Der FCB zeigt zumindest resultatmässig eine Reaktion auf die 0:5-Niederlage in Valencia und schlägt den FC Sion mit 1:0. Fabian Frei trifft per Elfmeter – die Basler bleiben damit an der Tabellenspitze, nachdem sie von den Grasshoppers am Samstag überholt worden waren.
Raimondo Ponte versuchte sich noch kurz in der Rolle des Ahnungslosen. Also er, meinte der Trainer des FC Sion, wisse nicht, ob das ein berechtigter Elfmeterpfiff gewesen sei: «Meine Spieler sagen mir, es sei kein Penalty.» Aber auch Ponte wird irgendwann die TV-Bilder zu sehen bekommen, in denen ersichtlich ist, wie sein Spieler Vincent Rüfli sich in der 70. Minute schlicht zu lange an die Kleider von Giovanni Sio hängt, um auf unschuldig plädieren zu können.
Fabian Frei verwandelte den fälligen Strafstoss mit etwas Glück und mit seiner letzten Aktion des Nachmittags. Der Dauerläufer des FCB durfte sich nach seinem Siegtor in der 72. Minute auswechseln lassen. Und es war wohl keine Minute zu früh. Frei war einer jener Basler, denen anzusehen war, wie sehr ihnen die 120 Minuten des Donnerstags-Spiels in Valencia noch in den Knochen steckten.
Der Biss und der Wille waren da
Nach jenem 0:5 in einer denkwürdigen spanischen Nacht war die Partie im Tourbillon für den FCB zu einem eigentlichen Charaktertest geworden. Würde die Mannschaft den Willen und den Biss aufbringen, um bloss drei Tage nach einer körperlichen Tortur im Mestalla mit einem Sieg in Sion zu verhindern, dass die Grasshoppers die Tabellenspitze erklimmen?
Die Antwort lautete nach 96 intensiven aber sicher nicht hochklassigen Minuten: Ja, dazu war der FC Basel imstande. «Es war extrem wichtig, dass wir heute reagiert haben», stellte danach ein sichtlich zufriedener FCB-Trainer Murat Yakin fest.
Fünf Neue und ein schelmischer Diaz
Die Basler waren im Vergleich zur Niederlage in Spanien mit fünf neuen Spielern in der Startaufstellung angetreten. Das lag einerseits daran, dass die Mannschaft dringend frische Beine benötigte.
Andererseits hatten die Umstellungen aber auch damit zu tun, dass Yakin seine drei D abstrafen wollte, mit denen er in Valencia ganz und gar nicht zufrieden gewesen war. David Degen hatte Yakin schon im Mestalla von der Ersatzbank gejagt, weil er für Unruhe gesorgt haben soll. Und Marcelo Diaz und Matias Delgado, befand der Trainer vor dem Spiel maliziös, sollten sich im Wallis doch «die schönen Berge anschauen». Eine Aufforderung, der zumindest der Chilene Diaz mit reichlich Schalk nachkam:
Excelente triunfo hoy y seguimos punteros, felicitaciones muchachos. Las montañas de Sion son muy lindas. ??⏳ pic.twitter.com/2kZxEw2O9g
— Marcelo Diaz (@CHELODIAZ_21) April 13, 2014
Unter den fünf neuen Baslern stand – durchaus überraschend – auch Stürmer Marco Streller nach überstandenem Muskelfaserriss. Sein Captain habe zuvor immerhin zwei Trainingseinheiten ohne Schmerzen durchgehalten, meinte Yakin nach Schlusspfiff. Und in dieser Basler Mannschaft, die sich durch ihr Mammutprogramm schleppt, scheint das zu reichen, um sofort in die Startaufstellung zu kommen.
Ein Streller für die Psyche des Teams
Wobei Strellers Einsatz wohl vor allem psychologisch wichtig war. Der 32-Jährige wirkte keineswegs voll fit, er schien kaum in der Lage, einen Sprint anzuziehen. Aber er zeigte mit seiner Präsenz, dass er bereit ist, in wichtigen Momenten voran zu gehen.
Und ein wichtiger Moment war diese Partie im Wallis. Schliesslich war der FCB wegen eines 2:0-Sieges der Grasshoppers in Lausanne am Samstag zum ersten Mal seit der 10. Runde und dem 28. September von der Leaderposition verdrängt worden. Den Platz an der Spitze haben sich die Basler nun zurück erobert.
Für Fabian Schär jedenfalls war Strellers Rückkehr «ein entscheidender Faktor». Und der Captain selbst befand, er könne zwar nichts gegen die physische Müdigkeit ausrichten: «Aber gegen die psychische schon. Wenn wir immer davon reden, dass wir müde sind, glauben wir das am Ende selbst.»
Es gibt einen Grund für die fehlenden Zuschauer im Tourbillon
Vielleicht war es auch das Glück des mental und körperlich angeschlagenen FCB, dass er an einem sonnig-warmen Nachmittag auf diese Walliser treffen durfte. Deren Trainer Ponte wollte danach zwar «ein gutes Spiel» seiner Mannschaft gesehen haben. Aber diese Aussage unterstrich höchstens, mit wie wenig man in Sion inzwischen zufrieden ist.
Was das Heimteam ablieferte, war defensiv vielleicht einigermassen solide. Das kaum erkennbare Offensivspiel gab jedoch einen zaghaften Hinweis darauf, warum selbst bei Gratiseintritt für Frauen bloss 8600 Zuschauer in das einst als feurige Festung bekannte Tourbillon gekommen waren.
Die Sittener hatten gegen vorne offenbar keinen Plan mit aufs Feld gebracht – und auch nicht die individuelle Klasse, um den FCB in Gefahr zu bringen. Walliser Torchancen? Es gab keine einzige. So reichte dem FCB ein kämpferischer Auftritt ohne spielerische Höhepunkte, um sich die drei wichtigen Punkte im Meisterschaftsrennen zu verdienen.
Das war vielleicht nicht immer sonderlich schön anzuschauen. Und das Spiel der Rotblauen wirkte über weite Strecken auch reichlich wirr. Aber eines müssen sich die Basler nicht vorwerfen lassen: Dass sie nicht mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft um die Tabellenspitze gekämpft hätten.
Die Hoffnung des Captains
Viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht. Bereits am Mittwoch empfängt der FCB den FC Zürich im Joggeli. Und am Ostermontag steigt auch noch der Cupfinal gegen eben diesen FCZ.
Diese besondere Konstellation könnte sich nun in der Meisterschaft vielleicht sogar als Vorteil für die Basler herausstellen. Zumindest hofft das Marco Streller, wenn er sagt: «Die Zürcher werden sich wohl ganz auf den Cupfinal konzentrieren.»
Für den FC Basel dagegen wird genau das Gegenteil gelten. Für die Basler zählt nichts anderes als ein weiterer Ligasieg im Rennen mit den Grasshoppers um den Meistertitel und einen möglichen Platz in der Champions League.