, trotzdem werde er wohl zu seinen Spielen kommen: «Der FCB hat ja so viele Partien in einer Saison.»

Molde wird ein härterer Gradmesser, da sind sich alle einig

Mindestens zwei sind mit dem 3:0 über Tallinn dazu gekommen, jene der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Molde FK. Und mit Blick auf den norwegischen Meister waren sich mit Trainer Vogel sogar insgesamt vier V-Männer beim FCB einig: Das wird eine härtere Nuss als Flora. In den nackten Zahlen des Club-Rankings der Uefa heisst das: Nach Europas Nummer 337 kommt nun die Nummer 263.

In der Analyse von Heiko Vogel hört sich das dann so an: «Ich habe mal kurz reingeschaut, weil ich vermutet habe, dass wir auf sie treffen könnten – eine weise Entscheidung. Wir treffen auf eine sehr physische Mannschaft, mit körperlich gross gewachsenen Spielern. Sie spielen ein klassisches 4-3-3. Und sie haben Potenzial.»

Ob die Norweger ihr Potenzial auch umsetzen können, wird der FCB erstmals am 1. August um 19 Uhr in Molde testen. Dann wahrscheinlich mit ein paar V-Männern weniger.

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