Der erstaunliche Aufstand der Isländer – der Inselstaat steht kurz vor der EM-Qualifikation

Island gewinnt am Donnerstag gegen Holland mit 1:0, die erstmalige Qualifikation für ein grosses Turnier liegt zum Greifen nahe. Die Teilnahme an der Europameisterschaft in Frankreich wäre der sportliche Erfolg, der auch die kuriosesten Geschichten in Islands Geschichtsbüchern in den Hintergrund drängen würde.

epa04911672 Iceland's players celebrate the 1-0 lead during the UEFA Euro 2016 qualifying round soccer match between the Netherlands and Iceland at the Arena Stadium, in Amsterdam, The Netherlands, 03 September 2015. EPA/KOEN VAN WEEL

(Bild: Keystone/KOEN VAN WEEL)

Island gewinnt am Donnerstag gegen Holland mit 1:0, die erstmalige Qualifikation für ein grosses Turnier liegt zum Greifen nahe. Die Teilnahme an der Europameisterschaft in Frankreich wäre der sportliche Erfolg, der auch die kuriosesten Geschichten in Islands Geschichtsbüchern in den Hintergrund drängen würde.

Es ist eine bemerkenswerte Geschichte, die die isländische Nationalmannschaft 1996 schreibt: Im Freundschaftsspiel gegen Estland wird Eiður Guðjohnsen nach einer Stunde eingewechselt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber Eiður Guðjohnsen ersetzt in seinem ersten Länderspiel nicht irgendeinen Mannschaftskameraden. Er ersetzt seinen Vater.

Der Sohn macht später Karriere, spielt unter anderem für Chelsea und Barcelona, bei Monaco und Tottenham. Eiður Guðjohnsen gilt als bester Fussballer in der Geschichte Islands, das mit der Nationalmannschaft bis vor Kurzem für wenig Schlagzeilen sorgte.

Das erstaunt kaum. In Island leben etwas mehr als 300’000 Menschen, in der Schweiz besitzen ungefähr ebenso viele eine Fussball-Lizenz.

Sechs Siege in sieben Spielen – fünf Mal ohne Gegentreffer

Birkir Bjarnason ist damals, als der Sohn den Vater ersetzt, acht Jahre alt. Inzwischen ist er 27, in seiner Karriere als Fussballprofi schon etwas herumgekommen und im Sommer beim FC Basel gelandet. Er ist zudem Teil der isländischen Nationalmannschaft. Und mit dieser setzt er seit Monaten ein sportliches Ausrufezeichen.

Als der Sohn den Vater ersetzte:

In der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich gewannen die Isländer sechs von sieben Spielen, fünf davon ohne Gegentor. Verloren hat der Inselstaat ein einziges Mal: beim 1:2 gegen die Tschechische Republik, die wie Holland oder die Türkei auf dem Papier stärker einzustufen ist als Island.

Am Donnerstag war Island gegen Holland zum zweiten Mal in dieser Qualifikation siegreich. Gegen das grosse Holland, das 2010 noch im Final der Weltmeisterschaft in Südafrika gespielt hatte, gegen ein Holland, das mit Arien Robben, Klaas-Jan Huntelaar oder Memphis Depay Spieler aus den grossen Ligen Europas auf das Feld schickte.

Bjarnason und Janko könnten als EM-Teilnehmer zum FCB zurückkehren

Bjarnason war der Mann der entscheidenden Szene in der Amsterdam Arena, wo Danny Blind das schlechteste aller Debüts als Bondscoach erlebte. In seinem 40. Länderspiel holte Bjarnason mit einem Vorstoss über die linke Seite gegen Gregory van der Wiel den Elfmeter heraus, den Gylfi Sigurdsson mit etwas Glück verwandelte.

Die entscheidende Szene, die zum Elfmeter und zum Tor führt:

Mit 18 Punkten führen die Isländer die Tabelle der Gruppe A an, sie brauchen einen Punkt aus den letzten zwei Spielen (» Reglement bei Punktegleichstand, Art. 13). Bereits am Sonntag könnte der Inselstaat die Qualifikation also ins Trockene bringen. Kasachstan, der Tabellenletzte, wird dann in der Hauptstadt Reykjavík zu Gast sein.

Bjarnason würde mit der EM-Qualifikation in der Tasche zum FC Basel zurückkehren. Gleiches könnten auch drei weitere Basler schaffen: Marc Janko, der mit Österreich gegen Moldawien spielt, oder die Tschechen Marek Suchy und Tomas Vaclik, die sich die Qualifikation in Islands Gruppe gegen Lettland sichern könnten.

Die Neuschreibung der Geschichtsbücher steht an

Während Holland die Endrunde zu verpassen droht, ist Islands Qualifikation nur noch eine Frage der Zeit. Und wenn sie geschafft ist, müssen die Geschichtsbücher überarbeitet werden.

Einige Anekdoten werden angesichts dieses sportlichen Erfolgs in den Hintergrund rücken. Und seien sie noch so bemerkenswert, wie die Einwechslung des Sohnes für seinen Vater.



Die Tabelle der Gruppe A nach sieben von zehn Spielen.

Die Tabelle der Gruppe A nach sieben von zehn Spielen. (Bild: Screenshot uefa.com)

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