Der abgeklärte Embolo nach seinem grossen Nachmittag

Am Dienstag betrat Breel Embolo die grosse Bühne der Champions League. Im Estadio Santiago Bernabéu gegen Real Madrid. Auf der Schützenwiese gegen Winterthur avanciert er mit drei Toren zur grossen Figur einer starken FCB-Mannschaft. Dabei wollte er doch nur flanken.

Breel-Donald Embolo von Basel im Sechzehntelfinal im Schweizer Cup Fussballspiel zwischen dem FC Winterthur und dem FC Basel am Sonntag, 21. September 2014 auf der Schuetzenwiese in Winterthur. (KEYSTONE/Ennio Leanza) (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Am Dienstag betrat Breel Embolo die grosse Bühne der Champions League. Im Estadio Santiago Bernabéu gegen Real Madrid. Auf der Schützenwiese gegen Winterthur avanciert er mit drei Toren zur grossen Figur einer starken FCB-Mannschaft. Dabei wollte er doch nur flanken.

Es gab Zeiten, da wurde Breel Embolo abgeschottet. Abgeschottet von den Medien. Die Verantwortlichen beim FC Basel wollten nicht, dass der jüngste der Rotblauen vor die Mikrophone tritt. Das war beispielsweise der Fall nach seinem ersten Tor bei den Profis, nach dem an Stelle des Protagonisten der Captain einen Kommentar abgab: «Mit Embolo verfügen wir über ein Juwel», sagte Streller damals im Anschluss an den 5:0-Sieg gegen den FC Aarau.

Hier geht’s zu Embolos erstem Tor (bei 4’40’’)

Inzwischen darf der 184 Zentimeter grosse Offensivspieler selber sprechen. Muss er auch dürfen, vor allem nach seinen drei Toren beim 4:0-Sieg im Cup gegen den FC Winterthur (die Tore im Video). Er spricht zurückhaltend, aber ohne Scheu. Und er spricht in klaren Sätzen, die ihm nach den Fragen derart schnell einfallen, dass der Zuhörer geneigt ist zu denken, Embolo könnte in der Kabine möglicherweise die Hilfe eines Spin-Doktors gehabt haben. «Ich bin nie sauer», sagt er darauf angesprochen, ob er unzufrieden sei, wenn der Trainer nicht auf ihn setze; oder: «Ob ich in den nächsten Partien auf dem Platz stehe, ist die Entscheidung des Trainers.»

«Ich wollte flanken und nicht schiessen»

Ob dem so ist oder nicht, jedenfalls zeigt Embolo nach seiner starken Leistung Grösse: «Ich wollte flanken und nicht schiessen», sagt er zu seinem dritten Tor. Der Schuss rutschte Embolo über den Rist, aus einer Flanke wurde ein herrlicher Lob aus spitzem Winkel über David Moser im Tor der Zürcher – und manch einer hätte wohl von einem gewollten Abschluss gesprochen.

Es ist Embolos sechstes Tor bei den Basler Profis und der bisher letzte Meilenstein in einer Laufbahn, die in der ersten Mannschaft des FCB vor nicht all zu langer Zeit begonnen hat: Erstmals eingesetzt wurde er von Murat Yakin im Achtelfinal der Europa League 2013/2014 gegen den FC Salzburg. Bis zum Rest der Saison kam Embolo auf elf Spiele unter Yakin.

Sein neuer Chef Paulo Sousa beorderte den kamerunisch-schweizerischen Doppelbürger bisher fünf Mal auf das Feld. Und dabei gelang dem Schweizer Juniorennationalspieler durchschnittlich ein Tor pro Spiel.

Und plötzlich war er angekommen in der grossen Fussballwelt

Dass er die Torausbeute in einem Spiel von zwei auf fünf katapultierte, hat möglicherweise auch mit einem prägenden und mit Sicherheit motivierenden Erlebnis zu tun: Am Dienstag wurde er im Estadio Santiago Bernabéu in der 73. Minute für seinen Fürsprecher Marco Streller eingewechselt. In der Champions League. Gegen Real Madrid. Plötzlich war er mittendrin in der grossen Fussballwelt. Der noch nicht Volljährige, den der FCB aus dem eigenen Nachwuchs herausgebracht hat.

Und nun die drei Tore im Cup. Zwar gegen einen Verein aus der Challenge League. Aber einen, der in dieser Liga vorne mitspielt und gegen den FC Basel immer wieder sein Potential andeutete. «Nicht schlecht für einen 17-Jährigen», sagt Winterthurs Trainer Jürgen Seeberger zur Leistung des Stürmers und fügt schmunzelnd an: «Wenn er denn wirklich 17 ist.» Seeberger macht diese nicht ganz ernst gemeinte Aussage im Zuge der Diskussion um das teilweise unbekannte Alter von aus Afrika stammenden Spielern (siehe beispielsweise hier).

Paulo Sousa hält sich zurück

Zumindest aber macht Seeberger eine Aussage zu Embolo. Paulo Sousa hält sich dagegen einmal mehr zurück, wenn es darum geht, einen Spieler einzeln mit den Medien zu diskutieren. Auf die Frage, ob er glücklich sei mit Embolos Leistung sagt der Portugiese: «Ich bin glücklich mit dem Team.»

Und wäre Embolo dazu befragt worden, er hätte wohl abgeklärt etwa so reagiert: «Wenn der Trainer glücklich ist mit dem Team, dann bin ich es auch.»

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