Der Basler Monolog führt zum 15. Titel

Es ist vollbracht: Streller, Alex Frei und Zoua schiessen den FC Basel zum 3:1 gegen Lausanne-Sport und damit zum 15. Meistertitel. Im St.-Jakob-Park feiern 36‘000 Menschen und im Laufe des Abends wird die Mannschaft auf dem Balkon des Stadtcasinos auf dem Barfüsserplatz erwartet.

Den richtigen Meisterkübel gibt es erst am 23. Mai: Die FCB-Spieler mit einem von der Muttenzerkurve kreierten Papp-Exemplar. (Bild: Reuters/ROMINA AMATO)

Es ist vollbracht: Streller, Alex Frei und Zoua schiessen den FC Basel zum 3:1 gegen Lausanne-Sport und damit zum 15. Meistertitel. Im St.-Jakob-Park feiern 36‘000 Menschen und im Laufe des Abends wird die Mannschaft auf dem Balkon des Stadtcasinos auf dem Barfüsserplatz erwartet.

Um 17:52 Uhr war es soweit: Mit dem Abpfiff von Schiedsrichter Ludovic Gremaud war der 3:1 (1:1)-Sieg des FC Basel amtlich und damit auch die allerletzten Zweifel am Gewinn der Meisterschaft ausgeräumt. Kein Richter dieses Welt wird nach einer juristisch überlagerten Super-League-Saison noch etwas daran ändern können, dass dem FC Basel der Titel gebührt.

Zum ersten Mal in seiner Clubgeschichte ist dem FC Basel 1893 damit der Titel-Hattrick gelungen. Und das nach einer Saison, die vom siebten Spieltag an zum Basler Monolog wurde. Die ersten beiden Meisterschaften wurden 2010 und 2011 unter Thorsten Fink geholt, nach dessen plötzlichen Abgang im vergangenen Herbst nun unter seinem ehemaligen Co-Trainer Heiko Vogel die dritte.

Der FCB wie Pippi Langstrumpf

Ein wenig verhielt sich der derzeit FC Basel wie Pippi Langstrumpf. «Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt», singt Pippi. Und der FCB war der Auffassung: Ich bin erst Meister, wenn ich es sein will. Eigentlich wären die Basler seit Samstagabend und dem 2:2 des FC Luzern bei den Grasshoppers schon nicht mehr einzuholen gewesen. Aber die Basler wollten für den (unwahrscheinlichen) Fall gerüstet sein, dass der FC Sion seine 36 Punkte zurück erhält, die ihm der Verband abgezogen hat.

In Tat und Wahrheit ging es natürlich darum, dass die Basler lieber mit verschwitztem Leibchen auf dem Rasen Meister werden wollten. Was ihnen niemand verübeln konnte nach einer Saison, in der sie kein nationaler Gegner ernsthaft gefährden konnte. Und sie sprangen über die selbst gelegte Latte: Sie bezwangen Lausanne-Sport mit 3:1. Damit war das Ergebnis zwischen Thun und Sion (1:1) gleichgültig. Die 65 Punkte, die der FCB auf dem Konto hat, kann in den verbleibenden vier Runden kein Konkurrent mehr erreichen.

Angeschlagener Streller trifft

Der FCB unternahm alles, um ein erwartungsfrohes Publikum in Stimmung zu versetzen. Mit 36‘000 Zuschauern (bei einem fast leeren Gästesektor) meldete der FCB einen ausverkauften St.-Jakob-Park, und die bejubelten bereits in der neunten Minute den Basler Führungstreffer. Captain Marco Streller, trotz Mittelhandbruch und Oberschenkelproblemen in der Startelf, verwertete Alex Freis Vorarbeit aus kurzer Distanz.

Der FCB hatte die Partie im Griff, weshalb der Ausgleich der Romands wie eine kalte Dusche wirkte. Chakhsi überlief Park, und die Flanke wuchtete Negrao in der 20. Minute vor Abraham und Sommer mit dem Kopf ins Netz. Die Basler blieben zwar überlegen, beschworen durch Shaqiri und Xhaka gefährliche Situationen herauf, doch als um die 30. Minute die Führung des FC Sion in Thun die Runde machte, stand für eine ganze Weile die Meisterparty in Frage.

Alex Frei ebnet den Weg – wer sonst

Kaum auszudenken, wie die Basler ihre Gefühlslage bewältigt hätten, wenn es dabei geblieben wäre. Nach der selbst auferlegten strengen Lehre hätte der Moment, die Meisterschaft zu feiern, um drei Tage verschoben werden müssen, auf den Mittwoch und das nächste Heimspiel gegen Thun.

