Nach dem Sieg über Ludogorets dreht sich beim FC Basel fast alles um Jungstürmer Breel Embolo. Der 17-Jährige findet mit seinem Tor Eingang in die Geschichtsbücher – muss aber gleichwohl am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Schule erscheinen.
Irgendwann, als Breel Embolo, üppig mit Talent versehener Nachwuchsstürmer des FC Basel, seine Sätze vielmals gesagt hat, schallt es von nebenan: «Du nimmst auch jedes Mikrofon!». Fabian Frei, Zuspieler beim 1:0 Embolos gegen Ludogorets Razgrad, amüsiert sich über den Auftritt des 17-Jährigen vor den Journalisten, und im St.-Jakob-Park geht es gegen Mitternacht.
Wenn Fussballprofis nach getaner Arbeit die Reihen der Medien abschreiten, gleicht das je nach Ausgang der Partie einem Catwalk oder dem Gang Überführter zum Scharfrichter. Doch Embolo wirkt, anders als die erfahrenen Kollegen, scheu und vorsichtig, aber auch neugierig und lernbegierig, wofür ihn Fabian Frei hält. Wie ein Primarschüler, der eben aufs Gymnasium gewechselt ist.
Ratschläge willkommen
Frei wird ihm die Ehrenrunde vor den Mikros gegönnt haben. «Der Breel ist der Breel», konstatiert er, womit er im tautologischen Sinn natürlich recht hat. Frei meint damit: «Ich mag ihn als Typ, aber auch als Spieler sehr gerne. Er wird nicht abheben. Er wird nie versuchen, aus 50 Metern mal abzuziehen, um das Tor des Jahres zu erzielen. Man kann ihm Ratschläge geben, und er nimmt sie an, ohne böse zu werden.»
Wie jene Anweisung Freis mitten im Spiel gegen die Bulgaren, er möge doch vermehrt den Weg in die Tiefe suchen. Embolo wurde nicht böse, er tat wie gefordert und erhielt dadurch in der 34. Minute einen langen Ball Freis punktgenau auf die Brust serviert, den er «Klasse annimmt, ihn abdeckt und dann das Richtige damit anstellt», so Frei.
Druck, für die Schweiz zu spielen
Sein Tor in der 34. Minute trägt ihm einen Eintrag in der Chronik der Champions League ein, nur fünf Spieler waren bei ihrem ersten Treffer in der Königsklasse jünger als Embolo mit seinen 17 Jahren und 263 Tagen. Das Tor zieht immer aufwallender die Frage nach sich, wann er sich denn endlich für die Schweiz entscheide. Dabei hat der Basler mit kamerunischen Wurzeln noch nicht mal die Schweizer Staatsbürgerschaft erhalten.
Seine Teamkollegen Frei und Luca Zuffi sahen keine Veranlassung auszuführen, was von ihnen verlangt wurde, nämlich Embolo von den Vorzügen der Schweizer Nationalmannschaft zu überzeugen. «Das ist ganz alleine seine Entscheidung», befindet Zuffi. Er müsse für sich herausfinden, wo er sich mit seinem familiären Hintergrund und seiner persönlichen Verwurzelung hingezogen fühle. «Entscheidet er sich für Kamerun, geht das völlig in Ordnung», sagt Frei.
In der Schule verlangt
Aktuell hat Embolo sowieso ganz andere Nöte. Er wird in den Schlaf finden müssen nach dem aufkratzenden Spiel in der Champions League, in dem er sich einen kleinen Schaukasten gezimmert hat, mit all den Fähigkeiten, die in ihm stecken. Am Tag nach dem Spiel wird seine Anwesenheit in der Schule verlangt. Embolo absolviert beim Nordwestschweizer Fussballverband eine kaufmännische Ausbildung. Und um 8 Uhr morgens beginnt der Unterricht. «Ich habe gesagt, dass ich pünktlich da sein werde, und an Abmachungen hat man sich zu halten», versichert Embolo musterschülerhaft.
Eine Rückversicherung in der Tasche zu haben, dürfte eine empfehlenswerte Sache sein. Die Nummer eins in der Ehrenschrift der jüngsten Torschützen in der Champions League würde das wahrscheinlich unterschreiben. 1997, im Jahr als Breel Embolo im kamerunischen Yaoundé das Licht der Welt erblickt, wird Peter Ofori-Quaye im Trikot von Olympiakos Piräus gegen Rosenborg Trondheim eingewechselt und schiesst sich in die Fussballhistorie.
17 Jahre und 195 Tage ist er rekordjung bei seinem Tor. Danach geht es treppenartig abwärts für Ofori-Quaye, bedingt auch durch Verletzungen. Mittlerweile 34-jährig spielt der Mann bei einem Dorfclub in der Heimat Ghana.
» Das Video zu Peter Ofori-Quayes Rekordtor in der Champions League
Und am Morgen nach dem Spiel um 8 Uhr in die Schule: Breel Embolo. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)