Ab Samstag wird in der Schweiz wieder Basketball gespielt. Die Starwings, die um 17.30 Uhr in Birsfelden den Titelfavoriten Vacallo Basket empfangen, haben sich verstärkt – und sind trotzdem noch immer kein Spitzenteam. Und das ist gut so. Eine Analyse zur Lage der Basketball-Nation.
Die Ausgangslage ist seit Jahren unverändert: Das orange Leder ist in der Schweiz in fester Hand der Romands und der Tessiner. Der letzte und einzige Landesmeister aus der Deutschschweiz ist älter als die Erfindung des Kugelschreibers. 1933 gewann Uni Bern die allererste Austragung einer Basketball-Meisterschaft. Das war dann aber auch genug der Deutschschweizer Freude: Bis zur Stunde teilen sich Vereine aus Lugano, Freiburg, Genf, Vacallo oder Boncourt den Kuchen in der Nationalliga A unter sich auf.
Heute und seit Jahren befindet sich der einzige Deutschschweizer Gegenpol in der obersten Basketball-Liga in Birsfelden: Die Starwings Basket Regio Basel führen diesseits von Röstigraben und Alpen einen relativ einsamen Kampf.
Der spezielle Schweizer Irrsinn
Der Wegweiser zum Saisonstart
Die Spieler der Starwings Basket Regio Basel
Der Spielplan der Starwings
Die Vereine der Nationalliga
Die Schlussrangliste der Vorsaison
Trotz des sensationellen Cup-Siegs von vor zwei Jahren weiss hier jeder, dass bei der finanziellen Ausgangslage der Starwings kaum Blumentöpfe zu gewinnen sein werden. Die Rechnung scheint auf den ersten Blick so simpel zu sein, dass sie im Umfeld der Starwings niemand mehr hören mag: Mehr Geld gleich mehr Profi-Spieler gleich mehr Erfolg. Soweit nichts Besonderes, die Regel gilt weltweit: Bei Bayern München, bei den New York Yankees, beim FC Basel.
Schaut man aber genauer hin, wird einem der spezielle Irrsinn des Schweizer Basketballs ein wenig deutlicher. In der obersten Schweizer Basketball-Liga liegt die Ausländerbeschränkung bei fünf Spielern. Das reicht im Basketball um eine gesamte Stammformation zu füllen. Schweizer Nachwuchsspielern bleibt da meistens noch eine unbedeutende Nebenrolle zwischen Ersatzbank und Trainingshalle.
Ein Beispiel: Bei der letztjährigen Playoff-Serie zwischen den Starwings und den Lions de Genève mussten die Genfer bis zur zweiten Halbzeit des dritten Spiels (!) auf einen Korberfolg eines Schweizers warten. Bei den Starwings hingegen verbuchen einheimische Spieler 55 Prozent der gesamten Spielzeit des Teams. Das war in der vergangenen Spielzeit Liga-Rekord.
Man kann sich auch fragen, wieso und für wen der Titelfavorit SAV Vacallo mindestens acht Profispieler aufstellt, und man müsste die Antwort eigentlich bei den durchschnittlich 431 Zuschauern der vergangenen Saison suchen. Ein Missverhältnis, das im Profisport seinesgleichen sucht.
Starwings holen dritten Ausländer
Der hohe Anteil Schweizer Spielbeteiligung wird entgegen der Starwings-Philosophie, auf eigene Nachwuchsspieler zu setzen, in der kommenden Saison aber voraussichtlich etwas sinken. Grund dafür ist die Verpflichtung eines dritten Profispielers. Der US-Amerikaner Justin Dobbins, wird die Starwings vor allem unter den Brettern unterstützen.
Nach dem Abgang von Nationalspieler Roman Albrecht machten sich die Verantwortlichen der Starwings auf die Suche nach einem Ersatzmann. Innerhalb der Landesgrenze blieb die Suche erfolglos oder kollidierte mit unrealistischen Lohnforderungen diverser Spieler. «Wenn du für das gleiche Geld einen besseren Ausländer bekommst, dann nimmst du den», erklärt Trainer Roland Pavloski.
Dennoch hofft man bei den Starwings auch in Zukunft für Schweizer Spieler attraktiv zu bleiben. Der Preis, in einer entlegenen Gemeinde semiprofessionell Basketball zu spielen, kann unter Umständen höher sein als der Lohn dafür. Wer beispielsweise einen Pakt mit Boncourt eingeht und ein paar Franken mehr verdient wird es nicht einfach haben, neben dem Sport noch ein abwechslungsreiches Leben führen, geschweige denn eine Ausbildung absolvieren zu können.
In Basel ist das möglich. Ein Schweizer, der hier Basketball spielt, tut dies nicht aus monetären Gründen, sondern weil er gleichzeitig an Uni oder Fachhochschule studiert.
Das Birsfelder Modell
Dass das funktioniert, stellen unter anderem die beiden Leistungsträgen Niels Matter (Center und Mathematik-Student) und Joel Fuchs (Shooting-Guard, Jura-Student) seit Jahren unter Beweis. «Wenn Niels eine wichtige Prüfung hat, dann verpasst er eben einmal ein Spiel. Dafür müssen wir Verständnis aufbringen», meint Pavloski. Den entgegengesetzten und schwer nachvollziehbaren Weg hat das Trio Roman Albrecht, Miroslav Petkovic und Reto Schwaiger eingeschlagen. Ende letzter Saison wurden sie vom Tessiner Spitzenclub Vacallo als bessere Trainingspartner und gelegentliche Ersatzspieler verpflichtet.
Neben Dobbins und den Studenten werden wie in der vergangenen Spielzeit der wirbligen Brandon Jenkins (USA) und sprunggewaltige Jaraun Burrows im gelben Starwings-Dress auflaufen. Mit ihnen haben die Starwings sportlich wie menschlich sehr gute Erfahrungen gemacht. «Gerade wenn du nicht immer ganz vorne mitspielst, ist es sehr wichtig, dass deine Profi-Spieler auch menschlich etwas draufhaben», kommentiert Pavloski den Zusammenhalt seines Teams.
Vacallo bedient sich bei den Starwings
Und obwohl die Starwings einen Ausländer mehr in ihren Reihen zählen und die Liga die Ausländerbeschränkung auf fünf reduziert hat, glaubt Pavloski, das Saisonziel Playoffs werde in der kommenden Saison nicht einfacher zu erreichen sein: «Die Liga ist insgesamt viel ausgeglichener geworden. Viele Teams haben trotz Ausländerbegrenzung an Qualität zugelegt.»
So hat Vacallo den Starwings mit Reto Schwaiger, Miroslav Petkovic und Roman Albrecht gleich drei Schweizer Spieler abgenommen und zu Halbprofis gemacht. Während der sportliche Verlust des manchmal aufgedrehten Aufbauspielers Petkovic die Starwings schmerzen könnte, müssen alle drei beweisen, im Tessin eine Rolle jenseits der Trainingshalle zu haben. Die erste Gelegenheit, ihre Kritiker Lügen zu strafen, erhalten sie gleich beim ersten Saisonspiel an diesem Samstag, 13. Oktober bei den Starwings.