Doch dagegen hatte die Basler etwas einzuwenden, oder genauer David Abraham und Alex Frei. Der argentinische Innenverteidiger bereitete von einem Energieanfall beflügelt mit einem Solo das 2:1 vor, das der Goalgetter in der 64. Minute vollendete. Es war Freis 22. Saisontor, und mit Strellers elf Treffern sind die beiden Stürmer, die sich von Kindesbeinen auf kennen, geht ziemlich exakt die Hälfte der gegenwärtig 63 FCB-Tore auf ihr Konto.

Den Schlusspunkt gegen unermüdliche, aber letztlich auf den letzten 30 Metern zu harmlose Lausanner setzte der eingewechselte Jacques Zoua, der einen mit Alex Frei gelaufenen Konter schön abschloss. Der Torjubel in der Nachspielzeit war laut, aber der Schlusspfiff mündete nicht in eine grössere Extase.

Die Emotionen halten sich in Grenzen

Zu klar war die Angelegenheit, zu überlegen war der FCB in den zurückliegenden drei Vierteln der Saison gewesen, zu absehbar der 15. Meistertitel, als dass der Moment der Entscheidung ähnliche Emotionen freizusetzen vermochte als zum Beispiel in den vergangenen beiden Spielzeiten, als eine Aufholjagd in der Finalissima von Bern gipfelte und ein Jahr später gegen Luzern im letzten Spiel die entscheidenden Punkte eingefahren wurden.

An Kleinigkeiten kann diese Gefühlswelt beschrieben werden: Keine 180 Sekunden nach Ende der Partie gab der Stadionspeaker die Preise für Merchandisingprodukte des alten und neuen Meisters bekannt, für Schals, Shirts und Pins.

Auf dem Feld wurden von den Spielern routiniert die schwarzen Meister-T-Shirts übergestreift, am Mittelkreis im Kreis getanzt, die Ehrenrunde gedreht und dann aus der Muttenzerkurve ein überdimensionaler Papp-Pokal übernommen. Den richtigen Meisterkübel wird es erst am 23. Mai geben, im Anschluss an das letzte Heimspiel gegen die Young Boys geben.

Vogels Verneigung vor Fans und Team

Den dichtesten Applaus und die lautesten Sprechchöre erhielt Heiko Vogel. Der Meistertrainer verneigte sich am Elfmeterpunkt vor der Muttenzerkurve, vor jenen Fans, die ihm im allerersten Spiel, dem Cupmatch in Schötz im vergangenen Oktober, den Rücken gestärkt hatten. «Der erste Titel wird immer einen besonderen Stellenwert geniessen. Es ist ein gigantisches Gefühl», sagte der ungeschlagene Meistertrainer, der am 13. Oktober 2011 von Fink übernommen hatte. Und der eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage auf 23 ausbaute. Womit der FCB den vereinsinternen Rekord aus der Saison 2003/04 unter Christian Gross eingestellt hat.

Nach der Verbeugung vor den Anhängern deutete Vogels anschliessende Geste in Richtung der Spieler. «Ich empfinde grossen Stolz auf die Mannschaft. Es gehört mehr dazu, als sich täglich zur Arbeit zu treffen und Spiele vorzubereiten. Es macht tierisch viel Spass mit den Jungs. Da ist etwas gewachsen, und es passt einfach. Dickes Dankeschön an die Mannschaft.»

Super League, 30. Runde
FC Basel–Lausanne-Sport 3:1 (1:1)

St.-Jakob-Park. – 36‘000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Gremaud.

Tore:
9. Streller 1:0 (nach feinem, langem Ball und direkt gespieltem Querpass von Alex Frei drückt Streller aus 5 Metern ein).
20. Negrao 1:1 (Kopfball aus nächster Nähe auf Flanke Chakhsi).
64. Alex Frei 2:1 (nach einem Energieanfall von Abraham und schönem Querpass steht Frei am zweiten Pfosten goldrichtig).
91. Zoua 3:1 (nach einem Konter legt Alex Frei für Zoua auf, der zwar bedrängt wird, aus halblinker Position aber sauber und flach ins lange Eck trifft).

Verwarnungen: 40. Chakhsi (Foul), 44. Marazzi (Foul), 56. Sonnerat (Foul), 58. Shaqiri (Foul), 89. Dragovic (Foul).

FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri (85. Zoua), Huggel, Xhaka (75. Yapi), F. Frei (75. Stocker); A. Frei, Streller. – Ersatz: Colomba (T), Degen, Yapi, Stocker, Cabral, Kovac, Zoua.
Lausanne: Favre; Chakhsi, Katz, Muslin, Sonnerat, Kamber; Avanzini (65. Khelifi), Marazzi (71. Prijovic), Bah (78. Sanogo), Susaeta; Negrao.
Bemerkungen: Basel ohne Chipperfield, Pak, Ajeti, Jevtic (alle verletzt) und Voser (im Aufbau); Lausanne ohne Pasche (gesperrt), Coltorti, Moussilou, Lang, Page (verletzt).

 

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