Der FC Basel hat Glück und gewinnt mit 1:0 gegen die Old Boys. Der Erstligist war lange die bessere Mannschaft. Dann fliegt Akdemir aus eher unerklärlichen Gründen vom Platz – und der Favorit setzt sich durch.
Er spielte vor allem in der ersten Halbzeit eher etwas hüftsteif, steigerte sich in der zweiten, ehe ihm in der Verlängerung das entscheidende Tor gelingt: Neuzugang Ivan Ivanov erzielt in der 94. Minute nach einem Corner von Delgado per Kopf das 1:0.
Die Old Boys reagieren stürmisch, erneut steht ihnen aber der Pfosten im Weg, diesmal nach einem Schuss von Ritter. Die Old Boys kommen zwar noch zu weiteren guten Gelegenheiten, die Kraft reicht aber nicht mehr für die Sensation. Der FC Basel spielt den weitgehend verunglückten Match nun zumindest halbwegs souverän runter und gewinnt. Wenigstens das, wenigstens eine Runde weiter.
So lief die Partie in der regulären Spielzeit
Das Wetter, die Stimmung auf den Rängen, die Würste – alles wunderbar. Nur das Spiel ist vor allem zu Beginn – na ja. Der FC Basel bemüht sich zwar um einen einigermassen geordneten Spielaufbau, doch er hat in der ungewohnten Zusammensetzung auch offensichtlich Mühe damit.
Die Old Boys halten erst gut mit und sind schon bald besser. Und sie kommen auch zu Grosschancen. Ein erstes Mal durch Rietmann. Doch er verzieht. Nach ihm scheitert Jakovljevic an Vailati. In der 20. Minute ist auch der FCB-Goalie nach einem Schuss von Müller geschlagen. Diesmal ist es die Latte, die den FCB vor dem Rückstand bewahrt.
Der grosse Favorit hat das Glück dringend nötig, da er vor allem in der Verteidigung neben den Schuhen steht. Ganz schwach – die linke Seite mit Voser und Adili.
Zu zwei, drei Chancen kommt allerdings auch der FC Basel in dieser ersten Halbzeit. Die beste hat Frei. Sein Kopfball landet ebenfalls an der Latte.
Ein entscheidender Pfiff
Die zweite Hälfte beginnt für den FC Basel etwas besser als die erste aufgehört hat: Nun ist der grosse Favorit immerhin ebenbürtig und er hat auch wieder Glück. In der 62. Minute fällt der Schiedsrichter einen wegweisenden Entscheid – einen umstrittenen jedenfalls. David Degen fällt – warum auch immer?– vor dem Strafraum, der Schiedsrichter pfeift – warum auch immer? – und zeigt Akdemir Gelb-Rot.
Danach spielt der FC Basel so, wie man es schon längst erwartet hätte: dominant – ohne wirklich zwingend zu sein. «Wir wänd me Ysatz gsee!», fordern die Fans in der Kurve. Die Spieler scheinen allerdings schon zu wollen, aber nur bedingt zu können an diesem Tag. Gut für sie, dass die Old Boys ab Mitte der zweite Halbzeit offensichtlich langsam müde werden. In der 88. Minuten müssen nun auch sie das Glück für sich beanspruchen: Seferagic kommt nach Vorarbeit von Philipp Degen aus rund 12 Metern zum Schuss, der an die Latte abgelenkt wird.
Das war die Ausgangslage – eine ganz besondere
Dieser Samstag ist einerseits sehr schön und andererseits deprimierend, zumindest aus der Perspektive der Old Boys: Da kommt der grosse FC Basel auf die Schützenmatte und mit ihm endlich auch einmal anständig Zuschauer. Darüber freut man sich, klar, der FC Basel ist ein Traumlos und doch ist die Aufgabe sportlich gesehen absolut aussichtslos.
Wobei: Ist nicht vielleicht gerade jetzt der günstigste Moment, um den scheinbar übermächtigen Gegner herauszufordern – nach dem Problemstart des FC Basel in der Meisterschaft, nach dem ganzen Theater um den inzwischen nach Augsburg abgeschobenen Raul Bobadilla und vor dem ach so wichtigen Qualifikationsspiel für die Champions League? Und kommt dann nicht auch noch hinzu, dass der FC Basel gegen den Erstligisten nur mit einem mehrbesseren B-Team antritt und nicht einmal seinen Chef Murat Yakin mitnimmt? (Der ist auf Dienstreise in Bulgarien, um Ludogorets Razgrad zu beobachten, den Gegner in der Champions-League-Qualifikation.)
Der Traum von der Machtübernahme
Ja, wann, wenn nicht jetzt, wird die Chance je wieder so gut sein, den FC Basel zu schlagen?! So wie heute vor 22 Jahren beim 4:0, damals, als die beiden Basler Mannschaften noch in der gleichen Liga spielten und die Old Boys schon von der Vorherrschaft in der Stadt träumten.
Doch dann rückten die Rotblauen die Verhältnisse wieder zurecht – unter anderem am 11. September 1993 beim 6:1-Triumph des FC Basel auf der Schützenmatte, als Massimo Ceccaroni sein Nullwinkel-Tor ins Lattenkreuz gelang.
Ja, wenn sogar «Cecca» hier schon einen Treffer erzielt hat, einen rein physikalisch schon fast unmöglichen, dann ist hier auf der Schützenmatte alles möglich.
Auch ein Sieg des kleinen BSC Old Boys gegen den grossen FC Basel.
Offen sagen, würde das selbstverständlich kein OB-Spieler. Sollen sie sich doch in Sicherheit wähnen, die Basler – und sich danach bös überraschen lassen!
Nun, ganz ist dies Taktik dann doch nicht aufgegangen. Aber fast.
BSC Old Boys–FC Basel 0:1 n. V. (0:0, 0:1)
Schützenmatte. – SR Gut. – 4384 Zuschauer
Tor: 94. Ivanov 0:1 (Er trifft aus dem Fünfmeterraum per Kopf nach einer Ecke Delgados).
Platverweis: 62. Akdemir (Gelb-Rot, Foul).
Verwarnungen: 34. Akdemir, 83. P. Degen, 84. Sauro, 89. Müller (alle Foul).
Old Boys: Oberle; Leuthard (ab 106. Ritter), D. Ritter, Akdemir, Müller; Felipe (ab 65. Saareima), Akbulut, Wurtzel, Jakovljevic; Rietmann (ab 81. Bartlomé), Mäder.
FC Basel: Vailati; P. Degen, Sauro, Ivanov, Voser; Frei, Jevtic (ab 90.+1 Aliji); D. Degen, Delgado, Adili (ab 58. Stocker); Andrist (ab 74. Seferagic).
Bemerkungen: OB ohne Golos (gesperrt). FCB ohne Trainer Yakin (auf Dienstreise), Serey Die, Streller, Ritter (alle verletzt), Schär (gesperrt), Xhaka (krank), Sommer, Safari und Salah (alle geschont). – 21. Lattenschuss Müller, 40. Lattenkopfball Frei, 88. Lattenschuss Seferagic, 96. Pfostenschuss D. Ritter.
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