Der Fall Sion – die Chronik eines Rechtsstreits

Ohne juristische Grundausbildung ist es schwierig, in der Causa FC Sion den Überblick zu wahren. Eine Zusammenfassung.

Christian Constantin am UEFA Hauptsitz in Nyon (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Ohne juristische Grundausbildung ist es schwierig, in der Causa FC Sion den Überblick zu wahren. Eine Zusammenfassung.

22. Februar 2008.
Der FC Sion verpflichtet den ägyptischen Goalie Essam El-Hadary. Sein Ex-Club Al-Ahly Kairo ­reklamiert einen Vertragsbruch.

16. April 2009.
Der Weltfussballverband Fifa verhängt gegen Sion eine Transfersperre für zwei Transferperioden und gegen den Club und El-Hadary eine Busse von 900 000 US-Dollar. Sion kauft im Sommer trotzdem neue Spieler.

24. Mai 2009.
El-Hadary kehrt in seine Heimat zurück.

1. Juni 2010.
Der Internationale Sportgerichtshof CAS weist den Sittener Einspruch gegen die Transfersperre ab.

16. Juli 2010.
Sion erhält die Spielberechtigung für weitere Neuzugänge, weil das CAS sein Urteil erst nach Beginn der Transferperiode zugestellt hat.

Winter 2010/11.
Sion kauft für einmal keine Spieler und glaubt, seine Sperre während einer ganzen und drei partiellen Transferperioden abgesessen zu haben.

12. Januar 2011.
Das Bundesgericht lehnt eine Beschwerde des FC Sion und von El-Hadary gegen das CAS-Urteil ab.

Sommer 2011.
Sion verpflichtet sechs neue Spieler, obwohl die Fifa darauf hingewiesen hat, dass sie die Transfersperre als nicht verbüsst betrachtet.

15. Juli 2011.
Die Swiss Football League (SFL) verweigert den Neuen die Lizenz.

23. Juli 2011.
Sion verliert ohne Neue gegen YB 1:2 – spielt aber unter Protest.

29. Juli 2011.
Sion zieht den Fall vors CAS, nachdem auch das Rekursgericht der SFL die Qualifikation der Spieler verweigert hat.

5. August 2011.
Die sechs Spieler klagen vor dem Bezirksgericht Martigny gegen ein Arbeitsverbot, das ihnen die SFL auferlege. Das Gericht erlässt eine superprovisorische Verfügung, gemäss der die SFL die Neuzugänge spielen lassen muss.

6. August 2011.
Die Disziplinarkommission sperrt die sechs Spieler für die Partie gegen den FCB, weil sie mit ihrem Gang vor ein Zivilgericht gegen die Statuten des Schweizerischen Fussballverbandes verstossen haben.

13. August 2011.
Luzern macht den Anfang: Ab sofort legen alle Gegner des FC Sion Einspruch gegen die Spielwertung ein, wenn einer der Neuverpflichteten eingesetzt wird.

2. September 2011.
Der Europäische Fussballverband Uefa schliesst Sion von der Europa League aus, weil die Sittener gegen Celtic Glasgow ihre Neuzugänge eingesetzt haben.

9. September 2011.
Sion rekurriert vor dem CAS gegen den Ausschluss aus der Europa League.

13. September 2011.
Das Kantonsgericht Waadt verlangt von der Uefa per superprovisorischer Verfügung, Sion in die Europa League zu integrieren. Die Uefa weigert sich.

14. September 2011.
Sion-Präsident Constantin reicht beim Waadtländer Staatsanwalt Strafklage gegen Uefa-Präsident Michel Platini und dessen Generalsekretär Gianni Infantino ein.

28. September 2011.
Das Bezirksgericht Martigny wandelt die superprovisorische Verfügung, dank der die sechs Neuzugänge in der Super League spielen dürfen, in eine provisorische um. Die SFL rekurriert.

3. Oktober 2010.
Sion zieht die Einsprache gegen die von der SFL nicht erteilten Spielerlizenzen vor dem CAS zurück. Der Fall «Europa League» bleibt hängig.

19. Oktober 2011.
Die SFL sperrt die sechs Neuzugänge für fünf Spiele, weil sie mit ihrem Gang vor ein Zivilgericht die Statuten des Schweizerischen Fussballverbandes verletzt haben. Sion rekurriert.

31. Oktober 2011.
Sion klagt bei der Europäischen Kommission gegen die Uefa wegen Verletzung des Europarechts.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18/11/11

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